4 Lieder von R. Reinick , opus 102

by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)

1. Waldesträume [sung text not yet checked]

Im Waldesdunkel entschlummert' ich heut, 
Da träumte mir, daß rings das Land 
Mit seiner grünen Herrlichkeit 
Die Brust mir hätt' in Lieb' entbrannt, 
Und die Wellen im Bach und die Blumen im Grund, 
Sie machten mir alle das Herz so wund, 
Als sollt' ich vor Liebe vergehen. -- 
Weckt mich nicht, weckt mich nicht, Waldvöglein!

Da taucht' aus dem Wasser in blühender Lust 
Ein schönes Weib und lockt' mich und sang: 
"Willst in Liebe vergehn, komm an meine Brust!" 
Und sie zog mich hinab, da ward mir bang; 
Eiskalt um mich die Welle schoß, 
Eiskalt, eiskalt mein Herz zerfloß, 
Ich fühlte das Leben vergehen. -- 
Wecket mich, wecket mich, Waldvöglein!

Wohl mir! ich erwacht' und entschlummert' auf's Neu, 
Da stand ich auf jäher Felsenwand, 
Nur graue Nebel flogen vorbei, 
Und mir zu Füßen ein traurig Land, 
Und die Blumen so welk, und die Bäume so leer, 
Und die Menschen zogen so kalt daher, 
Ich wollt' in Schmerzen vergehen. -- 
Wecket mich, wecket mich, Waldvöglein!

Und es kam aus dem Thal ein Mägdlein herauf, 
Gar fromm und klar und züchtig und fein, 
Und das warst du, und die Sonne ging auf, 
Und du führtest mich fort von dem öden Stein 
In die lustige Welt und die schöne Zeit 
Und von dort in die schönere Ewigkeit, 
Und die Liebe wird nimmer vergehen! -- 
Weckt mich nicht, weckt mich nicht, Waldvöglein!

Authorship:

See other settings of this text.

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

2. Die Monduhr [sung text checked 1 time]

"Der Förster ging zu Fest und Schmaus!"
Der Wildschütz zieht in den Wald hinaus.

Es schläft sein Weib mit dem Kind allein,
Es scheint der Mond in's Kämmerlein.

Und wie er scheint auf die weiße Wand,
Da faßt das Kind der Mutter Hand.

"Ach, Mutter, wo bleibt der Vater so lang',
Mir wird so weh, mir wird so bang!"

"Kind, sieh nicht in den Mondenschein,
Schließ' deine [Augen und schlafe ein]1."

Der Mondschein zieht die Wand entlang,
Er [scheint wohl auf die]2 Büchse blank.

"Ach Mutter, und hörst den Schuß du nicht?
Das war des Vaters Büchse nicht!"

"Kind, sieh nicht in den Mondenschein,
Das war ein Traum, schlaf ruhig ein."

Der Mond scheint tief in's Kämmerlein
Auf des Vaters Bild mit blassem Schein.

"Herr Jesus Christus im Himmelreich!
O Mutter, der Vater ist todtenbleich!"

Und wie die Mutter vom Schlummer erwacht,
Da haben sie todt ihn [hereingebracht]3.

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Sharon Krebs) , "A walk in the moonlight", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission

View original text (without footnotes)
1 Marschner : "Augen, schlaf' doch ein"
2 Marschner : "schimmert auf der"
3 Marschner: "heimgebracht"

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Ständchen [sung text not yet checked]

Morgens als Lerche
Möcht' ich begrüßen der Sonne Strahl,
Mittags Libelle,
Küssen die Blum' im Blüthenthal,
Abends ein Schwan wohl
Schwimmen in funkelndem Sternenschein,
Möcht' in der Mondnacht
Leicht und luftig ein Elfe sein!
 
Sonne, wann endlich
Trittst du strahlend heraus zu mir?
Blume, o dürft' ich
Hier in den Blüthen ruhen bei dir!
Stern, und hörst du
Rauschen die Wasser? sie rufen dich.
Schön ist die Mondnacht,
Elfenkönigin, zeige dich!

Authorship:

See other settings of this text.

Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English (Michael P Rosewall) , copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission

Researcher for this text: Harry Joelson

4. Zaunstudien [sung text not yet checked]

    Volksmelodie: Ein Käfer auf dem Zaune saß etc.

  Ein Maler vor dem Zaune saß,
          Aha!
Studirt daran ohn' Unterlaß!
          Ja, ja!
 
   Daran studirt er sieben Tag',
          Aha!
Das man sich schier verwundern mag.
          Ja, ja!
 
   "Gebt mir das Bild, Herr Maler!
          Aha!
Ich habe noch sechs Thaler."
          Ja, ja!
 
   I, daß ich doch ein Narre war'!
          Aha!
Das liebe Bild geb' ich nicht her.
          Ja, ja!
 
   Nun wollt ihr gerne sehen,
          Aha!
Was auf dem Bild thät stehen?
          Ja, ja!
 
   Das Erste war ein Holunderbaum,
          Aha!
Das Zweite war des Nachbars Zaun,
          Ja, ja!
 
   Der hatt' ne große Fugen,
          Aha!
Dadurch man konnte lugen,
          Ja, ja!
 
   Das Dritte war'n zwei Aeugelein,
          Aha!
Die lugten durch so hübsch und fein. -
          Ja, ja!
 
   Da sprang der Maler über den Zaun;
          Aha!
Die Augen sind nicht mehr zu schaun.
          Ja, ja!

Authorship:

See other settings of this text.

Researcher for this text: Harry Joelson