by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
Es stand in meinem Hage
Language: German (Deutsch)
Es stand in meinem Hage Ein Eichbaum kronenlos; Von jähem Wetterschlage Zerspalten war sein Schoß. Ihn schmückten keine Blätter, Kein Vöglein kam ihm nah, Er stand in Sonn' und Wetter Ein dunkler Riese da. Und sah ich fern ihn ragen, Geschah mir's wie ein Leid; Ich schaut' in ihm zerschlagen Die deutsche Herrlichkeit. Doch als mit Braus gefahren Der Frühling heuer kam, Mocht' ich am Baum gewahren Ein Zeichen wundersam. Von neuer Kraft durchquollen Urplötzlich trieb der Schaft, Die knorr'gen Zweige schwollen Getränkt von üppigem Saft; Hervor brach unverdrossen In tausend Knospen bald, In tausend lichten Sprossen Des Lebens Urgewalt. Und wo noch jüngst vom Stamme So kahl die Äste sahn, Schien eine grüne Flamme Zu spielen himmelan. Und wie der Wind die Zungen Der Flamme rauschend bog, Und wie die Vögel sungen Im dichten Laubgewog, Da kam auf mich hernieder Ein frischer Hoffnungstraum: Getrost! So grünt auch wieder Dereinst des Reiches Baum.
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Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Neue Gedichte, in Lieder aus alter und neuer Zeit, no. 16 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by August Friedrich Martin Klughardt (1847 - 1902), "Es stand in meinem Hage", op. 29 (Vier Gesänge für 1 tiefere Stimme mit Pianoforte) no. 2, published 1886 [ low voice and piano ], Berlin, Sulzer [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2012-05-26
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