Was sind wir Menschen doch! Ein Wohnhaus grimmer Schmerzen, Ein Ball des falschen Glücks, ein Irrlicht dieser Zeit, Ein Schauplatz herber Angst, besetzt mit scharfem Leid, Ein bald verschmelzter Schnee und abgebrannte Kerzen. Dies Leben fleucht davon wie ein Geschwätz und Scherzen. Die vor uns abgelegt des schwachen Leibes Kleid Und in das Toten-Buch der großen Sterblichkeit Längst eingeschrieben sind, sind uns aus Sinn und Herzen. Gleich wie ein eitel Traum leicht aus der Acht hinfällt Und wie ein Strom verscheußt, den keine Macht aufhält, So muß auch unser Nam, Lob, Ehr und Ruhm verschwinden. Was itzund Athem holt, muß mit der Luft entfliehn, Was nach uns kommen wird, wird uns ins Grab nachziehn. Was sag ich? Wir vergehn wie Rauch von starken Winden.
De conditione humana. Fünf Chorlieder (SSAATB) nach Texten des 17., 18. und 21. Jahrhunderts
by Klaus Miehling (b. 1963)
1. Menschliches Elende
Text Authorship:
- by Andreas Gryphius, né Greif (1616 - 1664), "Menschliches Elende", written 1637
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Note: modernized form.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
2. Der Mensch ist vergänglich
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Text Authorship:
- by Anonymous / Unidentified Author
Based on:
- a text in Italian (Italiano) by Giacomo Badoaro (1602 - 1654)
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3. Gesang der Geister über den Wassern
Des Menschen Seele Gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, Zum Himmel steigt es, Und wieder nieder Zur Erde muß es, Ewig wechselnd. Strömt von der hohen, Steilen Felswand Der reine Strahl, Dann stäubt er lieblich In Wolkenwellen Zum glatten Fels, Und leicht empfangen, Wallt er verschleiernd, Leisrauschend, Zur Tiefe nieder. Ragen Klippen Dem Sturz' entgegen, Schäumt er unmuthig Stufenweise Zum Abgrund. Im flachen Bette Schleicht er das Wiesenthal hin, Und in dem glatten See Weiden ihr Antlitz Alle Gestirne. Wind ist der Welle Lieblicher Buhler; Wind mischt vom Grund aus Schäumende Wogen. Seele des Menschen, Wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, Wie gleichst du dem Wind!
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Gesang der Geister über den Wassern", written 1779, first published 1789
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2019, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Gezang der geesten over de wateren", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Shawn Thuris) , "Song of the spirits over the waters", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Chant des esprits sur les eaux", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto degli spiriti sopra le acque", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
- NOR Norwegian (Bokmål) (Marianne Beate Kielland) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
4. Hyperions Schiksaalslied
Ihr wandelt droben im Licht Auf weichem Boden, selige Genien! Glänzende Götterlüfte Rühren euch leicht, Wie die Finger der Künstlerin Heilige Saiten. Schicksallos, wie der schlafende Säugling, atmen die Himmlischen; Keusch bewahrt In bescheidener Knospe, Blühet ewig Ihnen der Geist, Und die seligen Augen Blicken in stiller Ewiger Klarheit. Doch uns ist gegeben, Auf keiner Stätte zu ruh'n; Es schwinden, es fallen Die leidenden Menschen Blindlings von einer Stunde zur andern, Wie Wasser von Klippe Zu Klippe geworfen, Jahrlang in's Ungewisse hinab.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Hyperions Schicksalslied", written 1798, appears in Gedichte 1784-1800
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Cançó del destí", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- DUT Dutch (Nederlands) [singable] (Lau Kanen) , "Hyperions noodlotslied", copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright © 1995
- ENG English (John Glenn Paton) , "Hyperion's Song of Fate", copyright © 2004, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Canto del destino di Iperione", copyright © 2008, (re)printed on this website with kind permission
Note: Hyperion is the title character of an unfinished novel in which Hölderlin wrote about the Greek struggle for independence from the Turks.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Törichter Vergleich
O törichter Mensch, was vergleichst Du Dein Leben Mit der Jahreszeiten Lauf! Ein Lenz sei der Jugend erwartendes Streben, Es folge ein tatvoller Sommer darauf. Ein Herbst sei die Ernte nach mühvollen Jahren, Ein Winter das Alter – wenn wir‘s denn erfahren. Doch gibt die Natur uns in ewiger Runde Nach Winters Entbehrung vom Lenz wieder Kunde. Du aber, Mensch, Du hoffest vergebens: Auf den Winter Deines Lebens Folgt kein Lenz mit Blüten rot; Auf den Winter Deines Lebens Folgt allein der ew'ge Tod.
Text Authorship:
- by Klaus Miehling (b. 1963), copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
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