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by Walter Calé (1881 - 1904)

Die Stunde, da ich dich zuerst ersah
Language: German (Deutsch) 
O daß ich fände dich in solcher Nacht,
dich Müde, unter Wipfeln Wandelnde!
Wie stüßt' ich gerne deinen schweren Gang,
wie höb' ich gerne dich an Brust und Arm,
wie trug' ich gerne dich in Haus und Dach,
daß du geborgen froh im Sturme seist!

O daß ich fande dich in solcher Nacht,
dich Hehre, unter Sternen Wandelnde!
Wie sant' ich gerne an des Weges Nand,
wie preßt' ich gerne in den Staub die Stirn,
wie strömt' ich gerne Blut und Leben aus
vor dir in Dunkel hin in Sand und Nacht!

                                 ---------------
Was soll der armen Seele weiter frommen?
Sie beugt ihr Haupt und leidet nur den Sturm.
Um dich, was litte sie nicht still und gerne!

Und will der leßte Tropfen Blutes rinnen
der Seele der am Wege Sterbenden,
noch einmal hebe dann die schwere Wimper
entschleiernd, deines Strahlenauges Wonne
herabzutauen auf die Scheidende.

Und nur ein Jauchzen soll ihr Sterben sein,
ein Gutenacht vor träumevollem Schlaf,
und lächelnd schläft sie, wie ein sel'ges Kind.

                                 ---------------
Die Stunde, da ich dich zuerst ersah,
mein Bruder, höre, solches war die Stunde:

Ich sahe dich, und alle Menge wogte,
du ragtest über, und du sahest nicht.
Ich sahe dich, du schrittest ohne Pfade
und schrittest sicher, und du sahest nicht.
Ich sahe dich, und deine Blicke schimmern
von andern Sonnen, und du sahest nicht.
Ich sahe dich, und deine Lippen bebten
von andern Lauten, und du sahest nicht.
Ich sahe dich und sah [in]1 jener Stunde:
du bist der Fremde, und der einsam ist.
Ich sahe dich und sah in jener Stunde
zu Häupten deinen Kranz und liebte dich!

                                 ---------------
Da ich des Abends meine Wege schreite
so friedenvoll und selig deines Bildes,
kam mir ein Lied der hohen Liebe also :

Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele.
Auf deinen Lippen nimmer meine Lippen,
nur deinen Hånden neig' ich meine Lippen.

Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele.
In deinen Armen nimmer meine Arme,
nur deine Hände fühlen meine Stirne.

Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele.
Nicht deinem Schoße wird es sich erbringen,
in Leuchten nur gebar es meine Stirne.

Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele.
Die andern hebt der Strom und trägt und schlingt,
wir aber ragen voller großer Ruhe
- zwei Klippen -- einsam gegen allen Strom.

                                 ---------------
Du standest vor der großen roten Sonne
― ein schwarzes Bildnis auf dem Flammengrunde —
und hattest deine beiden Arme offen,
gleichwie gekreuzigt in der roten Sonne;
und als ich aus des Waldes Wipfeln trat
an Weges Ende, und du sahest mich,
da stieg ein Leuchten auf in deinen Zügen,
und Lächeln wob um deine sel'gen Lippen
und bliebest in Verklärung regungslos
und ohne Gruß zu mir:
                                                                Ich aber weiß,
noch stehest du und harrst und leuchtest nur
bald aber wirst du mir entgegenkommen,
die Arme offen vor der großen Sonne,
langsam und lieblich wie ein schwebend Bild.

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•   J. Müller-Hermann 

J. Müller-Hermann sets stanzas 6-7

View original text (without footnotes)

Confirmed with Walter Calé, Nachgelassene schriften von Walter Calé, S. Fischer, 1914, p.100

1 Müller-Hermann: "zu"

Text Authorship:

  • by Walter Calé (1881 - 1904), "..die Stunde, da ich dich zuerst ersah..", appears in Nachgelassene Schriften [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Johanna Müller-Hermann (1878 - 1941), "Die Stunde, da ich dich zuerst ersah", op. 18 (Acht Lieder nach Walter Calé) no. 2 (1914), published 1915, first performed 1914/1916, stanzas 6-7 [ voice and piano or orchestra ], Wien: Universal Edition [sung text checked 1 time]

Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Johann Winkler , Joost van der Linden [Guest Editor]

This text was added to the website: 2023-10-26
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