Von Sternen glitt ein stummer Funke und sank in warme Erdennacht; ihn griff das Spiel der lauen Winde und wog ihn sacht und trug ihn sacht. Ich fing ihn mit den stillsten Händen: er war nur Glut, doch Flamme nicht. So hob ich ihn auf deinen Scheitel, da ragst du nun und strahlst ein Licht!
Acht Lieder nach Walter Calé , opus 18
by Johanna Müller-Hermann (1878 - 1941)
1. Von Sternen glitt ein stummer Funke  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften
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Confirmed with Nachgelassene schriften von Walter Calé, S. Fischer, 1914, p.74.
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2. Die Stunde, da ich dich zuerst ersah  [sung text not yet checked]
O daß ich fånde dich in solcher Nacht, dich Müde, unter Wipfeln Wandelnde! Wie stüßt' ich gerne deinen schweren Gang, wie höb' ich gerne dich an Brust und Arm, wie trug' ich gerne dich in Haus und Dach, daß du geborgen froh im Sturme seist! O daß ich fande dich in solcher Nacht, dich Hehre, unter Sternen Wandelnde! Wie sant' ich gerne an des Weges Nand, wie preßt' ich gerne in den Staub die Stirn, wie strömt' ich gerne Blut und Leben aus vor dir in Dunkel hin in Sand und Nacht! --------------- Was soll der armen Seele weiter frommen? Sie beugt ihr Haupt und leidet nur den Sturm. Um dich, was litte sie nicht still und gerne! Und will der leßte Tropfen Blutes rinnen der Seele der am Wege Sterbenden, noch einmal hebe dann die schwere Wimper entschleiernd, deines Strahlenauges Wonne herabzutauen auf die Scheidende. Und nur ein Jauchzen soll ihr Sterben sein, ein Gutenacht vor träumevollem Schlaf, und lächelnd schläft sie, wie ein sel'ges Kind. --------------- Die Stunde, da ich dich zuerst ersah, mein Bruder, höre, solches war die Stunde: Ich sahe dich, und alle Menge wogte, du ragtest über, und du sahest nicht. Ich sahe dich, du schrittest ohne Pfade und schrittest sicher, und du sahest nicht. Ich sahe dich, und deine Blicke schimmern von andern Sonnen, und du sahest nicht. Ich sahe dich, und deine Lippen bebten von andern Lauten, und du sahest nicht. Ich sahe dich und sah in jener Stunde: du bist der fremde, und der einsam ist. Ich sahe dich und ſah in jener Stunde zu Haupten deinen Kranz und liebte dich! --------------- Da ich des Abends meine Wege schreite so friedenvoll und selig deines Bildes, kam mir ein Lied der hohen Liebe also : Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele. Auf deinen Lippen nimmer meine Lippen, nur deinen Hånden neig' ich meine Lippen. Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele. In deinen Armen nimmer meine Arme, nur deine Hände fühlen meine Stirne. Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele. Nicht deinem Schoße wird es sich erbringen, in Leuchten nur gebar es meine Stirne. Dein Leib sei heilig, heilig deine Seele. Die andern hebt der Strom und trägt und schlingt, wir aber ragen voller großer Ruhe - zwei Klippen -- einsam gegen allen Strom. --------------- Du standest vor der großen roten Sonne ― ein schwarzes Bildnis auf dem Flammengrunde — und hattest deine beiden Arme offen, gleichwie gekreuzigt in der roten Sonne; und als ich aus des Waldes Wipfeln trat an Weges Ende, und du sahest mich, da stieg ein Leuchten auf in deinen Zügen, und Lächeln wob um deine sel'gen Lippen und bliebest in Verklärung regungslos und ohne Gruß zu mir: Ich aber weiß, noch stehest du und harrst und leuchtest nur bald aber wirst du mir entgegenkommen, die Arme offen vor der großen Sonne, langsam und lieblich wie ein schwebend Bild.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), "..die Stunde, da ich dich zuerst ersah..", appears in Nachgelassene Schriften
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Confirmed with Walter Calé, Nachgelassene schriften von Walter Calé, S. Fischer, 1914, p.100
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4. Abendstunde  [sung text not yet checked]
Es weht dein ferner Atem mich sachte kühlend an. Ganz tief lieg' ich verwoben in dieser Stunde Bann. Und alles unser Wissen zerrinnt in Abendglut, von allen unsern Worten bleibt eins nur: sei mir gut!
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), "Abendstunde"
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Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 71
It’s from the section called "Gedichte (1899-1904)."Research team for this page: Sharon Krebs [Guest Editor] , Harry Joelson
5. Du gabst mir deine Hand  [sung text not yet checked]
Du gabst mir deine Hand, da fühl' ich dich, und nichts mehr fühl' ich als den Druck der Hand. Denn nur ein Hauch sind deine Worte mir, ein toter Hauch, und meine Worte dir ; und deine Arme, die du um mich schlangest, sie spür' ich fern, und deines Lebens Strom, der pocht und pocht, verrinnt mir unerkannt, und keine Brücke ist von Mensch zu Mensch.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title
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Confirmed with Walter Calé, Nachgelassene schriften von Walter Calé, S. Fischer, 1914, p.97
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6. Es goß mein volles Leben sich  [sung text not yet checked]
Es goß mein volles Leben sich selig vor dir aus, in Arme magst du's heben und tragen in dein Haus. All Leid und alles Wissen ihm abgeworfen sind, es harret deiner Winke, es ist nur wie ein Kind. Es will dich ganz umschlingen, tauchen ins Auge dein und trunken bei dir singen: "Wir werden Eines sein."
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), no title, appears in Nachgelassene Schriften, in Lieder (1902-1903)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2016, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 78
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7. Eine liebe Stunde  [sung text not yet checked]
Und eine liebe Stunde kam gegangen und schmiegt ihr Haupt sehnsüchtig an mein Knie. Ich streichle ihre feinen blassen Wangen, und auf die dunkeln Augen füß ich sie. Von bunten Träumen laß ich mich nicht locken, ich denke nur wie an ein leises Lied. Von ferne lauten manche Silberglocken, weil eine liebe Stunde vor mir kniet.
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), "Eine liebe Stunde"
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Confirmed with Walter Calé, Nachgelassene schriften von Walter Calé, S. Fischer, 1914, p.59
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8. Encore  [sung text not yet checked]
Nun bist du ruhig, liebes Herz, Die Schmerzen gleiten nur so von weiten noch heimatwärts. Das waren trübe Zeiten. Schon wacht der Mond am Himmel lang. Mir quillt versonnen aus Seelenbronnen ein kühler Sang von neuen Liebeswonnen. Was sing' ich denn die trübe Nacht? [Laßt]1 uns doch warten! Bald kommt in Fahrten von hoher Pracht der Tag in unsern Garten. Die [böse]2 Sehnsucht ist mir tot. Der Tag will schlingen um mich ein Klingen. Glück wuchs aus Not. Wie will ich fröhlich singen!
Authorship:
- by Walter Calé (1881 - 1904), "Encore", appears in Nachgelassene Schriften, in Gedichte (1899-1904)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Luise Haessler) , "Encore"
Confirmed with Nachgelassene Schriften von Walter Calé. Mit einem Vorwort von Fritz Mauthner, herausgegeben und eingeleitet von Arthur Brückmann, Dritte Auflage, Berlin: S. Fischer Verlag, 1910, page 53, from the section called "Gedichte (1899-1904)."
1 Weigl: "Laß"2 Weigl: "öde"
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