Den Kampf der Freiheit ehrt, müßt ihr die That auch tadeln! Sagt, ob ihr ihn verdammen dürft, Ihn, der im Drang, sein Leben zu entadeln, Es rettend in den Arm des Todes wirft! Wir sind nicht, um zu sein; wir werden, um zu werden. Die Ströme rauschen fort; die Sonnen und die Erden, Sie gehn nach ewigen Gesetzen ihren Pfad. Kein Wollen dort - sie sind. Im Menschen lebt ein Wille; Er selbst ist sein Gesetz, ein Sohn der eignen Fülle; Er ist durch die Natur, und lebt durch seine That; Wir werden das, was wir zu werden lernten; Der Mensch ist seine Frucht aus seiner eignen Saat; Was Menschen säen, werden Götter ernten: Gott spricht durch seine Welt, der Mensch durch seine That.
Den Kampf der Freiheit ehrt, müßt ihr die That auch tadeln!
Set by Friedrich Heinrich Himmel (1765 - 1814), "Den Kampf der Freiheit ehrt, müßt ihr die That auch tadeln!", 1814, published 1880, from Gesänge aus Tiedge's Urania, no. 15 [Sung Text]
Note: this setting is made up of several separate texts.
Text Authorship:
- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), appears in Urania, in Sechster Gesang (Freiheit. Wiedersehn)
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Researcher for this page: Ferdinando AlbeggianiMit dem Hochgefühl des Sehnens, Das zu Götterthaten weiht, Flieht der hehre Sohn Alkmenens In den Schoß der Einsamkeit. Tief im Herzen warme Schläge, Fühlt er, was er soll und will; Und an einem Scheidewege Steht er, sinnend, plötzlich still. Dunkler jetzt, und wieder heller Schwebt ihm fern die Zukunft vor. Ahnungsvoll, und schnell und schneller Wallt ihm hoch das Herz empor. Wird ein Wunder sich entfalten? Ist ihm eine Gottheit nah? Zwei erscheinende Gestalten Stehn vor seinem Blicke da. Eine der Gestalten leuchtet, Wie der frische Blumenring, Der, vom ersten Tau befeuchtet, Um die junge Tellus hing. "Siehe!" sprach sie, "was die Erde Süßes hat, ich weih' es dir, Sohn des Himmels; aber werde Mein Getreuer, folge mir!" - Zauber sprühn aus ihren Blicken; Und ein weicher Schlummerduft Trägt ein taumelndes Entzücken Um sie her im Hauch der Lust. Halb dem Zauber hingegeben, Hat der Jüngling kaum Gewalt Seine Blicke zu erheben Zu der stillern Huldgestalt. Ruhig naht sie, wie der Friede: Steht sie da. - Von Schaam bedeckt,, Fühlt sich zitternd der Alcide Von der Tugend angeschreckt. - "Keine Freuden goldner Tage," Spricht sie, "kann ich dir verleihn. Rette, kämpfe, dulde, trage! Deiner würdig, bist du mein. Siegen ziemt dem Göttersohne; Sich besiegen aber weiht Ihm die höchste Strahlenkrone Himmlischer Unsterblichkeit." - Und der Jüngling - schöner blühend Stand er da vor der Natur, Als er heilig sich und glühend In die Hand der Tugend schwur. Seine eigne Flamme dämpfend, Willig Schwächern unterthan, Geht der starke Sieger kämpfend Seine große Heldenbahn. Ungeheuer kämpft er nieder; Aber seinem Frieden droht Eine fürchterlichre Hyder, Als in Lernas Sumpf, der Tod. Ach, daß ihn die Tugend warne! Weh! der freie Sieger fällt Überwunden in die Garne, Die der Reiz der Lust ihm stellt. Friede noch; allein Jole Tritt ihm in den Heldenlauf, Und er opfert dem Idole Seine ganze Hoheit auf. Wie ein Blitz aus heitrer Bläue, Stürzt herein das Mißgeschick Grause That und Schmach und Reue Hängen an Jolens Blick. Sieh! er reißt sie, ohn' Erbarmen, Mit Verrat und Meuchelmord, Aus des grauen Vaters Armen, Aus des Bruders Armen fort! Plötzlich fällt die Eumenide Des Gewissens ihm ans Herz; Und der süße Lebensfriede Wandelt sich in wilden Schmerz. Schrecklich rafft er ihn zusammen, Seines Geistes letzten Schwung; Auf dem Öta in den Flammen Büßt er die Entgötterung. Und der Gott erringet wieder, Was der Erdensohn verlor; Die Verschattung sinkt darnieder, Die Verklärung strahlt empor. Schon der letzte Seufzer dringet Aus der Sterblichkeit herauf, Und die freie Seele schwinget Sich ins Reich der Tugend auf.
Text Authorship:
- by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), appears in Urania, in Sechster Gesang (Freiheit. Wiedersehn)
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Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]Author(s): Christoph August Tiedge (1752 - 1841)