Du schaust mich an mit stummen Fragen, In Zweifeln sinnest du und wägst, Ob du's verschweigen sollst, ob sagen, Was du noch tief im Herzen trägst. Um deine Lippen seh' ich's schweben, Daß ein Geheimnis darauf ruht, Wie deut' ich anders mir dein Beben, Wenn Seufzer deinen Busen heben, Und deiner Wangen helle Glut? Wenn wir im Waldesdunkel stehen, Eins an des Andern Brust geschmiegt, Und deines Atems rasches Wehen Mich wonneschauernd überfliegt, Dann möcht' ich ewig dich nicht lassen, Eins sein mit dir, durch nichts getrennt. O sage mir, wie soll ich's fassen, Was sehnsuchtsvoll dann ohne Maßen Glühheiß mir in der Seele brennt? Du schaust mich an mit stummen Fragen, usw.
Sechs Lieder aus Julius Wolff's Tannhäuser
Song Cycle by (Johan Gustaf) Emil Sjögren (1853 - 1918)
1. Du schaust mich an mit stummen Fragen
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Tannhäuser: ein Minnesang, first published 1887
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Jahrlang möcht' ich so Dich halten
Jahrlang möcht' ich so Dich halten, So von Dir umschlungen sein, Deiner Minne heimlich Walten Strömet mächtig auf mich ein. Über uns die Wipfel rauschen, Vöglein hüpft von Ast zu Ast, Und die wilden Rosen lauschen, Was Du mir zu sagen hast. Ach! sie hören wenig Worte, Wenn wir uns in Armen ruhn, An dem waldverschwiegnen Orte Giebt es Holderes zu thun. Räthsel blühn auf Deinem Munde, Und glückselig, wer sie löst! Hast in einer einz'gen Stunde Hunderte mir eingeflößt.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Tannhäuser: ein Minnesang, first published 1887
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]3. Wie soll ich's bergen, wie soll ich's tragen  [sung text not yet checked]
Wie soll ich's bergen, wie soll ich's tragen, Was Du mir selber ins Herz gelegt? Kann es nicht hehlen und kann es nicht sagen, Was meine ganze Seele bewegt. All meine Sinne und alle Gedanken, Unstät und flüchtig verlassen sie mich, Dich zu umwinden wie klimmende Ranken, Klammern sich fester und fester an Dich. Immer Dich sehen möcht' ich und hören, Immer Dir schauen ins Angesicht, Könnt' ich mir nur Deinen Schatten beschwören! Lieberes zeigt ja die Sonne mir nicht. Aber nach Worten hasch' ich vergebens, Was ich empfinde, verschweigen sie doch, Du bist das Licht und der Klang meines Lebens, Und ich bin selber dein Schatten nur noch.
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Tannhäuser: ein Minnesang, first published 1887
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Julius Wolff, Tannhäuser. Ein Minnesang, Erster Band, Berlin: G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, 1890, pages 130-131.
Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Sharon Krebs [Guest Editor]
4. Hab' ein Röslein dir gebrochen
Hab' ein Röslein dir gebrochen Frühlingsfrisch vom Strauch, Und geheim mit ihm gesprochen Hehl und Flüsterhauch. Tief im Kelche ruht verschwiegen Gar ein schüchtern Wort, Hundert rote Blättlein biegen Sich um güldnen Hort. Drück es leise an die Lippen, Wie ich auch getan, Darfst am taubenetzten nippen Und den Duft empfahn. Mit des Herzens Gruß und Neigen Will ich von dir gehn, Rosen welken, Wünsche schweigen, Hoffe Wiedersehn!
Text Authorship:
- by Julius Wolff (1834 - 1910), appears in Tannhäuser: ein Minnesang
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Vor meinem Auge wird es klar  [sung text not yet checked]
Vor meinem Auge wird es klar, Je mehr es sich zum Lichte wendet, Und wenn ich scheu und schüchtern war, So war's Dein Glanz der mich geblendet Wie in des Maien reicher Blust Jedwede Knospe sich entfaltet, So wecktest Du mir in der Brust, Was nun mit meinen Tagen schaltet. Es hat sich mir so rasch enthüllt, Als bracht's ein Augenblick zur Reife, Und ich bin so davon erfüllt, Daß ich nichts Andres mehr begreife. Ich weiß nicht ob es Schönres giebt In Himmelsraum und Erdenweiten Mir ist, als hätt' ich Dich geliebt Vom Anbeginne aller Zeiten.
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- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Tannhäuser: ein Minnesang, first published 1887
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Ich möchte schweben über Tal und Hügel
Ich möchte schweben über Tal und Hügel, Mit meiner Liebe Leid allein zu sein. Und nähmest du der Morgenröte Flügel, Ich holte dich mit meiner Sehnsucht ein. Die Winde sausen, und die Wipfel rauschen, Und von den Zweigen klingt das alte Lied, Dem alle Herzen auf der Erde lauschen, Daß nie von Leide sich die Liebe schied.
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- by Julius Wolff (1834 - 1910), no title, appears in Tannhäuser: ein Minnesang, first published 1887
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