by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
An eine junge Sängerin
Language: German (Deutsch)
Our translations: FRE
Ach, noch einmal diese Töne, Die mir Flügel in das schöne Zauberland der Jugend sind! Laß sie schwellen voll und leise! Diese Weise Sang einst deine Mutter, Kind. Am Klavier dort in der Nische Saß sie, wenn des Abends Frische Klar ins offne Fenster drang; Golden wob's um ihre Locken, Und wie Glocken Schwebte wogend ihr Gesang. Ach, das war vor langen Jahren, Eh' ich in die Welt gefahren, Hoch im Sturm noch trieb mein Herz; Aber stets bei ihrem Liede Kam ein Friede In des Jünglings Lust und Schmerz. Grau jetzt, mit gedämpftem Feuer, Einsam kehr' ich; die mir teuer, Gingen alle fast zur Ruh'; Sie auch schläft, die süße Rose, Unterm Moose, Doch ihr Ebenbild bist du. Singe, Kind, und in die blauen Augen laß mich tief dir schauen! Jugendheimwärts träumt mein Sinn, Und von längst entschwundnen Lenzen Zieht ein Glänzen Durch die müde Brust dahin.
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "An eine junge Sängerin", appears in Spätherbstblätter, in Vermischte Gedichte [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Heinrich Weiß (1836 - 1914), "An eine junge Sängerin", op. 43 (Sechs Lieder für 1 Singstimme mit Pianoforte) no. 4, published 1880 [ voice and piano ], Dresden, Ries [sung text not yet checked]
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "À une jeune chanteuse", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-11-08
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