German (Deutsch) translations of Sechs Lieder nach Rainer Maria Rilke, opus 12
by Erich Mitzscherlich (1906 - 1985)
Und wie mag die Liebe dir kommen sein? Kam sie wie ein [Sonnen, ein Blütenschein]1, Kam sie wie ein Beten? -- Erzähle: Ein Glück löste leuchtend [aus Himmeln]2 sich los Und hing mit gefalteten Schwingen groß An meiner blühenden Seele.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, written 1896, appears in Traumgekrönt, in Lieben, no. 1
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View original text (without footnotes)1 Löbl: "Sonnen-, ein Blütenschnei'n"
2 Berg: "vom Himmel"
Wie soll ich meine Seele halten, daß sie nicht an deine rührt? Wie soll ich sie hinheben über dich zu andern Dingen? Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas Verlorenem im Dunkel unterbringen an einer fremden stillen Stelle, die nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen. Doch alles, was uns anrührt, dich und mich, nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich, der aus zwei Saiten eine Stimme zieht. Auf welches Instrument sind wir gespannt? Und welcher [Geiger]1 hat uns in der Hand? O süßes Lied.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Liebeslied", appears in Neue Gedichte, first published 1892
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View original text (without footnotes)1 Martinsson: "Spieler"
Bei dir ist es traut, zage Uhren schlagen wie aus [alten]1 Tagen, komm mir ein Liebes sagen, aber nur nicht laut! Ein Tor geht irgendwo draußen im Blütentreiben, der Abend horcht an den Scheiben, laß uns leise bleiben, keiner weiß uns so!
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Bei dir ist es traut", appears in Advent, in Funde, no. 7
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View original text (without footnotes)Confirmed with Rainer Maria Rilke, Gesammelte Werke (Gedichte), Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, 2020
1 Löbl: "weiten"Das war der Tag der weißen Chrysanthemen, -- mir bangte fast vor seiner [schweren Pracht]1... Und dann, dann kamst du mir die Seele nehmen tief in der Nacht. Mir war so bang, und du kamst lieb und leise, -- ich hatte grad im Traum an dich gedacht. Du kamst, und leis wie eine Märchenweise erklang die Nacht....
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Traumgekrönt, in Lieben, no. 2
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View original text (without footnotes)Confirmed with Erste Gedichte von Rainer Maria Rilke, Leipzig, Im Insel-Verlag, 1913.
Note: some lines of this poem were used in Zanettovich's Lied (mond - nacht - liebes - traum - lied)
1 Berg: "Pracht"
Ja, ich sehne mich nach dir. Ich gleite mich verlierend selbst mir aus der Hand, ohne Hoffnung, dass ich Das bestreite, was zu mir kommt wie aus deiner Seite ernst und unbeirrt und unverwandt. ... jene Zeiten: O wie war ich Eines, nichts was rief und nichts was mich verriet; meine Stille war wie eines Steines, über den der Bach sein Murmeln zieht. Aber jetzt in diesen Frühlingswochen hat mich etwas langsam abgebrochen von dem unbewussten dunkeln Jahr. Etwas hat mein armes warmes Leben irgendeinem in die Hand gegeben, der nicht weiß, was ich noch gestern war.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Die Liebende", appears in Der neuen Gedichte anderer Teil, no. 9, first published 1908
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Das Buch der Bilder, Leipzig : Im Insel-Verlag, 1923, page 12.
Wie meine Träume nach dir schrein. Wir sind uns mühsam fremd geworden, jetzt will es mir die Seele morden, dies arme, bange Einsamsein. Kein Hoffen, das die Segel bauscht. Nur diese weite, weiße Stille, in die mein tatenloser Wille in atemlosem Bangen lauscht.
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title, appears in Advent, in Funde, no. 22
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Confirmed with Rainer Maria Rilke, Erste Gedichte, Leipzig : Insel-Verlag, 1913, p.137