Ich ritt durch klare Frühlingspracht Auf sturmbehendem Pferde, Da hab' ich bei mir selbst gedacht: Wie ist so schön die Erde! Der Renner sprang, der Renner schwang Sich über Gräben und Hecken, Wohl über den sonnigen Bergeshang Und schattige Talesstrecken. Wie rannen im sausenden Luftgezisch Vorüber die blauen Weiten! Mir ward so froh, so frei und frisch, Als wollt' ich gen Himmel reiten. Fort stob der Erde Pein und Weh', Wie unterm Hufe die Kiese, Auf stieg aus der Brust zur Wolkenhöh' Des Gedankens freudiger Riese. Es klirrte der Bügel, es blitzte der Sporn, Ich saß in stolzer Ermannung; Wie stöhnte des Rosses Feuerzorn In kräftiger Schenkelspannung! Und wie es stürmte hinab, hinauf, Gehetzt vom Stachel der Ferse, Da ward zum Reime ein jedes Geschnauf, Ein jeder Hufschlag zum Verse: Gott grüße dich, tiefes Himmelblau, Euch, zuckende Sonnenstrahlen; Du rauschender Wald, du Wellentau, Gott grüß' euch zu tausend Malen! So hab' ich gejubelt, geschwärmt, gelacht Im freudigen Jünglingsmute, Indes unter mir mit Windesmacht Hinjagte die schlanke Stute. Und als ich daheim beim Abendstrahl Abnahm den Sattel dem Pferde, Da sprach ich im Stillen noch einmal: Wie ist so schön die Erde!
Zwei Lieder , opus 4b
by Otto Neitzel (1852 - 1920)
1. Reiterlied  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Moritz, Graf von Strachwitz (1822 - 1847), "Ein Reiterlied"
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2. Zu deinen Füssen will ich ruhn  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Zu deinen Füßen will ich ruhn, Und dir in's Auge schaun, Die blaue Nacht mag leise nun Auf uns herniederthaun, Schon tauchet aus dem stillen See Des Mondes Bild empor, Und kühner streift das scheue Reh Durch Wald und Wiesenmoor. Mein Haupt laß ruhn auf deinem Schooß, Da ruht es sanft und weich. Wie ist der Himmel weit und groß, Wie ist die Erde reich! Der schönste Stern in blauer Nacht, Der schönste Stern bist du, In deines Lichtes sanfter Pracht O gönne mir die Ruh! An deinem Herzen laß mich ruhn Nur kurze, seelge Zeit! Kein Lauscher kündet unser Thun, Die Welt ist traumgefeit. An deinen Lippen laß mich ruhn, Eh noch die Nacht verglimmt, Bis unsre Seele träumend nun In Seeligkeit verschwimmt!
Text Authorship:
- by Otto Roquette (1824 - 1896), title 1: "Selige Ruhe", title 2: "Zu deinen Füßen will ich ruhn", appears in Liederbuch
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Otto Roquette, Liederbuch, Stuttgart und Tübingen: J.G. Cotta’scher Verlag, 1852, pages 65-66