Frühlingsgrüße. Zwölf Lieder von Heinrich Stieglitz mit Begleitung des Pianoforte

Was raschelt in den Bäumen,
was flüstert im Gezweig?
Von tausend süßen Träumen
erzittert See und Teich.
Die bunten Sänger ziehen
durch den begrünten Wald,
daß rings von Melodien
das Echo wiederhallt.
Und auf den Wellen gleiten
die Kähne rasch entlang,
und durch die Gärten schreiten
die Mägdlein mit Gesang.
Und in dem Herzen webt es
mit fröhlich frischer Kraft,
die ganze Welt durchbebt es
in trunkner Leidenschaft,
ja selbst des Greises Lallen
stimmt in den Jubel ein.
O Lenz, dein Hauch schenkt Allen
der Jugend Götterwein.

Die Lüfte weh'n so lind, so weich,
die Frühlingswecker pochen;
da bin ich denn am Wiesenteich
aus meinem Schlaf gebrochen.
Nun duft' ich hier und harre still,
ob nicht die Schönste nahen will
dem stillen Wiesengrunde.

O dass ihr liebes Auge mich
im Moose hier erblickte,
und ihre rote Lippe sich
nach mir zum Kusse bückte!
Und pflückte sie mich gar zum Strauß,
wie haucht' ich ihr so freudig aus
mein kleines Blütenleben!

Du, süßes Herzchen, gute Nacht!
Der liebe Gott im Himmel wacht;
der Abendsonne letzter Strahl
ging nieder in das stille Tal.

Die kleinen Vöglein schlummern all',
nun singt allein die Nachtigall;
die Nachtigall singt: Gute Nacht,
der liebe Gott im Himmel wacht.

Die Blümchen alle sind zur Ruh'
und schließen sanft die Äuglein zu;
die gold'nen Sternlein zieh'n heran
und blicken dich so freundlich an

Nun schlumm're süß die ganze Nacht,
bis dass die liebe Sonn' erwacht,
bis Blüt' an Blüte sich erschließt
und hell die liebe Sonne grüßt.

Bis dass die Vöglein allzumal
erwachen in dem grünen Tal;
du süßes Herzchen, gute Nacht!
Der liebe Gott im Himmel wacht.

Wie der Ball durch die Luft fliegt
beim Ringel-Ringelreih'n!
Wie das Herz sich in Duft wiegt
beim Frühlingssonnenschein!

Immer lustig dem Ball nach
im Wirbel, groß und klein!
Denn so gut wird's nicht all' Tag'
im Ringel-Ringelreih'n!