Neue Sonne, Gefühl des Ermattens vermischt mit hingebendem Freuen; aber noch mehr fast ergreift mich die Unschuld des neuen Schattens. Schatten des frühesten Laubes, das du durchhellst, Schatten der Blüten - : wie klar! Wie du dich, wahres, nirgends verstellst, offenes Jahr. Unser Dunkel sogar wird davon zarter, genau so rein war vielleicht sein Ursprung. Und einmal war das alte Schwarz aller Marter so jung.
Rilke Lieder
Song Cycle by Wolfgang Michael Rihm (b. 1952)
1. Neue Sonne  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Aus dem Nachlass des Grafen C.W.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]2. Dies überstanden haben  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Dies überstanden haben, auch das Glück ganz überstanden haben, still und gründlich. - bald war die Prüfung stumm, bald war sie mündlich, wer schaute nicht verwundert her zurück. Gekonnt hats keiner; denn das Leben währt weil keiner konnte. Aber der Versuche Unendlichkeit! Das neue Grün der Buche ist nicht so neu wie was uns widerfährt. Weils keiner meistert, bleibt das Leben rein. Ists nicht verlegne Kraft wenn ich am Morgen turne? Und von der Kraft, die war, wie leise spricht der Stein. Und auf dem leisen Stein wie fruchthaft schließt die Urne.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Aus dem Nachlass des Grafen C.W.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]3. Ich ging, ich wars  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Ich ging, ich wars, der das Verhängnis säte, nun wächst es glücklich auf, verschwenderisch. Im Halse des Erstickens ist die Gräte so einig mit sich selber wie im Fisch. Ich habe nichts, die Waage auszugleichen, Gewichte nehmen drüben überhand; unschuldig steht im Himmel noch das Zeichen und weiß noch nicht von meinem Unbestand. Denn wie das Licht von manchem Sterne lang im Weltenraum geht, bis es uns endlich trifft, erscheint erst lang nach unserm Untergange vor unserm Stern seine entstellte Schrift.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Aus dem Nachlass des Grafen C.W.
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Researcher for this page: Malcolm Wren [Guest Editor]4. Oft auf dem Glasdach  [sung text checked 1 time]
Language: German (Deutsch)
Oft auf dem Glasdach der verdeckten Beete erscheint ein andrer Raum als Spiegelung wie jener, der uns hier entgegenwehte: ein künftiger, der an Erinnerung Sich fortgibt, ohne uns gewährt zu sein. Wie eingeschränkt ist alles uns Verliehne! Wer sagt den Inhalt einer Apfelsine? Wer liest bei jenem Licht im Edelstein? Musik, Musik, gesteh, ob du vermagst ihn zu vollziehn den unerhörten Hymen? Ach, du auch weißt am Ende nur zu rühmen, gekrönte Luft, was du uns schön versagst.
Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), appears in Aus dem Nachlass des Grafen C.W.
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Research team for this page: Bertram Kottmann , Malcolm Wren [Guest Editor]Total word count: 316