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Drei Duette für 2 Singstimme mit Pianofortebegleitung

Song Cycle by Maria Görres (1823 - 1882)

1. Wonnig ist's in Frühlingstagen  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Wonnig ist's, in Frühlingstagen
Nach dem Wanderstab zu greifen
Und, den Blumenstrauß am Hute,
Gottes Garten zu durchschweifen.

Oben ziehn die weißen Wolken,
Unten gehn die blauen Bäche,
Schön in neuen Kleidern prangen
Waldeshöh' und Wiesenfläche.

Auf die Bleiche bringt das Mädchen,
Was der Winterfleiß gesponnen,
Und dem Hain erzählt die Amsel,
Was im Schnee sie still ersonnen.

Sind es auch die alten Töne,
Die bekannten, längst vertrauten,
Doch die Bleicherinnen lauschen
Gern den süßen, lieben Lauten.

Gern den süßen, lieben Lauten,
Die in Berg und Tal erklingen;
Hirtenbub' und Köhlerknabe
Horchen auf, um mitzusingen;

Mitzusingen frisch und freudig
Nach des Winters langen Schmerzen;
All die halbvergeßnen Lieder
Werden wach im Menschenherzen.

Halbvergeßne alte Lieder
Werden wach in meiner Seele:
Hätt' ich nur, sie auszusingen,
Wilde Amsel, deine Kehle! -

Was die Linde mir erzählte,
Was der Eichenwipfel rauschte,
Wenn ich abends ihrer Blätter
Heimlichen Gesprächen lauschte;

Was die muntern Bäche schwatzten
Hastig im Bergunterrennen,
Wilde Knaben, die nicht schweigen
Und nicht ruhig sitzen können;

Was die Zwerge mir vertrauten,
Die in fernen Waldrevieren
Still in Spalten und in Klüften
Ihren kleinen Haushalt führen;

Was auf mondbeglänztem Anger
Ich die Elben lispeln hörte;
Was mich des ergrauten Steines
Moosumgrünte Inschrift lehrte:

Dies und was ich las in staub'gen
Lederbänden und in alten
Halberloschnen Pergamenten,
Will zum Liede sich gestalten.

Nebelbilder steigen dämmernd
Aus der Vorzeit dunkeln Tagen;
Wispern hör' ich ihre Stimmen,
Freudenlaute, Zürnen, Klagen;

Männer, die vor tausend Sommern
Durch den Nethegau geschritten,
Heidenleute, Christenleute,
Was sie lebten, was sie litten;

Eines Sachsenjünglings Kämpfe
Mit dem Landesfeind, dem Franken,
Und in eigner Brust die schwersten
Mit den eigenen Gedanken;

Einer Jungfrau stilles Weinen,
Einer Greisin finstres Grollen,
Runensang und Racherufe,
Die aus Weibermund erschollen;

Frommer Mönche leises Walten
Im Konvent zu Dreizehnlinden,
Sanft bemüht, durch Lieb' und Lehre
Trotz und Wahn zu überwinden;

Ihre Hymnen, gottesfrohe,
Die bei Tag und Nacht erklangen,
Die den Sieg des Christenkreuzes
Jubelnd in die Berge sangen;

Und darein des Waldes Rauschen
Und dazu der Brandung Stöhnen:
Alles will zu einem Liede
Dumpf und hell zusammentönen.

Sei's, und sei es euch gesungen,
Die ihr wohnt an Ems und Lippe,
Ruhr und Diemel, Neth' und Emmer:
Alle seid ihr edler Sippe;

Alle sprecht ihr eine Sprache,
Frommer Mutter biedre Söhne,
Ob sie rauh im Waldgebirge,
Weich in Sand und Heid' ertöne.

Kinder ihr der Sachsengaue,
Nehmt das Beste, was ich habe:
Gern gereicht, ist unverächtlich
Auch des kleinern Mannes Gabe.

Denkt, ich böt' euch Heideblumen,
Eine Handvoll, die ich pflückte,
Als mit herbstlich gelbem Laube
Sich bereits der Osning schmückte.

Rügt es nicht, wenn ich den Helden
In der Heimat Farben male;
Dünkt er manchmal euch ein Träumer,
Nun, er war ja ein Westfale:

Zäh, doch bildsam, herb, doch ehrlich,
Ganz wie ihr und euresgleichen,
Ganz vom Eisen eurer Berge,
Ganz vom Holze eurer Eichen.

Heut noch ist bei euch wie nirgend
Väterbrauch und Art zu finden;
Darum sei es euch gesungen,
Dieses Lied von Dreizehnlinden.

Doch ein Uhu murrt dawider:
»Rauh sind deines Sanges Töne,
Und der Netheborn, der dunkle,
Deucht mir keine Hippokrene.

Laß das Leiern, laß das Klimpern!
O es schafft dir wenig Holdes;
Beßres Klingen, bestes Klingen
Scheint das Klingen mir des Goldes.

Und die eigne Haut zu pflegen,
Ist vor allem mir das erste;
Bau im Garten deine Rüben,
Bau im Felde deine Gerste!

Laß die schimmligen Scharteken
Unterm Kessel rasch verrauchen:
Kohlen sind's, die wir bedürfen,
Dämpfe sind's, die wir gebrauchen!

All den Wust papierner Träume,
Grubenschätze, die vermodern,
Daß sie endlich nützlich werden,
Unterm Kessel, laß sie lodern!

Nur das Einmaleins soll gelten,
Hebel, Walze, Rad und Hammer;
Alles andre, öder Plunder,
Flackre in der Feuerkammer.

Mag es flackern, mag es flammen,
Daß die Wasser sprühn und zischen
Und der Welt zerrißne Stämme
Hastig durcheinandermischen;

Denn das große Ziel der großen
Zukunft ist die Einerleiheit,
Schrankenloseste Bewegung
Ist die wahre Völkerfreiheit.

Laß das Klimpern, laß das Leiern,
Wer erfreut sich solchen Schalles?
Beßres Klingen, bestes Klingen
Ist das Klingen des Metalles.« -

Gelber Neidhart, alter Uhu,
Wohl versteh' ich deine Meinung:
Bist du doch der seelenfrohen
Gotterlösten Welt Verneinung!

O du möchtest sie im Mörser
Erst zerstäuben und zerreiben,
Um in Tiegel und Retorte
Dann den Geist ihr auszutreiben!

O du würfst sie in die Arme
Gern dem Moloch unsrer Tage,
Daß sie ganz in Rauch zergehe
Nach Sibyllenwort und Sage!

Alter Uhu, gelber Neidhart,
Mag's dich ärgern und verdrießen:
Dennoch grünt ein reicher Garten,
Wo der Menschheit Rosen sprießen;

Dennoch blüht die weiße Lilie,
Und im Grottenheiligtume,
In des Waldes fernstem Tale
Träumt die stille blaue Blume.

Dennoch klingt es aus den Lüften,
Aus des Haines Dämmerungen,
Und die Amsel hat ihr letztes
Lied noch lange nicht gesungen;

Und die Nachtigall im Busen,
Sie wird jubeln, sie wird klagen
Jeden Lenz, solang auf Erden
Rosen glühn und Herzen schlagen.

Text Authorship:

  • by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), "Aus dem Nethegau", appears in Dreizehnlinden, no. 1, first published 1878

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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):

  • ENG English [singable] (Anonymous/Unidentified Artist) , "Spring"
  • ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

2. Lieblich sind die Juninächte  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Lieblich sind die Juninächte,
Wenn des Abendrots Verglimmen
Und des Morgens frühe Lichter
Dämmernd ineinanderschwimmen;

Wenn der Lenz in roten Rosen
Rasch verblutet und die kleinen
Nachtigallen um den Toten
Ihre letzten Lieder weinen;

Wenn im Kelch der Lindenblüte
Unterm Blätterbaldachine
Schläft, gewiegt von lauen Lüften,
Die verirrte müde Biene.

Träumerisch im Nest der Schwalbe
Zirpt die Brut und zwitschert leise
Von dem großen blauen Himmel
Und der großen Südlandsreise.

Und im Weizen schlägt die Wachtel,
Jedem Pflüger liebe Laute,
Liebe Laute all den Körnern,
Die er fromm der Flur vertraute.

Durch die frisch entsproßnen Ähren
Haucht ein Säuseln und ein Singen,
Als ob holde Himmelsgeister
Segnend durch die Saaten gingen. --

Rings der Wälder tiefes Schweigen!
Aus des Tales Nebelhülle
Hob die Iburg ihren Scheitel
In die sternenklare Stille:

Alter Hain, aus dessen Wipfeln
Sonst die Irminsäule ragte,
Die zum Schmerz und Schreck der Sachsen
König Karl zu brennen wagte;

Götterstätte, jetzt umwuchert
Von Gestrüpp und wilden Ranken
Und als Wohnort dunkler Mächte
Scheu gemieden von den Franken. --

Lieblich war die Nacht, die kurze,
Vor dem Tag der Sonnenwende;
Auf der Iburg stumpfem Kegel
Flackerten die Opferbrände;

Auf der Iburg stumpfem Kegel
Hatten sich zum Balderfeste
Fromm geschart die Heidenleute,
Gaugenossen, fremde Gäste.

Unter Eichen auf dem Rasen
Stand der Opferstein, der graue,
Neben ihm mit blut'gem Messer
Eine riesenhafte Fraue:

Swanahild, die greise Drude,
Ihres Priesteramts zu walten,
Erzgegürtet; weißes Linnen
Floß um sie in reichen Falten.

Werinhard, der freie Bauer,
Nahm den Stahl aus ihren Händen;
Fulko, Schmied von Bodinkthorpe,
Wühlte schürend in den Bränden.

Und im breiten Kupferkessel
Auf des Herdes glühen Kohlen
Brodelte mit Lauch und Mistel
Das geweihte Opferfohlen:

Freies Tier des freien Waldes,
Das den Hals vor Pflug und Wagen
Nie gebeugt und dessen Rücken
Einen Reiter nie getragen.

Elmar, Herr vom Habichtshofe,
Blickte träumend in die Gluten;
Sah er, wie das Opferfüllen,
Auch das Sachsenroß verbluten? --

Ehrfurchtsvoll und stumm im Kreise
Stand die Menge, nur ein Flüstern,
Nur ein Schauern in den Bäumen
Und der Flamme Sprühn und Knistern.

Godo kam, der Opferdiener,
Bester Fischer an der Nethe,
Zubenannt der krause Otter,
Weil sein Haar sich lockig drehte.

»Alles sicher«, sprach er leise,
»Ausgestellt sind rings die Wächter;
Stören wird die fromme Feier
Kein Verräter, kein Verächter.«

Dreimal dann mit nackten Füßen
Schritt die Priesterfrau, die hohe,
Um den Herd, und Segen sprechend
Warf sie Körner in die Lohe.

Und mit Donars Hammerzeichen
Spendend Kraft und Heil dem Sude,
Das Gesicht zum Nord gewendet,
Traurig ernst begann die Drude:

»Naht in Ehrfurcht, naht in Andacht,
Und was unhold, bleibe ferne;
Unsre Zeugen sind die Götter,
Stummer Wald und stille Sterne.

Fern sei jeder Ungezwagte;
Wollt ihr opfern, wollt ihr beten,
Reiner Hand und reinen Herzens
Sollt ihr vor die Ew'gen treten. --

Balders Sterbetag zu feiern,
Sind wir an den Stein gekommen,
Ihm, dem Frömmsten, nachzutrauern,
Wohl geziemt es allen Frommen.

Seit ihn schlug sein blinder Bruder,
Ist des Tages Glanz verblichen,
Götterfriede, Menschenfriede
Aus der dunklen Weit gewichen.

Ahnt ihr, was der große Vater
Seinem vielbeweinten Toten,
Seinem Sohn, ins Ohr geflüstert,
Als die Scheiter ihn umlohten?

O es waren hohe Worte,
Hoffnungsreiche holde Laute,
Lichte Auferstehungsworte,
Die er tröstend ihm vertraute:

Seiner Wiederkehr Geheimnis
Aus dem Reich der Nimmersatten,
Wo in nebeldüstern Schluchten
Traurig gehn die bleichen Schatten.

Wann? Der Wala selbst verborgen
Blieb der große Tag der Sühne;
Zeit und Stunde kennt nur einer,
Er, der alte Himmelshüne.

Er nur weiß es, wann im Kampfe
Untergehn die hohen Götter,
Wann im Sturm vom Zeitenbaume
Wehn die herbstlich gelben Blätter;

Wann auf feuerfarbnen Rossen
Muspels Söhne nordwärts rennen,
Um mit ungeheurer Lohe
Erd' und Himmel zu verbrennen;

Um uralte Schuld zu rächen,
Daß im Frühlingsmorgenhauche
Jung und grün aus Wasserwogen
Eine neue Erde tauche,

Rings bewohnt von stillen Menschen,
Die mit Morgentau sich nähren:
Dann, so spricht die weise Wala,
Dann wird Balder wiederkehren;

Und der Niemalsausgesprochne,
Er, der Älteste der Alten,
Wird für immer aller Dinge,
Aller Menschen liebend walten. --

Kam die Zeit, und ist der Weiße,
Den die Christen laut bekennen,
Den Allvaters Eingebornen
Und das Friedenskind sie nennen,

Ist er Balder? -- O er brachte
Kampf und Krieg der Männererde!
Ist er Balder? -- O er machte
Friedlos uns am eignen Herde!

Was wir sehn, ist Haß und Hader!
Vor den Fremden, unsern Schergen,
Muß sich selbst Gebet und Opfer
Scheu in tiefer Nacht verbergen.

Dennoch, mag die sonnenlose
Dunkle Zeit sich dunkler trüben,
Treu der Lehre, treu der Sitte
Laßt den Vaterbrauch uns üben.

Ihr mit Kranz und Binsenkörben,
Tretet in den Ring, ihr Kleinen;
Singt den Reim, wiewohl ihr heute
Klüger tätet, still zu weinen.

Dennoch singt; den jungen Nacken
Schmerzt noch nicht das Joch der Franken;
Singt, und mag es traurig lauten
Wie das Singen eines Kranken.« --

Und die Knaben und die Mädchen
Huben an mit leiser Stimme:
»Schirm uns, Balder, weißer Balder,
Vor des Christengottes Grimme!

Komm zurück, du säumst so lange;
Sieh, wie Erd' und Himmel klagen!
Komm zurück mit deinem Frieden
Auf dem goldnen Sonnenwagen.

Weißer Balder, weiße Blumen,
Wie an Bach und Rain sie sprießen,
Weiß wie deine lichten Brauen,
Legen wir dir gern zu Füßen.

Sieh, wir geben, was wir haben:
Arm sind unsre Fruchtgefilde;
Laß Geringes dir genügen,
Weißer Balder, Gott der Milde;

Gott der Liebe, weißer Balder,
Neige hold dich unsern Grüßen.
Blumen, rein wie unsre Herzen,
Legen wir dir gern zu Füßen.«

Und den Opferstein umwandelnd
Warfen sie die heil'gen Kräuter,
Lichte Glocken, lichte Flocken,
Lichte Sterne auf die Scheiter.

Dann mit leisen Wispelworten
Nahm die Priesterin die Schale:
»Trinkt des weißen Gottes Minne,
Eh ihr hebt die Hand zum Mahle!«

Durch die Runde ging ein Raunen
Und gedämpftes Becherklirren,
Wie in herbstlich dürrem Rohre
Abendlüfte heimlich schwirren.

Und der krause Opferdiener,
Aus des Kessels weitem Bauche
Gab er jedem von dem Fleische,
Von der Mistel, von dem Lauche. --

O es war kein Mahl der Freude! --
Stets des Überfalls gewärtig
Saß die Schar der Ungetauften,
Stets zum Fliehn, zum Trotzen fertig,

Wölfen gleich, die tief im Walde
Hastig einen Raub verzehren
Und in jedem Blätterrauschen
Hund und Jäger kommen hören. --

Sprach die Drude: »Dankt den Göttern,
Löscht die Glut und nehmt die Brände:
Dunkles brütet zwischen heute
Und der nächsten Sonnenwende;

Denn nicht alle kommen wieder,
Und nicht jedem ist zu trauen.
Fort! Die Sterne schimmern blasser,
Und der Tag beginnt zu grauen.« --

In die Gründe glitt die Menge,
Wie verstoßen, wie versunken;
Frische Morgenwinde spielten
Mit der Asche, mit den Funken.

Von der Sonne ersten Strahlen
Glühten rot die fernen Gipfel,
Und der Schrei der wilden Katze
Klang im höchsten Eichenwipfel.

Text Authorship:

  • by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), "Am Opfersteine", appears in Dreizehnlinden, no. 5

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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

3. Süsser Schlag der Heidelerche  [sung text not yet checked]

Language: German (Deutsch) 
Süßer Schlag der Heidelerche,
Sonnenschein auf allen Hügeln!
Tauwind sang, durch alle Schluchten
Flog er rasch auf weichen Flügeln.

Lustig hüpften alle Brunnen
Aus den Bergen durch die Bäume,
Um im Tale zu erzählen
Ihre langen Winterträume;

Schwere Träume, und der kleinen
Zarten Elben frost'ges Schaudern
Und der Riesen lautes Schnarchen
Und der Zwerge kluges Plaudern.

Denn der Schnee begann zu schmelzen,
Bräunlich stand des Berges Gipfel,
Und ein Frühlingsahnen rauschte
Durch die grünen Tannenwipfel.

Aus den Tannenwipfeln ragte
Eines Türmleins spitzer Kegel,
First und Giebel eines Klosters
Nach Sankt Benediktus' Regel.

Jüngst erst waren weise Männer
Angelangt aus fremden Reichen,
Segensworte auf den Lippen,
In der Hand des Friedens Zeichen;

In der Hand die fromme Waffe,
Die mit Mut beseelt den Schwachen,
Die durch Huld bezwingt die Völker
Und besiegt, um frei zu machen;

Ernste Männer, vielgeprüfte,
Die in harter Weltverachtung
Einsam sich der Arbeit weihten,
Dem Gebet und der Betrachtung;

Stille Siedler, die sich mühten,
Mit dem Spaten wilde Schluchten,
Wildre Herzen mit der Lehre
Lindem Samen zu befruchten.

Klugen Sinns und unverdrossen
Bauten sie mit Lot und Waage,
Winkelmaß und Säg' und Hammer,
Axt und Kelle Tag' auf Tage,

Bis es ihrem Fleiß gelungen,
Haus und Kirche fest zu gründen,
Bis der Brunnen rauscht im Hofe
Des Konvents von Dreizehnlinden.

In Gehorsam, Zucht und Armut
Schafften still die tapfern Streiter:
Reuteten des Urwalds Riesen,
Dorn und Farn und wüste Kräuter;

Zogen Wall und Zaun und Hecke,
Hirsch und Keiler abzuwehren,
Daß im Tale wohlumfriedet
Grünten menschenholde Ähren;

Zwängten ein den ungestümen
Strom durch Pfahlgeflecht und Dämme,
Pfropften milde Südlandsreiser
Auf des Nordens herbe Stämme.

Kräftig sproß im jungen Garten
Akelei und Ros' und Quendel,
Blasse Salbei, Dill und Eppich,
Eberraute und Lavendel.

Aber noch ein andrer Acker
Blieb den Vätern: reicher Boden,
Tiefer Grund, doch schwer zu bauen
Und voll heidnisch wilder Loden.

Traun, da gab es viel zu rupfen,
Viel zu zähmen und zu zanken,
Viel zu zerren und zu zupfen
An den ungezognen Ranken!

Auf den braunen Eichenbänken
Saß die Brut der Sachsenrecken,
Junge Bären; Riesenarbeit
War's, sie bildend zu belecken.

Erstlich galt's, der Römerrunen
Fremden Zauber zu ergründen:
O ein dornenvolles Rätsel,
Dessen Lösung kaum zu finden!

Dann gefällig nachzubilden
All die wunderlichen Zeichen:
Hohes Ziel, nur auserwählten
Fingerkünstlern zu erreichen!

Doch am schwersten war's, des Kreuzes
Milde Botschaft zu erklären,
Denn gar manchen Flachskopf dünkten
Gotteswort und Heldenmären,

Weißer Christ und weißer Balder [Fußnote],
Lichte Engel, lichte Elben,
Jüngerschaft und Heerbannstreue
Ganz dasselbe, ganz dieselben.

Nur begabtre Schüler wurden
Höhern Zwecken zugeleitet
Und die sieben freien Künste
Lehrhaft ihnen ausgedeutet.

Schwer und ungelenkig waren
Noch der deutschen Zunge Laute,
Gleich den ersten Schritten eines
Hünenkinds im Heidekraute.

Rasch indes wie ehrne Pfeile
Klingend flog das Wort der Römer
Von den Lippen kurz und schneidig
Wie das Schwert der Weltbezähmer.

Willig bot es knappe Schärfe
Logikern und Exegeten,
Kraft und Fülle den Rhetoren,
Reim und Rhythmen den Poeten.

Preis den braven schwarzen Mönchen,
Preis den wackern Kuttenträgern,
Alles menschlich schönen Wissens
Frommen Hütern, treuen Pflegern!

Was auf Hellas' blauen Bergen,
Was einst am Tyrrhenermeere
Dichter sangen, Denker dachten
Später Welt zu Lust und Lehre;

Was der Geist geweihten Sehern
Offenbart' in Sturm und Stille,
Wort und Werk des Gottessohnes,
Als er ging in Manneshülle:

Von der Mönche Hand geschrieben
Blatt auf Blatt mit Müh' und Sorgen,
In den Truhen der Abteien
Lag es liebevoll geborgen.

Zärtlich ward der Schatz betrachtet,
Mit bescheidnem Stolz gepriesen
Und als Klosterhort dem fremden
Schrifterfahrnen Mann gewiesen.

Solch ein kostbar Gut zu sichern
Treu dem künftigen Geschlechte,
Schrieben sie, die braven Mönche,
Sommertag' und Winternächte.

Rot und blau und grün und golden
Schimmerten die Anfangslettern,
Reich umrankt von Blumendolden
Und von traumhaft bunten Blättern.

Rührend bat der fromme Schreiber
An des langen Werkes Ende,
Daß man seiner armen Seele
Des Gebets Almosen spende.

Trutziglich, wie schwarze Krieger,
Lanzenknechte der Konvente,
Standen Glied an Glied die Runen
Auf dem weißen Pergamente.

Ja, sie sind's, die schwarzen Krieger,
Die von einer weggestürmten
Schönheitswelt die letzten Inseln
Rettend vor den Wogen schirmten!

Weht dir aus des Mäoniden [Fußnote]
Sängen, wie aus Meeresrauschen,
Tiefes unerkanntes Sehnen,
Das dich zwingt zum Weiterlauschen;

Mahnt der Zorn des letzten Römers [Fußnote],
Gott und Vaterland zu ehren,
Drängt er, vor dem Bild des Lasters
Dich der Tugend anzuschwören;

Strömt dir aus dem Buch der Bücher
Kraft und Trost im Kampfgewühle
Wie dem matten Wüstenwaller
Aus des Palmenquelles Kühle:

Sei gedenk der wetterfesten
Lanzenknechte der Konvente,
Sei gedenk der schwarzen Krieger
Auf dem weißen Pergamente! --

Auch zu rauherm Dienste stählten
Die Geschornen ihre Kräfte:
Schicklich wußten sie zu führen
Bogen, Beil und Lanzenschäfte,

Waren Feinde zu verjagen,
Die des Feldes Frucht verbrannten,
Oder Räuber, die der frommen
Spendebringer Weg verrannten;

Oder war ein Festtagsbraten
Zu erpirschen in den Forsten,
Sei's ein stolzer Sechzehnender,
Sei's ein Bursch mit Wehr und Borsten. --

Also übten sie beständig
Friedenswerk und Kampfespflichten,
Doch der Arbeit für der Seele
Heil vergaßen sie mitnichten.

Früh und spät zum Himmel schallte
Ihrer Hymnen und Gebete
Bange Klage, die für alle
Und für sie um Einlaß flehte. --

Süßer Schlag der Heidelerche,
Sonnenschein auf allen Hügeln!
Tauwind sang, durch alle Schluchten
Flog er rasch auf weichen Flügeln.

Friedensboten, Himmelsschlüssel
Sprossen auf der jungen Aue,
Und ein frohes Frühlingsahnen
Rauschte durch die Sachsengaue.

Text Authorship:

  • by Friedrich Wilhelm Weber (1813 - 1894), "Das Kloster", appears in Dreizehnlinden, no. 2

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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
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