Es stand eine Lind' im tiefen Thal
Language: German (Deutsch)
Es stand eine Lind' im tiefen Thal, Wohl oben breit und unten schmal; Worunter zwei Verliebte saßen, Vor Liebe ihr Leid vergaßen. "Feins Liebchen, wir müssen von einander, Ich muß noch sieben Jahre wandern." "Mußt du noch sieben Jahre wandern, Nehm' ich mir keinen andern." Und als die sieben Jahr um waren Sie meinte ihr Liebchen käm' bald; Da ging sie in den Garten, Ihr Feinsliebchen zu erwarten. Sie ging wohl in ein grünes Holz, Da kam ein Reuter geritten stolz: "Gott grüß' dich, Mädchen feine, Was machst du hier alleine?" "Sind dir dein Vater oder Mutter gram, Oder hast du heimlich einen Mann?" -- "Mein Vater und Mutter sind mir nicht gram, Ich hab' auch heimlich keinen Mann." "Gestern war's drei Wochen über sieben Jahr, Daß mein Feinsliebchen ausgewandert war." -- "Gestern bin ich geritten durch eine Stadt, Wo dein Feinsliebchen Hochzeit hatt'." "Was thust du ihm denn wünschen an, Daß er seine Treu' nicht gehalten hat?" -- "Ich wünsch' ihm all' das Beste, So viel der Baum hat Äste, "Ich wünsch' ihm so viel Glücke fein, So viel wie Stern' am Himmel sein, "Ich wünsch' ihm so viel gute Zeit, So viel wie Sand am Meere breit." Was zog er von dem Finger sein? Ein feines gold'nes Ringelein: Er warf den Ring in ihren Schooß, Sie weint', daß ihr das Auge floß. Was zog er aus seiner Taschen? Ein'n Tuch schneeweiß gewaschen. "Trockn' ab, trockn' ab dein' Äugelein, Du sollst fürwahr mein eigen sein. "Ich wollt' dich nur versuchen, Ob du würd'st schwören oder fluchen; "Hätt'st du einen Schwur oder Fluch gethan, Von Stund' an wär' ich geritten davon."
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Confirmed with Sammlung deutscher Volkslieder, ed. by Johann Gustav Büsching and Friedrich Heinrich von der Hagen, Berlin: Friedrich Braunes, 1807, pages 193 - 196.
Text Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , "Liebesprobe" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Innocenz Schmitt-Blank (1830 - 1882), "Die Lind' im Thale", op. 6 no. 3, published 1877 [ voice and piano ], from Drei Liebesgesänge für 1 Singstimme mit Pianoforte, no. 3, Berlin, W. Müller [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Melanie Trumbull
This text was added to the website: 2021-12-15
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