Ein Goldschmied in der Bude stand Bei Perl' und Edelstein. »Das beste Kleinod, das ich fand, Das bist doch du, Helene, Mein teures Töchterlein!« Ein schmucker Ritter trat herein: »Willkommen, Mägdlein traut! Willkommen, lieber Goldschmied mein! Mach mir ein köstlich Kränzchen Für meine süße Braut!« Und als das Kränzlein war bereit Und spielt' in reichem Glanz, Da hängt' Helen' in Traurigkeit, Wohl als sie war alleine, An ihren Arm den Kranz. »Ach! wunderselig ist die Braut, Die's Krönlein tragen soll. Ach! schenkte mir der Ritter traut Ein Kränzlein nur von Rosen, Wie wär' ich freudenvoll!« Nicht lang, der Ritter trat herein, Das Kränzlein wohl beschaut': »O fasse, lieber Goldschmied mein! Ein Ringlein mit Demanten Für meine süße Braut!« Und als das Ringlein war bereit Mit teurem Demantstein, Da steckt' Helen' in Traurigkeit, Wohl als sie war alleine, Es halb ans Fingerlein. »Ach! wunderselig ist die Braut, Die's Ringlein tragen soll. Ach! schenkte mir der Ritter traut Nur seines Haars ein Löcklein, Wie wär' ich freudenvoll!« Nicht lang, der Ritter trat herein, Das Ringlein wohl beschaut': »Du hast, o lieber Goldschmied mein! Gar fein gemacht die Gaben Für meine süße Braut. Doch daß ich wisse, wie ihr's steh', Tritt, schöne Maid, herzu! Daß ich an dir zur Probe seh' Den Brautschmuck meiner Liebsten, Sie ist so schön, wie du.« Es war an einem Sonntag früh, Drum hatt' die feine Maid Heut angetan mit sondrer Müh', Zur Kirche hinzugehen, Ihr allerbestes Kleid. Von holder Scham erglühend ganz Sie vor dem Ritter stand. Er setzt' ihr auf den goldnen Kranz, Er steckt' ihr an das Ringlein, Dann faßt' er ihre Hand. »Helene süß, Helene traut! Der Scherz ein Ende nimmt. Du bist die allerschönste Braut, Für die ich's goldne Kränzlein, Für die den Ring bestimmt. Bei Gold und Perl' und Edelstein Bist du erwachsen hier, Das sollte dir ein Zeichen sein, Daß du zu hohen Ehren Eingehen wirst mit mir.«
2 Balladen , opus 8
by Carl Loewe (1796 - 1869)
1. Goldschmieds Töchterlein
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Johann Ludwig Uhland (1787 - 1862), "Des Goldschmieds Töchterlein", Cotta, Stuttgart & Tübingen, first published 1835
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "La fille de l'orfèvre", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
2. Der Mutter Geist
Language: German (Deutsch)
Herr Dÿring ritt wohl durch das Land, Und freit eines zweiten Weibes Hand. Führt heim die Braut, die er sich erfreit: Das war eine böse und grimmige Maid. Sie trat in den Schloßhof, da standen umher Die sieben Kindlein und weineten sehr. Die Kindlein standen in Furcht und Leid, Mit zornigem Aug schaut auf sie die Maid. Sie gab den Kindlein nicht Brot noch Bier: "Soll Hunger und Haß nur haben von mir!" Sie nahm den Kindlein die Bettlein neu: "Sollt liegen alle sieb'n auf nackter Streu!" Nahm ihnen das große Wachslicht fort: "Sollt liegen allnächtlich am finstern Ort!" 'S war spät in der Nacht, und der Kindlein Gewein Drang bis zur Mutter ins Grab hinein. Und als es vernahm unter der Erde die Frau: "Ich muß gehn und nach meinen Kindern schaun!" Und stöhnte zum Herrn mit brünstigem Flehn: "Laß, Herr, mich zu meinen Kindlein gehn!" Sie bettelt so sehr und bettelt so lang, Bis der Herr ihr endlich gewährte den Gang. Sie hob sich und schwang sich mit starkem Gebein, Das spaltet Gemäuer und Marmorstein. Und als sie sich nahte dem Hofe alsbald, Der Hunde Geheul die Luft durchschallt. Und als sie kam an des Schloßes Tor, Ihre älteste Tochter stand davor. "Was stehst du hier, liebe Tochter mein? Wo sind deine kleine Brüder und Schwesterlein?" "Bist wahrlich ein Weib so schön und fein, Doch bist du nicht liebe Mutter mein!" "Oh! wie sollt ich sein schön und fein? Tief in der Erd' ist mein Kämmerlein!" "Meine Mutter war weiß mit Wängelein rot, Doch du bist bleicher als der Tod!" "Oh! wie sollt ich sein weiß und rot? Bin ja schon so lange kalt und tot!" Und als sie kam in die innerste Hall, Da lagen die Kindlein und weineten all! Sie kleidet das Eine und reinigt den Rock, Sie kämmt und glättet des Andern Gelock, Das Dritte wiegete sie auf ihrem Knie, Das Vierte eyte und streichelte sie. Das Fünfte nimmt auf den Schoß sie und Arm, Das Sechste herzte am Busen sie warm... Und wandt sich zur Tochter und sprach zu ihr: "Geh, heiß Jungherr Dÿring kommen zu mir!" Und als der Jungherr trat ins Gemach, Mit zornigem Mute sie also sprach: "Ich ließ dir in Fülle Bier und Brot, Meine Kindlein sterben vor Hunger und Not! Ich ließ ihnen blaue Bettlein neu, Meine Kindlein liegen auf nackter Streu! Ich ließ eine Menge großer Wachslicht dir, Meine Kindlein liegen im Finstern hier! So oft ich kehre zu dir zurück, Sei Sorg und Angst und Fluch dein Geschick! Und du, o Hündlein, wache mir du, Daß Keiner den Kindlein ein Leides tu!" Und wenn sie hörten knurren den Hund, So reichten sie den Kindlein Nahrung zur Stund. Und vor dem Geist, bei des Hundes Gebell, Bekreuzten und segneten sie sich zur Stell'. Und wenn scheu sie das Hündlein heulen sahn, So schauderten sie vor der Toten Nah'n.
Text Authorship:
- by Therese Albertine Luise von Jacob (1797 - 1870)
Based on:
- a text in Danish (Dansk) by Anonymous/Unidentified Artist [text unavailable]
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