Im schönen Land Tirol Hab ich mir lassen sagen, Was da sich zugetragen Vor langen Jahren wohl. Einsmals ein Jägersmann Geht irr in wilden Gründen, So daß er lange finden Wohl keinen Ausweg kann. Er kommt an einen Teich Mit spiegelklarer Welle, Draus deine sanfte Helle Ihn anlockt Monden gleich. Und siehe klar und mild, Ist wie gemalt im blauen Gewässer zu erschauen Ein Muttergottesbild. Bald strömt viel Volks herzu Zum Wunderbild im Teiche, Und Alle sehn das Gleiche, Das Bild steht fest in Ruh. Sie suchen, ob im Grund Ein solches Bild wohl liege, Das oben seine Züge Im Abglanz tue kund. Doch all vergebens war, So daß wohl viele meinen, Vom Himmel widerscheinen Das Bildnis müsse gar. Ein Kirchlein bauen dort Am Teiche fromme Leute, Und ist daselbst noch heute Ein heilger Wallfahrtsort.
Legende, Heft V , opus 37
by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Das Muttergottesbild im Teiche  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Friedrich Gottlob Wetzel (1779 - 1819)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Moosröslein  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
In tiefster Schlucht, in Waldesschoß Entsproßt das grüne zarte Moos, Ein Teppich, sammetweich. Den Blicken zeigt es sich nur klein, Doch schließt sein Bau ein Wunder ein Von Wipfel, Laub und Zweig. Zu Rosenglut, zu Waldesgrün Schaut's niedre Moos und seufzt: "Solch Blüh'n Gab mir der Himmel nicht! Viel Tritte rauschen über mir Und nicht ein Auge sieht mich hier, Denn Alle lockt das Licht!" Und sieh! da kommt im Abendschein Der Heiland wandelnd durch den Hain Mit bleichem Angesicht. Mit wundem Fuß er weiter mußt', Da fühlt' er's weiche Moos mit Lust Zu seinen Füßen dicht. Er kam erst durch die Wüste her, Da brannten Sand und Sonne sehr, Nun kühlt das sanfte Moos. Da spricht der Heiland: "Vaters Hand Hat solche Lieb' auf dich gewandt In Zartheit ernst und groß! Welch Auge mag so blöde sein, Erkennt nicht in der Kleinheit dein Des Schöpfers Macht und Huld? Du zierlich Kraut, so unbeacht't, Auch dein der Vater hat gedacht, Dein Loos trag mit Geduld!" Dies Wort bringt Jesus kaum hervor, Da sproßt es aus dem Moos hervor, Ein Röslein wundermild. Moosröslein wird es bald genannt, Das blühet nun in jedem Land, Der Demut süßes Bild! Ein Leid des Heilands hat's versüßt Und sanft die Füße ihm geküßt, Deß wurd' ihm solcher Lohn. O Herz, bleib immer treu und weich, Bist du bedrückt, dem Moosegleich, Dann knospt die Rose schon!
Authorship:
- by Wilhelmina Christiane von Chézy, née Klencke (1783 - 1856)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Das Paradies in der Wüste  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
"Mein Freund Antonius, der Vater mir und Lehrer war, mit dem ich lebenslang in weitester Entfernung ungetrennt Ein Herz und Eine Seele war, der huntertjähr'ge Greis, das saget mir mein Geist, ist jetzt gestorben! Noch einmal wollt' ich ihn im Leben sehn, nur einmal ihn noch sehn. Wohlan, ich will die Stäte sehen, wo er lebtete und starb, wo er lebete und starb." So sprach zu sich Hilarion Palestina, der, wie sein Antonius, der Armen Freund, ihr Arzt, ihr Trost, sich selber aber hart und strenge war. Er zog zur Thebaide. Durch grause Wüsten ging er... Siehe, da erhob sich ein Fels, aus dem Felsen sprang ein heller Bach, umschattet rings von Palmen, am Felsen hob sich eine Traubenwand empor; wohl ausgehauen leitete ein Schneckenpfad die Höh hinauf; im Teich des Baches spielten Fische; Kräuter blühten, und viele gesunde Früchte prangten im Garten, ringsum, ringsum ein Elysium. Verjünget wanderte Hilarion hin und daher, stieg auf und ab, ihm sangen die Vögel, die einst mit Antonius Loblieder angestimmt, den Freundesgruß. Des Greises edle Jünger zeigten ihm jedweden Lieblingsort des Heiligen, dem sie gedienet. Coro: Hier, hier betet' er. Auf dieser Höhe sang er Hymnen. Dort pflegte er zu ruhn. Hier arbeitet' er. Den Palmenhain hat er gepflanzet,... er die Reben sich er zogen. Diesen Teich hat er mit eigner Hand umdämmert. Hier die Bäum' und Kräuter dieses Gartens sind des guten Greises Kinder. Dies Gerät gebrauchte seine Hand. Komm her und sieh, das ist die Hütte, wo er sich dem Volk, das zu ihm strömte, dann und wann entzog. Hilarion: Wohl, so zeiget mir sein Grab! Coro: Sein Grab ist nirgend, wir versprachen ihm, es Keinem je zu zeigen, Hilarion: denn der Mensch ist Staub, sprach er, und muß zu Staube werden. Coro: Denn der Mensch ist Staub, sprach er, und muß zu Staube werden; Feind war er jeder leichenehrenden Ägyptischen Abgötterei. Hilarion: Er ruhe da, wo er ruht. Coro: O bleibe du bei uns, o bleibe, bleibe bei uns, du, sein Freund und Schüler, bist Antonius anjetzt der Christenheit! Hilarion: Das bin ich nicht! Der Heil'ge lebt bei Gott, sein Geist in tausend Herzen, auch in dem eurigen! Antonius ist nicht begraben, er, der rings die Seele war in dieser weiten regen Gottesstadt! Antonius' geweihte Höhe zu bewohnen geziemt mir nicht. Lebt alle wohl! Ihr Brüder, und ihr Palmenbäume, Bach und Teich und Garten, jede Frucht, die er gepflanzet, ihr, seine Vögel, lebet wohl! Ich nehme mir sein fröhlich Angesicht, sein fröhlich Herz aus dieser Wüste mit, durch sie wird jede Wüste ein Paradies. Coro: Durch sie wird jede Wüste ein Paradies.
Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) (W. Kommer) , "The paradise in the desert", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission