Als Freundeshand vom Kreuz den Heiland nahm, da fiel von seinem Haupt die Dornenkrone, die man ihm aufgedrückt zu Spott und Hohne, und glitt hernieder an dem Kreuzesstamm. Bald war die grause Stätte öd' und leer, still kam die Nacht, und alles schlief umher. Da, sieh, erhellte sich der Himmelsbogen, von mildem Scheine ward das Kreuz umwallt, und eines Engels holde Lichtgestalt auf leisem Fittich kam herabgeflogen und hüllte Golgatha in hellen Glanz. Dann goss der Engel aus der weißen Hand den Himmelstau hernieder auf den Kranz von blut'gen Dornen, und entschwand. Der Morgen stieg herauf, das Frührot glühte und tauchte Golgatha in reiche Pracht. Welch holder Anblick: Unterm Kreuze blühte ein Kranz von Rosen, aufgeblüht bei Nacht. Aus Dornen waren sie emporgesprossen, rot wie das Blut, das von der Stirne floss, als dieser Dornenkranz das Haupt umschlossen des, der sein schuldlos Blut am Kreuz vergoss. Und als der Tag die Rosen licht umglänzte, da wuchsen sie am Kreuzesstamm empor, dass um das Holz sich dicht und dichter kränzte, Triumphgewinden gleich, der Rosenflor.
Vier Gesänge für 1 tiefe Singstimme mit Pianoforte , opus 115
by Heinrich Karl Johann Hofmann (1842 - 1902)
1. Legende
Language: German (Deutsch)
2. Ein letzter Blick  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
O wenn du gehst, dann bin ich allein, Sieh noch zurück einmal! Ein letzter Blick nur sei noch mein, Ein letzter wärmender Strahl. Sieh, wenn am Abend die Sonne versinkt, Vergoldet sie Wald und Fluß, And auf den Bergesstirnen blinkt Ihr rosiger Scheidegruß. Und morgen wieder die Nacht ihr weicht, Hold küßt sie Berg und Tal, -- Ich aber sehe dein Auge vielleicht, Vielleicht zum letztenmal.
Text Authorship:
- by Georg von Hauenschild (1825 - 1855), as Max Waldau, "Ein letzter Blick"
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3. Im Mondesglanze
Language: German (Deutsch)
Ich sah es heut' im Mondesglanze, wo sich am Wehr die Wasser stau'n, da wiegten sich in leichtem Tanze die wundersamen Wasserfrau'n. Die wundersamen, bleichen Frauen, mit Augen, dunkel wie die Nacht; es fasste mich ein seltsam Grauen ob ihrer Schönheit Zaubermacht. Durchs Laubwerk flimmerten die Wellen und rauschten leis' ihr ew'ges Lied; behüt' der Himmel den Gesellen, der einsam hier des Weges zieht!
Text Authorship:
- by Sophie, Gräfin von Waldburg-Syrgenstein, auch von Waldburg-Zeil und Trauchburg, née Gräfin von Waldburg-Zeil-Wurzach (1857 - 1924)
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4. Nun meine letzte Stunde schlägt
Language: German (Deutsch)
Nun meine letzte Stunde schlägt, tragt mich ans Meer, das blaue, dass ich, eh' man ins Grab mich legt, das Meer noch einmal schaue. Dass vor der Todesdunkelheit mit sterbensmattem Auge den Glanz ich der Unendlichkeit noch einmal in mich sauge! Dass von der unbegrenzten Flut mich Ahnung hold umwehe, und ich mit hoffnungsvollem Mut von dieser Erde gehe. Nun meine letzte Stunde schlägt, tragt mich ans Meer, das blaue, dass ich, eh' man ins Grab mich legt, das Meer noch einmal schaue!