O wohl trüb ist die Zeit, wo der frostige Gast, Wo mit knöchernem Arme das Alter uns faßt, Und die feurige Lust, die noch jüngst uns beseelt, Wie ein Märchen uns deucht, das am Herd man erzählt. Doch der Wein bringet wieder, Was zu rasch uns entfloh, Bringt Erinnrung und Lieder - Altes Herz, altes Herz, und was glühest du so! Grün waren die Lauben, und sonnig die Stund', Da mein Mädchen ich küßt' auf den frischroten Mund, Da nicht Süßres ich wußt' als ihr Auge so blau - Ach, der Herbst kommt zum Wald, und die Locke wird grau. Doch der Wein bringet wieder, Was zu rasch uns entfloh, Bringt Jugend und Lieder - Altes Herz, altes Herz, und was glühest du so! Keine Träne, Herzbruder! Wir schaun von den Höhn Nach der sinkenden Sonn', und verglüht sie nicht schön? Heil uns, daß uns ward, was der Frühling nur gibt! Diesen Becher der Liebe, die einst wir geliebt! Denn der Wein bringet wieder, Was zu rasch uns entfloh, Bringt Lieb' uns und Lieder - Altes Herz, altes Herz, und was glühest du so!
Juniuslieder für eine Singstimme mit Piano
by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)
1. Trinklied der Alten  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Trinklied der Alten"
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Researcher for this page: Harry Joelson2. Du mit den schwarzen Augen  [sung text not yet checked]
Du mit den schwarzen Augen, Die schön sind wie die Sterne, Soll ich den Tod mir saugen Aus ihrem kühlen Schein? Umsonst in alle Ferne Hinaus die Blicke lenk' ich, Ach, dein so viel gedenk' ich, Und nimmer denkst du mein. Tief in der Nacht voll Kummer In öden Finsternissen Wälz' ich mich ohne Schlummer, Darf ja bei dir nicht sein. Mein Wollen, Sinnen, Wissen In's Meer der Liebe senk' ich -- Ach, dein so viel gedenk' ich, Und nimmer denkst du mein. All meine Sinne fluten Zu dir, zu dir gewaltsam, Brennender Sehnsucht Gluten Rieseln durch mein Gebein. Mit Thränen unaufhaltsam Mein einsam Lager tränk' ich -- Ach, dein so viel gedenk' ich, Und nimmer denkst du mein.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Neapolitanisch", appears in Juniuslieder, in Zu Volksweisen, no. 1
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Emanuel Geibel, Juniuslieder, Zweite Periode, Siebzehnte Auflage, Stuttgart: Verlag der J.G. Cotta'schen Buchhandlung, 1867, pages 27-28.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
3. Weit, weit aus ferner Zeit  [sung text not yet checked]
Weit, weit aus ferner Zeit, Aus grüner Jugendwildniß Grüßt mich in Lust und Leid Ein wundersames Bildniß. Wohl kenn' ich gut Der Lippe Glut, Die mit mir pflag zu kosen, Das Auge so hold, Der [Locke]1 Gold Der Wange bleiche Rosen. Denn ob in Kampf und Schmerz Kein Hauch der Jugend bliebe: Nie doch vergißt das Herz Den Traum der ersten Liebe. Spät nach des Tages Streit, Wenn klar erglühn die Sterne, Giebt's mir ein treu Geleit In aller Näh und Ferne. Ich lag bei Nacht Wohl auf der Wacht, Da stand es mit am Feuer, Ich fuhr daher Über's blaue Meer, Und sah es ruhn am Steuer. Denn ob in Kampf und Schmerz Kein Hauch der Jugend bliebe: Nie doch vergißt das Herz Den Traum der ersten Liebe. [Still wie ein schüchtern Kind So]2 blickt's mich an durch Thränen, Will seine Locken lind An meine Schulter lehnen. Es winkt so lieb, Es singt so trüb Von Zeiten, die vergangen; Da schmilzt mein Sinn In Heimweh hin, Bin für und für gefangen. Denn ob in Kampf und Schmerz Kein Hauch der Jugend bliebe: Nie doch vergißt das Herz Den Traum der ersten Liebe.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Schottisch", appears in Juniuslieder, in Zu Volksweisen, no. 2
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Emanuel Geibel, Zweite Periode, Einundzwanzigste Auflage, Stuttgart: Verlag der J.G. Cotta'schen Buchhandlung, 1873, pages 28-30.
1 Bruch: "Locken"2 Bruch: Bruch: "Still, still"
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4. Unter der Loreley  [sung text checked 1 time]
Wie kühl der Felsen dunkelt Hernieder in den Rhein! Kein Strahl der Sonne funkelt Im grünen Wasserschein. Es kommt im Windesweben Ein Gruß der Märchenzeit -- Wie fem von hier das Leben! Die Welt wie weit von hier, wie weit! In dieser Schattenkühle Der Einsamkeit im Schooß, Wird alles was ich fühle So still, so klar, so groß. Kein Wunsch mehr, kein Begehren, Geschlichtet jeder Zwist -- Ich kann der Welt entbehren, Wo du o Liebe bei mir bist.
Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), "Unter der Loreley", appears in Juniuslieder, in Lieder
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]