by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)
Bewundert viel und viel gescholten
Language: German (Deutsch)
Bewundert viel und viel gescholten, Helena, Vom Strande komm' ich wo wir erst gelandet sind, Noch immer trunken von des Gewoges regsamem Geschaukel, das vom phrygischen Blachgefild uns her Auf sträubig-hohem Rücken, durch Poseidons Gunst Und Euros Kraft in vaterländische Buchten trug. Laßt mich hinein! und alles bleibe hinter mir Was mich umstürmte bis hieher, verhängnisvoll. Ist viel geschehen, was die Menschen weit und breit So gern erzählen, aber der nicht gerne hört Von dem die Sage wachsend sich zum Mährchen spann. Laßt mich hinein! Laßt mich hinein! Komm' ich als Gattin? komm' ich eine Königin? Komm' ich ein Opfer für des Fürsten bittern Schmerz? Erobert bin ich, ob gefangen, weiß ich nicht! Das Übel, das ich brachte, darf ich nicht bestrafen. Weh mir! Welch streng Geschick Verfolgt mich, überall der Männer Busen So zu betören, dass sie weder sich Noch sonst ein Würdiges verschonten. Raubend jetzt, verführend, fechtend, hin und her entrückend, Halbgötter, Helden, Götter, ja Dämonen, Sie führten mich im Irren her und hin. Einfach die Welt verwirrt ich, doppelt mehr; Nun dreifach, vierfach bring ich Not auf Not. Ich fühle mich so fern und doch so nah Und sage nur zu gern: Da bin ich! Da! Ich scheine mir verlebt und doch so neu, Ich dich verwebt, dem Unbekannten treu.
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), appears in Faust, in Der Tragödie zweiter Teil (Part II), Act III [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Manfred Trojahn (b. 1949), "Bewundert viel und viel gescholten", 2008. [voice and piano] [ sung text verified 1 time]
Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]
This text was added to the website: 2012-03-20
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Word count: 213