Mein Frühling ist verblüht, mein Sommer ist verglüht, mein Herbst ging schon zur Ruh', mein Winter ruft mir zu: „Nun schlafe!“ Mein zitternd Haupt ist kahl, mein Lebenswein ist schal; die Neige leert' ich aus und schleiche still nach Haus' und schlafe. Ich sucht Glück und fand nur Jammer oder Tand; komm her, mein Wanderstab, nun such' ich mir ein Grab und schlafe! Es hat recht tief geschneit, es ist nun Schlafenszeit; der morsche Stamm zerfällt, gut' Nacht, gut' Nacht, o Welt! Ich schlafe!
Einstimmige Lieder mit Klavier , opus 25
by Eduard Tauwitz (1812 - 1894)
1. Alter Mann
Language: German (Deutsch)
2. König Wein
Language: German (Deutsch)
Der König, dem ich diene als treuer, tapf'rer Held, er ist der größte König in Gottes weiter Welt. Die Fahne, der ich folge, sie ist ein grüner Zweig, der wohl vor allen Schenken in meines Königs Reich. Bibamus, bibamus! Ich trage seine Farbe in meinem Angesicht: Auf Kragen und Rabatten sieht unser König nicht! Hochrot ist seine Farbe, glänzt wie ein Edelstein; die Farbe uns'rer Feinde hat bleichen, matten Schein! Bibamus, bibamus! Ihr General und König wird Durst auf Deutsch genannt, zieht sengend und verbrennend durch uns'res Königs Land. Bibamus, eh bibamus! ist unser Feldgesang, und uns're Schlachttrompete ist voller Gläserklang! Bibamus, bibamus! Auch fehlen nicht die Trommeln, auch donnert mancher Schuss: Wir schlagen auf die Tische, wir stampfen mit dem Fuß. Wir haben stark geladen, wir führen gut' Gewehr: Kanonen sind die Flaschen, von edlem Safte schwer. Bibamus, bibamus! Wohlauf, wohlauf zum Siege! Die Nase und der Bart sind besser, als im Helme, in einem Glas bewahrt. Und wirft ein Hieb mich nieder in diesem wilden Strauß, ich schlafe jede Wunde in wenig Stunden aus. Bibamus, bibamus! Der König, dem ich diene als treuer, tapf'rer Held, er ist der größte König in Gottes weiter Welt. Heil dir, mein großer König, heil dir und deinem Thron und allen treuen Brüdern in deinem edlen Fron! Bibamus, bibamus!
3. Zwanzig Jahre
Language: German (Deutsch)
Zwanzig Jahre, braune Haare, krauser Bart um Lipp' und Kinn, leichte Waage, leichte Ware, fester Glaube, lock'rer Sinn; nie nach Wenn und Aber fragen, Kraft im Arm, Trotz unterm Hut, statt Beweises zugeschlagen, das ist zwanzigjähr'ges Blut! Zwanzig Taler in der Tasche, mein nenn' ich das Erdenrund! Junge, rasch noch eine Flasche! Zwanzig Taler sind kein Hund! Ein erhabener Gedanke, Herr von so viel Geld zu sein; zwanzig Taler, harte, blanke, kann man die vertilgen? Nein! Treue ist ein morsches Fädchen, nimmt man's nicht gleich zwanzigmal! Hing deshalb auch zwanzig Mädchen in des Herzens Bildersaal! Zwanzig Schöne lieb' ich innig, zwanzig Taler hab' ich bar! Ein gemachtes Männchen bin ich, und kaum zähl' ich zwanzig Jahr'!
Text Authorship:
- by Franz Bernhard Heinrich Wilhelm, Freiherr von Gaudy (1800 - 1840)
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