Der Ast vom Baume Gott, der über Italien reicht, hat schon geblüht. Er hätte vielleicht sich schon gerne, mit Früchten gefüllt, verfrüht, doch er wurde mitten im Blühen müd, und er wird keine Früchte haben. Nur der Frühling Gottes war dort, nur sein Sohn, das Wort, vollendete sich. Es wendete sich alle Kraft zu dem strahlenden Knaben. Alle kamen mit Gaben zu ihm; alle sangen wie Cherubim seinen Preis. Und er duftete leis als Rose der Rosen. Er war ein Kreis um die Heimatlosen. Er ging in Mänteln und Metamorphosen durch alle steigenden Stimmen der Zeit.
Rilke-Lieder
Song Cycle by Karl Heinz Taubert (1912 - 1990)
1. Der Ast vom Baume Gott  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Der Ast vom Baume Gott", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 30, first published 1905
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Ein jedes Ding ist überwacht  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Wenn etwas mir vom Fenster fällt (und wenn es auch das Kleinste wäre) wie stürzt sich das Gesetz der Schwere gewaltig wie ein Wind vom Meere auf jeden Ball und jede Beere und trägt sie in den Kern der Welt. Ein jedes Ding ist überwacht von einer flugbereiten Güte wie jeder Stein und jede Blüte und jedes kleine Kind bei Nacht. Nur wir, in unsrer Hoffart, drängen aus einigen Zusammenhängen in einer Freiheit leeren Raum, statt, klugen Kräften hingegeben, uns aufzuheben wie ein Baum. Statt in die weitesten Geleise sich still und willig einzureihn, verknüpft man sich auf manche Weise, – und wer sich ausschließt jedem Kreise, ist jetzt so namenlos allein. Da muß er lernen von den Dingen, anfangen wieder wie ein Kind, weil sie, die Gott am Herzen hingen, nicht von ihm fortgegangen sind. Eins muß er wieder können: fallen, geduldig in der Schwere ruhn,[65] der sich vermaß, den Vögeln allen im Fliegen es zuvorzutun. (Denn auch die Engel fliegen nicht mehr. Schweren Vögeln gleichen die Seraphim, welche um ihn sitzen und sinnen; Trümmern von Vögeln, Pinguinen gleichen sie, wie sie verkümmern ...)
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Das Stundenbuch, in 2. Das Buch von der Pilgerschaft, no. 16
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stunden-Buch, Leipzig : Insel-Verlag, 1918
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
3. Du Gott, ich möchte viele Pilger  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Du Gott, ich möchte viele Pilger sein, um so, ein langer Zug, zu dir zu gehn, und um ein großes Stück von dir zu sein: Du Garten mit den lebenden Alleen. Wenn ich so gehe, wie ich bin, allein, -- wer merkt es denn ? Wer sieht mich zu dir gehn? Wen reißt es hin? Wen regt es auf und wen bekehrt es dir? Als wäre nichts geschehn, lachen sie weiter. Und da bin ich froh, daß ich so gehe, wie ich bin ; denn so kann keiner von den Lachenden mich sehn.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1901, appears in Das Stundenbuch, in 2. Das Buch von der Pilgerschaft, no. 29
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Stunden-Buch, Leipzig : Insel-Verlag, 1907, p.70
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
4. Du kommst und gehst  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Du kommst und gehst. Die Türen fallen Viel sanfter zu, fast ohne Wehn. Du bist der Leiseste von allen, die durch die leisen Häuser gehen. Man kann sich so an dich gewöhnen, dass man nicht aus dem [Buche]1 schaut, wenn seine Bilder sich verschönen, von deinem Schatten überblaut; [weil dich die Dinge immer tönen, nur einmal leis und einmal laut.]2 Oft wenn ich dich in Sinnen sehe, verteilt sich deine Allgestalt: du gehst wie lauter lichte Rehe. und ich bin dunkel und bin Wald. Du bist ein Rad, an dem ich stehe: von deinen vielen dunklen Achsen wird immer wieder eine schwer und dreht sich näher zu mir her, und meine willigen Werke wachsen von Wiederkehr zu Wiederkehr.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Du kommst und gehst", written 1899, appears in Das Stundenbuch, in 1. Das Buch vom mönchischen Leben , no. 45, first published 1905
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Linda Godry) , "You come and go", copyright © 2007, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Tu vas et viens", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
1 Große-Schware: "Fenster"
2 omitted by Große-Schware
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