Meinen Traum vernimm, o Seele
Und der Schönheit Göttin fromm.
Träumte mir im Schlaf, ich wäre
Eines Nachts mit dir ganz froh.

In ’nem wunderschönen Garten
Wandelten wir zwei als Paar.
Alle Himmelssterne strahlten,
Und du schautest sie dir an.
 
Und ich fragte: Sternlein, meldet,
Ist denn eins von euch da hoch,
Das genauso prächtig glänzet
Wie der Liebsten Augen bloß?

Sagt mir, habt ihr je gesehen
Sonst so fein’ und schönes Haar,
Solche Hände, solche Schenkel,
Solch ein Antlitz engelhaft?

Schön ist dieser Leib, dass jeder
Ihn erblickt und gleich sich fragt,
–Ist denn etwa da ein Engel–
Wo er seine Flügel hat.

Als ich dieses Wort gesprochen,
Schien es mir, ich hätt’ erblickt
Andre Mädel, voll umflossen
Von des Vollmonds hellem Licht.

Munter tanzten sie zusammen,
Wogten Hände weiß und blank,
Und mit großem Eifer rangen
Um mein’ Herzensgunst ganz hart.

Deine Lippe dann vernahm ich
Fragend, ob ich sie begehr’:
Na, wie sind sie denn? Und sagt’ ich:
Hässlich sind sie allzu sehr.

Darauf kam von dir ein Lachen,
Engelhaft und himmlisch nett,
Dass mir schien, gesehn zu haben
Aufgemacht das Sternenzelt.

Und ich nahm dich dann beiseite,
Dicht an einem Rosenstrauch,
Langsam fiel ich dir zur Seite,
Und in weiße Arme auch.

Immer jedes neue Küsschen,
Das du, meine Seele, gabst,
Ließ auch seine Rose sprießen
An des Rosenbusches Ast.

Allnächtlich erblühten Rosen
Bis zur Morgenröte’ Licht,
Und wir waren noch beim Kosen,
Und mit bleichem Angesicht.

Davon träumt’ ich, meine Seele,
Und es liegt nun mehr an dir:
Mach, dass es zur Wahrheit werde,
Denk und träume auch von mir.