by Andreas Gryphius, né Greif (1616 - 1664)
Menschliches Elende
Language: German (Deutsch)
Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen, Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit, Ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid, Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen. Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen. Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid Und in das Toten-Buch der großen Sterblichkeit Längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen. Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt Und wie ein Strom verscheußt, den keine Macht aufhält, So muß auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden. Was itzund Athem holt, muß mit der Luft entfliehn, Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn. Was sag ich? Wir vergehn wie Rauch von starken Winden.
Note: modernized form.
Text Authorship:
- by Andreas Gryphius, né Greif (1616 - 1664), "Menschliches Elende", written 1637 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Klaus Miehling (b. 1963), "Menschliches Elende", op. 324 no. 1 (2021) [ SSAATB chorus ], from De conditione humana. Fünf Chorlieder (SSAATB) nach Texten des 17., 18. und 21. Jahrhunderts, no. 1 [sung text checked 1 time]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2025-05-03
Line count: 14
Word count: 124