Bin durch die Alpen gezogen, Wo die Lawine rollt, Sah, wie in Meereswogen Tauchte der Sonne Gold. Aber freudig ich tauschte Alpen und Meeresstrand Für das Tannen-durchrauschte Nordische Heimatland. Schlösser sah ich und Thürme, Schimmernd und marmorweiss; Dunkler Pinien Schirme Wiegten im Wind sich leis, Aber schöner und besser -- Lacht mich immerhin aus -- Als die Marmorschlösser Dünkt mich mein Vaterhaus. Mägdlein durfte ich kosen, Schlank und liliengleich, Frauen wie volle Rosen, Üppig und anmuthreich; Lilie aber und Rose Werden von der besiegt, Die mich als Knaben im Schose Sanft in den Schlaf gewiegt.
Sechs Lieder eines fahrenden Gesellen von R. Baumbach
by Max von Weinzierl (1841 - 1898)
1. Heim
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Heim", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
2. Der stille Trinker  [sung text not yet checked]
Sie schwenkten die Kannen Und priesen die Mädchen, Marien und Annen, Lieschen und Kätchen. Nur einer sass in der Ecke allein, Stumm, beim Wein; Der [musste]1 wohl ohne Liebchen sein. Die Wächter riefen Und bliesen Zwei; Die Zecher schliefen Auf Stroh und Heu. Der stille Trinker allein nicht schlief, Stand auf und lief -- Wohin? -- Weiss [ich's]2? -- Stille Wasser sind tief!
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Der stille Trinker", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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- ENG English (Sharon Krebs) , "The quiet drinker", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, page 32.
1 Sinigaglia: "musst' "2 Sinigaglia: "ich"
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3. Nach sieben Jahren  [sung text not yet checked]
[Ha]alter Birnbaum! Lebst du noch Nach sieben langen Jahren? Trägst noch an einer Stange hoch Das Kästlein für die Staaren? Der Birnbaum an zu sprechen fing Und seufzte schwer beklommen: Dieweil der Staar auf Reisen ging, Hat Spatz Besitz genommen. Willkomm mit deinem Schelmenblick, Frau Nachbarin, du lose! Als Knospe liess ich dich zurück, Nun grüss' ich dich als Rose. Sie wies mir lächelnd einen Ring. -- O weh, zu spät gekommen! Dieweil der Staar auf Reisen ging, Hat Spatz Besitz genommen.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Nach sieben Jahren", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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4. König bin ich  [sung text not yet checked]
Was zirpt und piept im Zaune, Was raschelt im Stacket? Gott grüss' dich, kleine braune, Vergnügte Majestät! Du rufst mir stolz und herrisch Dein "König bin ich" zu. -- Herr Bruder, sei nicht närrisch, Ich bin soviel wie du. Bin selbst ein reicher König, Trag' frei und stolz das Haupt Und kümmre mich nur wenig, Dass keiner mir es glaubt. Du herrschest in den Hägen In Aue, Wald und Feld, Mein Reich ist allerwegen Und heisst die weite Welt.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "König bin ich", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]4. König bin ich  [sung text not yet checked]
Was zirpt und piept im Zaune, Was raschelt im Stacket? Gott grüss' dich, kleine braune, Vergnügte Majestät! Du rufst mir stolz und herrisch Dein "König bin ich" zu. -- Herr Bruder, sei nicht närrisch, Ich bin soviel wie du. Bin selbst ein reicher König, Trag' frei und stolz das Haupt Und kümmre mich nur wenig, Dass keiner mir es glaubt. Du herrschest in den Hägen In Aue, Wald und Feld, Mein Reich ist allerwegen Und heisst die weite Welt.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "König bin ich", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Rühr mich nicht an  [sung text not yet checked]
Plaudernd mit Müllers Töchterlein Ging ich im Maiengrüne, Und der Vater schritt hinterdrein Mit bedenklicher Miene. Plötzlich stand er stille am Bach, Winkte mich näher heran und sprach: Seh' Er, mein Freund, dies Kraut sich an, Wächst nicht in allen Landen, Ist geheissen Rührmichnichtan. Hat Er mich recht verstanden? Also sprach er mit ernstem Ton, Hob den Finger und ging davon. Sonnenschein rings auf den Büschen lag Und auf zwei goldenen Zöpfchen -- Ob es wohl sticht? Ob es brennen mag? Schüttelt die Kleine ihr Köpfchen. Als ich es endlich berührte bang, Rührmichnichtan mir entgegen sprang.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Rührmichnichtan", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen, first published 1885
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- ENG English (Sharon Krebs) , "Touch-me-not", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, page 27.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
6. Mai  [sung text not yet checked]
Mit Sturmwind und Regen Verschied der April; Die Stürme sich legen, Die Winde sind still. Ein farbiger Bogen Am Himmel erglüht; Der Mai kam gezogen, Der Hollerbusch blüht. Im Strauch an der Quelle Frau Nachtigall singt; Ein brauner Geselle Sein Mädel umschlingt. Ihr Blut geht in Wogen, Sie küssen sich müd. Der Mai kam gezogen, Der Hollerbusch blüht. Der Nordwind die Blätter Der Waldbäume jagt, Im stürmischen Wetter Sitzt eine und klagt: Verrathen, betrogen! Das uralte Lied -- -- -- Der Mai ist entflogen, Der Holler verblüht.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Mai", appears in Lieder eines fahrenden Gesellen
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- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Rudolf Baumbach, Lieder eines fahrenden Gesellen, Leipzig: Verlag von A. G. Liebeskind, 1882, pages 78-79.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]