Im Dämmerschein ruh'n Berg und Klüfte, taufrische Kühle weht durchs Land, da streckt durch leichte Nebeldüfte der Morgen aus die ros'ge Hand. Der Adler aus dem stillen Forste, dem hoch das Herz vor Freiheit schlägt, nimmt seinen Flug vom Felsenhorste, der auf ihn zu der Sonne trägt. Da geht ein Rauschen durch die Bäume, die Gipfel schmücken sich mit Gold, die Vögel schütteln ab die Träume und zwitschern Lieder süß und hold. „Wacht auf, wacht auf!“ klingt's allenthalben, „Wacht auf, die dunkle Nacht entschwand!“ Die Lerchen und die blauen Schwalben verkünden's schon dem weiten Land. Doch über all der Jubelweise, die auf bis zu den Wolken steigt, zieht stolz der Adler seine Kreise in Himmelshöhen ernst und schweigt.
Sechs Lieder für Männerchor
by Georg Wilhelm Rauchenecker (1844 - 1906)
1. Im Gebirge  [sung text checked 1 time]
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- by Otto Hausmann (1837 - 1916)
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Researcher for this page: Johann Winkler2. Wie die Welt so weit!  [sung text checked 1 time]
Wie die Welt so weit, wie so frei die Brust, und im Herzen ein Lied voll Glück und voll Lust. Und ich lass' es fröhlich erklingen. Es winken die Blumen im Feld und im Hain: Grüß' Gott dich, Geselle, so muss es sein, wenn man will singen, ja singen. Mein ist die Sonne mit all ihrem Gold, und ein Mädel mir treu, das so lieb und so hold; was könnte man Schön'res erringen? Den Himmel im Herzen, mein Mädel im Sinn, o wie ich so glücklich, so selig bin! Und ich will's singen, ja singen!
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- by Otto Hausmann (1837 - 1916)
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Isola bella  [sung text checked 1 time]
Die gold'nen Abendwolken nah'n, der Tag neigt sich zur Ruh'; durch vblaue Wogen fliegt mein Kahn dem trauten Eiland zu. Isola bella! Sie taucht empor voll Majestät gleich jener holden Fee, der schaumgebor'nen heheren Maid Anadyomene. Isola bella! Ein ros'ger Sonnenstrahl umflicht das Haupt ihr kronengleich, zu ihren Füßen schmiegt sich dicht die Welle, perlenreich. Isola bella! Und Zephirlüfte, dufterfüllt, von Blütenträumen schwer, umgaukeln rings das Götterbild als Amorettenheer. Isola bella! Ein heil'ger Zauber uns umweht, d'raus alle Wonne bricht, und leis' der Mund, wie im Gebet, voll tiefster Andacht spricht: Isola bella!
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- by Otto Hausmann (1837 - 1916)
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Researcher for this page: Johann Winkler4. Hans Sachs  [sung text checked 1 time]
Zu Nürnberg lebt' ein Schuster, ein fleißiger Gesell', dem war's, ob rings viel Duster, im Oberstübchen hell. Mit Sang und Klang und Melodei'n schuf Werke er für groß und klein, und immer mit Bedacht dabei das Sprüchlein angebracht: Kühn und keck! Fest vom Fleck! Der Teufel soll euch holen! Ich lernte das Versohlen! War auch ein Held der Feder, schrieb deutsch und kerngesund, zog immer fest vom Leder, wo er 'was flicken kunnt'. Schont Fürsten nicht noch Pfäffelein, wie Hagelwetter schlug er d'rein, focht siegreich aus jedwede Schlacht, weil weislich er vorherbedacht. Kühn und keck etc. Kein and'rer hat besungen je schöner Lieb' und Treu'! Wie golden hat geklungen sein Lied von Lenz und Mai! Laut fuhr ins Volk, wie Jubelschall, sein' „Wittenberger Nachtigall“! Wie Psalter rauschte weit und breit sein sonnig' Wort in trüber Zeit. Kühn und keck etc. Tät' jeder, der hier schustert an Versen oder Schuh' nur halb so viel, wenn's dustert, fürs Volk, Hans Sachs, wie du, dann ständ's weit besser in der Welt, die Köpfe würden dann erhellt; dann ging' es, Donner Doria! durch Nacht zum Licht! Viktoria! Kühn und keck etc.
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- by Otto Hausmann (1837 - 1916)
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Researcher for this page: Johann Winkler5. Vorwärts!  [sung text checked 1 time]
Die Wachtel ruft aus blüh'ndem Korn, die Lüfte wohlig weh'n, die Schmetterlinge kosen süß, wo Heckenröslein steh'n. Ein Bächlein klein hüpft durchs Gestein, tanzt froh von Ort zu Ort, es plaudert mit dem Vögelein und jubelt immerfort: Lustig gelebt, vorwärts gestrebt, nutzet die Augenblicke! Mutiger Drang, fröhlicher Sang führet zum Siege, zum Glücke! Und kaum, dass unser Springinsfeld das Lied gestimmet an, greift auch schon nach dem Wanderstab der frohe Sängersmann. Ihn treibt's hinaus aus engem Haus zu Wald und Flur und Feld, er schmückt den Hut mit grünem Strauß und jubelt in die Welt: Lustig gelebt etc. Und stürmen Sorgen noch so viel' im Leben auf uns ein: Mit Hurrah und Viktoria geht's über Stock und Stein! Mit off'nem Blick trotzt dem Geschick, was immer auch geschieht; frisch vorwärts, keinen Schritt zurück! Befolgt des Bächlein's Lied: Lustig gelebt etc.
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- by Otto Hausmann (1837 - 1916)
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Researcher for this page: Johann Winkler6. Rühr' mich nicht an!  [sung text checked 1 time]
Im Buchenwald ein Kräutlein blüht, d'rum lust'ge Hummeln schweben; gar zimperlich ist's von Gemüt, stets flüstert es mit Beben: Rühr' mich nicht an! Das Ding ist wahrlich nicht gescheit! Von Freud' kennt's keinen Schimmer! Und Försters Else, viel umfreit, rief auch wie's Kräutlein immer: Rühr' mich nicht an! Ward alte Jungfer bald dabei! Und ich sag's euch zum Frommen, ihr Mädels, lasst die Ziererei, sprecht nie, wenn Freier kommen: Rühr' mich nicht an! Den Worten folgt oft rasch die Tat! Könnt's allerwärts studieren! D'rum wandelt auf dem Tugendpfad und lasst das Deklamieren: Rühr' mich nicht an!
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- by Otto Hausmann (1837 - 1916)
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