Ging ein [Mägdlein]1 durch die Au, Blumen schauten weiss und blau Aus dem grünen Bett. An des Gartens Zaungeheg Hart am vielbetretnen Weg Stand ein Violet. Sprach die Schöne weich und sanft: "Veilchen an der Strasse Ranft Thust mir herzlich leid, Bist im Unkraut halb versteckt, Und mit Strassenstaub bedeckt Ist dein blaues Kleid. Kommt des Müllers bunte Kuh, Die am Raine grast, herzu, Ist's um dich gescheh'n. Ketten soll dich meine Hand, Sollst an meines Hutes Band Duften und vergeh'n." Und das kleine Veilchen spricht: "Sorge dich, o Mägdlein, nicht, Was mein Schicksal sei. Ob mich eine Kuh zerzupft, Ob ein Gänschen ab mich rupft, Ist mir einerlei."
Sechs humoristische Gesänge für gemischten Chor
by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929)
. Das Veilchen
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Das Veilchen", appears in Spielmannslieder [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929), op. 8, published 1884 [ satb chorus ], Leipzig: SiegelView original text (without footnotes)
Confirmed with Rudolf Baumbach, Spielmannslieder, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1883, page 26-27.
1 Riedel: "Mädchen"; further changes may exist not shown above.Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
. O weh! Schneider
Es wollt ein Schneider [wandern]1, Am Montag in der Fruh, Begegnet ihm der Teufel, Hat weder Strümpf noch Schuh': He, he, du Schneiderg'sell, Du mußt mit mir in die Höll, Du mußt uns Teufel kleiden, Es gehe wie es wöll. Sobald der Schneider in die Höll kam, Nahm er seinen Ehlenstab, Er schlug den Teuflen Buckel voll, Die Hölle auf und ab: He, he, du Schneidergesell, Mußt wieder aus der Höll, Wir brauchen nicht zu messen; Es gehe wie es wöll. Nachdem er all gemessen hat, Nahm er seine lange Scheer Und stuzt den Teuflen d' Schwänzlein ab Sie hüpfen hin und her. He, he du Schneiderg'sell, Pack dich nur aus der Höll, Wir brauchen nicht das Stuzen, Es gehe wie es wöll. Da zog er's Bügeleisen raus, Und warf es in das Feuer, Er streicht den Teuflen die Falten aus, Sie schrieen ungeheuer: He, he du Schneiderg'sell, Geh du nur aus der Höll, Wir brauchen nicht zu bügeln, Es gehe wie es wöll. Er nahm den Pfriemen aus dem Sack, Und stach sie in die Köpf, Er sagt, halt still, ich bin schon da, So sezt man bei uns Knöpf: He, he, du Schneiderg'sell, Geh einmal aus der Höll, Wir brauchen nicht zu kleiden, Es geh nun wie es wöll. Drauf nahm er Nadl und Fingerhut, Und fängt zu stechen an, Er flickt den Teufeln die Naslöcher zu. So eng er immer kan: He, he, du Schneidergesell, Pack dich nur aus der Höll, Wir können nimmer riechen, Es geh nun wie es wöll. Darauf fängt er zu schneiden an, Das Ding hat ziemlich brennt, Er hat den Teuflen mit Gewalt Die Ohrlappen aufgetrennt: He, he, du Schneiderg'sell, Marschir nur aus der Höll, Sonst brauchen wir den Bader, Es geh nun wie es wöll. Nach diesem kam der Lucifer, Und sagt: es ist ein Graus, Kein Teufel hat kein Schwänzerl mehr, Jagt ihn zur Höll hinaus: He, he, du Schneiderg'sell, Pack dich nur aus der Höll, Wir brauchen keine Kleider, Es geh nun wie es wöll. Nachdem er nun hat aufgepackt, Da war ihm erst recht wohl, Er hüpft und springet unverzagt, Lacht sich den Buckel voll, Ging eilends aus der Höll, Und blieb ein Schneiderg'sell; Drum holt der Teufel kein Schneider mehr, Er stehl so viel er wöll.
Text Authorship:
- from Volkslieder (Folksongs) , "Schneiders Höllenfahrt", appears in Des Knaben Wunderhorn [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929), op. 8, published 1884 [ satb chorus ], Leipzig: SiegelView original text (without footnotes)
Notes
Stanza 1, line 1: the author omitted the Umlaut on "früh" for the sake of the rhyme.
Final line of all stanzas: the author added an Umlaut to "woll" for the sake of the rhyme.
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
. Amor und Fortuna
Die Heidengötter sitzen stumm In ihren Grabeshügeln. Nur zweie fliegen noch herum Mit nimmermüden Flügeln. Der eine scharfe Pfeile schnellt, Die andre klimpert mit dem Geld; So zieh'n sie durch die Welt, Juchhe! So zieh'n sie durch die Welt. Den Bogenschützen jeder kennt, Der über fünfzehn Jahre, Doch nach der andern Mancher rennt Vergebens bis zur Bahre. Sie finden meist sich einzeln ein, Doch wenn sie einem nah'n zu zwei'n, Das muss ein Glückspilz sein, Juchhe! Das muss ein Glückspilz sein. Ich sang dir, kleiner Bösewicht, Gar manches Lied zum Ruhme. Nun geh' und quäl' mich länger nicht Und schick' mir deine Muhme. Die streicht herum, ich weiss nicht wo, Macht andre Leute reich und froh, Und ich lieg' auf dem Stroh, O weh! Und ich lieg' auf dem Stroh.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Amor und Fortuna", appears in Spielmannslieder [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929), op. 8, published 1884 [ satb chorus ], Leipzig: SiegelConfirmed with Spielmannslieder von Rudolf Baumbach, Leipzig, Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, pages 17-18.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
. Müller hab' Acht
Müller hab' Acht, Acht auf den Waizen, die Gerste, das Korn, Acht auf das Mehl in den Säcken! Ackermaus hinten und Wassermaus vorn Gierig die Mäuler sich lecken, Wühlen zum Speicher sich Stollen und Schacht. Müller hab' Acht! Müller hab' Acht, Fischotter lauert am Mühlenwehr, Gleitet behend in die Wellen, Macht dir den Hälter von Karpfen leer, Stiehlt dir die bunten Forellen, Selber der Hecht wird umgebracht. Müller hab' Acht! Müller hab' Acht, Acht auf den Acker, ich rathe dir's wohl, Soll sich das Grünzeug entwickeln! Lampe der Hase ergötzt sich am Kohl Nebst zwei frechen Karnickeln. Schau, wie er spitzt, wie er Männchen macht. Müller hab' Acht! Müller hab' Acht, Acht auf den duftenden röthlichen Klee Dort an der Bergeshalde! Schau, wie lüstern das braune Reh Aeugt aus dem dämmernden Walde, Wie es hervorzieht leise und sacht. Müller hab' Acht! Müller hab' Acht, Acht auf die Tauben im Taubenschlag, Acht auf die Hühner im Stalle; Reinecke schlüpft durch Hecken und Hag, Hinze leckt sich die Kralle, Marder und Iltis morden bei Nacht. Müller hab' Acht! Müller hab' Acht, Lockt in der Nacht ein Stimmchen mild Hinter dem Flieder, dem dichten, Springt über'n Zaun dir ein Edelwild, Nascht von verbotenen Früchten. Mond verkriecht sich, es flüstert, es lacht -- Müller hab' Acht!
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Müller hab' Acht!", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen [author's text checked 2 times against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929), op. 8, published 1884 [ satb chorus ], Leipzig: SiegelConfirmed with Rudolf Baumbach, Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, pages 28-29.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
. Die Schul' ist aus
Die Schul' ist aus, die Schul' ist aus! Und aus der dumpfen Stuben Schwärmt kunterbunt das Volk hinaus Der Mädel und der Buben. Der Lehrer wischt die Brille ab, Es rastet sein Präzeptorstab. Es johlt und schreit und lärmt der Schwarm Der jungen Dorfstudenten. Die Mädel laufen Arm in Arm Und schnattern wie die Enten. Nehmt euch in Acht, dass keines fällt! Die Schiefertafeln kosten Geld. Zuletzt kommt Einer träg und faul; Der Arme scheint zu hinken. Er macht ein breites Jammermaul, Und seine Augen blinken. Er winselt leise ach und oh, -- Ich wett' das kommt vom Bakulo. Du armer Bub', du thust mir leid, Doch nimm dir's nicht zu Herzen. Du wirst dein Weh in kurzer Zeit Verwinden und verschmerzen. Nimmt dich das Schicksal in die Lehr', Mein Sohn, dann geht es schärfer her. Das Schicksal ist ein Schultyrann, Und einer von den schlimmsten. Dem Klugen hängt's den Esel an, Zum Primus macht's den Dümmsten, Und unerbittlich schwingt's ein Rohr, Das kommt uns Armen spanisch vor.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Die Schul' ist aus" [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
Set by Fürchtegott Ernst August Riedel (1855 - 1929), op. 8, published 1884 [ satb chorus ], Leipzig: SiegelConfirmed with Rudolf Baumbach, Von der Landstrasse, Zweites Tausen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, pages 98-99.
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]
5. Wenn der Vogel naschen will  [sung text not yet checked]
Amsel in dem schwarzen Kleid Treff' ich hier dich wieder? O wie gern zur Maienzeit Hört' ich deine Lieder! Und nun [sitzt du stumm und still]1 In den Rebenschlingen. -- "Wenn der Vogel naschen will, Pflegt er nicht zu singen." Heda, Geigerlein, wohin? Ei, was muss ich sehen! Um das Haus der Winzerin Schleichst du auf den Zehen. Nimm hervor [das]2 Saitenspiel, Lass ein Stücklein klingen! "Wenn der Vogel naschen will, Pflegt er nicht zu singen."
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Wenn der Vogel naschen will", appears in Spielmannslieder
See other settings of this text.
Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Spielmannslieder, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1883, page 48.
1 Meyer-Helmund: "sitz'st du still und stumm"1 Meyer-Helmund: "dein"
Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]