by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Hat die Natur sich auch verschlechtert
Language: German (Deutsch)
Hat die Natur sich auch verschlechtert, Und nimmt sie Menschenfehler an? Mich dünkt, die Pflanzen und die Tiere, Sie lügen jetzt wie jedermann. Ich glaub nicht an der Lilje Keuschheit, Es buhlt mit ihr der bunte Geck, Der Schmetterling; er küßt und flattert Am End mit ihrer Unschuld weg. Von der Bescheidenheit der Veilchen Halt ich nicht viel. Die kleine Blum, Mit den koketten Düften lockt sie, Und heimlich dürstet sie nach Ruhm. Ich zweifle auch, ob sie empfindet, Die Nachtigall, das was sie singt; Sie übertreibt und schluchzt und trillert Nur aus Routine, wie mich dünkt. Die Wahrheit schwindet von der Erde, Auch mit der Treu ist es vorbei. Die Hunde wedeln noch und stinken Wie sonst, doch sind sie nicht mehr treu.
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Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Entartung", appears in Neue Gedichte, in Zeitgedichte, no. 8 [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Reiner Bredemeyer (1929 - 1995), "Entartung", published 1976, from Heine-Lieder: 15 Lieder, no. 7. [text not verified]
- by Kaspar Roeseling (1894 - 1960), "Hat die Natur sich auch verschlechtert", c1947, from Vier Chansons, no. 1. [text not verified]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
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