Die Mutter mahnt mich abends: "Trag Sorg zur Ampel, Kind! Jüngst träumte mir von Feuer - Auch weht ein wilder Wind." Das Flämmchen auf der Ampel, Ich lösch es mit Bedacht, Das Licht in meinem Herzen Brennt durch die ganze Nacht. Die Mutter ruft mich morgens: "Kind, hebe dich! 's ist Tag!" Sie pocht an meiner Türe Dreimal mit starkem Schlag Und meint, sie habe grausam Mich aus dem Schlaf geschreckt - Das Licht in meinem Herzen Hat längst mich aufgeweckt.
Drei Gesänge für 1 mittlere Singstimme mit Pianofortebegleitung , opus 68
by Felix (August Bernhard) Draeseke (1835 - 1913)
1. Liebesflämmchen
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Conrad Ferdinand Meyer (1825 - 1898)
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2022, (re)printed on this website with kind permission
2. Mit zwei Worten
Language: German (Deutsch)
Am Gestade Palästinas, auf und nieder, Tag um Tag, "London?" frug die Sarazenin, wo ein Schiff vor Anker lag. "London!" bat sie lang vergebens, nimmer müde, nimmer zag, bis zuletzt an Bord sie brachte eines Bootes Ruderschlag. Sie betrat das Deck des Seglers und ihr wurde nicht gewehrt. Meer und Himmel. "London?" frug sie, von der Heimat abgekehrt, suchte, blickte, durch des Schiffers ausgestreckte Hand belehrt, nach den Küsten, wo die Sonne sich in Abendglut verzehrt.... "Gilbert?" fragt die Sarazenin im Gedräng der großen Stadt, und die Menge lacht und spottet, bis sie dann Erbarmen hat. "Tausend Gilbert gibt's in London!" Doch sie sucht und wird nicht matt "Labe dich mit Trank und Speise!" Doch sie wird von Tränen satt. "Gilbert!" - "Nichts als Gilbert? Weißt du keine andern Worte? Nein?" "Gilbert!" - Hört, das wird der weiland Pilger Gilbert Becket sein, den gebräunt in Sklavenketten glüher Wüste Sonnenschein, dem die Bande löste heimlich eines Emirs Töchterlein." "Pilgrim Gilbert Becket!" dröhnt es, braust es längs der Themse Strand. Sieh, da kommt er ihr entgegen, von des Volkes Mund genannt, über seine Schwelle führt er, die das Ziel der Reise fand. Liebe wandert mit zwei Worten gläubig über Meer und Land.
3. Was treibst du, Wind
Language: German (Deutsch)
Was treibst du, Wind, du himmlisches Kind? Du flügelst und flügelst umsonst in der Luft! "Nicht Wanderscherz! Ich nähre das Herz mit Erdgeruch und Waldesluft!" Was bringst du, Wind, du himmlisches Kind? "Einen Morgengruß, einen Schrei der Lust!" Aus Vogelkehle nur? Aus Lerchenseele nur? "Nein, nein! Aus voller Menschenbrust!" Was trägst du, Wind, du himmlisches Kind? "Seeüber ein wallend, ein hallend Geläut!" Senken sie ein den Totenschrein? "Nein, nein! Sie halten Hochzeit heut!"