Noch liegt im Westen der Saum der Nacht, Kaum ist im Osten der Tag erwacht, Und schon ergreif' ich das treue Gewehr, -- Längst schon, ach! leidet's daheim mich nicht mehr! Habe die ganze Nacht Stets nur an sie gedacht! Muß in den Wald hinaus, Tief in den Wald, Daß dort mein Leid im Lied Weithin erschallt! -- Hänge die Flinte nur um zum Schein, Gebe ja doch keine Kugeln 'nein! Käme ein Vöglein, ich legte d'rauf an, -- Thät' mir das Vöglein wol leid sodann! Habe die ganze Nacht Stets nur daran gedacht, Wie so ein Vögelein Leiden doch muß, Kriegt es so mitten in's Herz einen Schuß!
3 Lieder , opus 71
by Heinrich Esser (1818 - 1872)
1. Jägers Lied  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Moritz Barach (1818 - 1888), as Dr. Märzroth, "Jägers Lied"
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Confirmed with Fliegende Blätter, Band XXIX, Nro. 679-704, München, Verlag von Braun & Schneider, 1858, page 87.
2. Schau, noch steht das Fenster offen  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Schau, noch steht das Fenster offen, draus mein Lieb mit Mund und Hand, heut in der Früh mir den letzten Gruss gesandt. Nun das Abendroth verdunkelt, tritt sie nimmer in die Flur weit in the Welt weinend sie von dannen fuhr. Und im leeren Fenster rahmend schwankt ein Zweig von Rosmarin; zittert im Wind und ein Vöglein singt darin. Sag, wer wird das Zweiglein brechen? sag wer mir das Vöglein fängt? sag mir, wie lang wol ein Herz am Liebsten hängt.
3. Herz auf der Wanderschaft  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Mein warmes Herz, mein warmes Herz, Wie schlug es einst so heftig, Wie pochte es an meine Brust So sehnsuchtstark und kräftig! "O laß mich in die Welt hinaus Wohl über Land und Meer! Was muß das für ein Jubel sein, Zu wandern kreuz und quer!" Da schob' ich sacht den Riegel weg, Und endlich ganz zur Seite, -- Da huschte rasch mein Herz hinaus Und jagte in die Weite. Und wo sich fand ein rother Mund, Da rief es: "Ich bin Dein!" Und wo sich eine Hand gezeigt, Da schlug es lustig ein. So lief mein Herz der Jahre viel Herum in weiten Landen, Drum fand nach Vagabundenart Es oftmals sich in Banden! Doch ward mir wohl die Zeit zu lang, Da rief ich es zurück: Komm' her, mein Herz, und sage mir: Wie war denn Dein Geschick? Du lieber Gott! Mein gutes Herz, Wie bist du so voll Wunden! Wie haben sie die zarte Haut So blutig Dir zerschunden! Du lieber Gott! Wie siehst du aus, Du armes Herze mein! Ach, Deiner Pilgerfahrt, sie muß Gar schlimm gewesen sein! "Je nun, wie's eben immer geht, Und gehen wird auf Reisen. Man nimmt das Üb'le in den Kauf, Und muß das Gute preisen. -- Doch müde bin ich, das ist wahr, Auf schmerzt mich da und dort! Es wär' mir recht, ich fände jetzt Zur Ruhe eine Ort!" So komm', mein Herz! In meine Brust Wohl will ich Dich verschließen! Magst träumen da von Frühlingslust, Von Blüthen, die Dich grüßen. Nur fürcht' ich, das die scharfe Luft, Mein armes Herz, dich weckt, Da Deiner alten Hütte Dach Schon weißer Reif bedeckt!
Text Authorship:
- by Moritz Barach (1818 - 1888), as Dr. Märzroth, "Herz auf der Wanderschaft"
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Confirmed with Fliegende Blätter, volume 37, ed. by Caspar Braun und Friedrich Schneider, München: Braun & Schneider, 1862. Appears in no. 909, page 184.