by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818)
Teures Mädchen, wenn ein andrer Himmel
Language: German (Deutsch)
Teures Mädchen, wenn ein andrer Himmel, Doch kein schön'rer einstens um dich wallt; Wenn der Stadt zerstreuendes Getümmel Lauter itzt, itzt dumpfer um dich schallt; Wenn die bunten Gecken um dich gaukeln, Kräuseln gleich, sich um dich drehn und schaukeln, Ekeln Weihrauch deiner Schönheit streun, Dann, Geliebte, denke mein! Wenn du satt des seelelosen Lärmens Abends in dein einsam Zimmer eilst; In der Wonne dann des süßen Schwärmens Noch ein stilles Stündchen staunend weilst; Dann dem Genius der Ruhe winkest, Dann dem Schlummer in die Arme sinkest, Der dich wiegt in holde Träumerein, Edle Seele, denke mein! Wenn, dieweil die müde Schöpfung feiert, Und die Dämmerung die Welt verhüllt, Sanfte Schwermut deinen Geist umschleiert, Und von Ahndungen dein Busen schwillt, Zarte Sorgen dann dein Herz beklemmen, Tränen deine Wimper überschwemmen, Süße Tränen, die die Neugier scheu'n - Edle, so gedenke mein! Ich gedenk' an dich in meiner Wildniß, In der Einsamkeit vertrautem Arm. Durch das tiefe Dunkel glänzt dein Bildniß, Täuscht mit holdem Lächeln meinem Harm. Wenn das Spätrot mein Gemach durchschimmert, Heßperus in meine Fenster flimmert, Früh mich weckt Aurorens roter Schein - Immer, Edle, denk' ich dein! Wenn ich lese, funkelt mir aus jeder Zeile deines Namens teurer Zug. Wenn ich schreibe, zeichnet meine Feder Unwillkührlich den geliebten Zug. Wenn ich lieg' und träume, horch! so schwimmen Um mich ferne leise süße Stimmen. Ach, die Stimmen nennen dich allein. Immer, Edle, denk' ich dein. Wenn ich einst das helle Land erfliege, Draus die Wahrheit und die Freiheit stammt, Selig mich in jenen Räumen wiege, Wo Orion und die Lyra flammt, Öfter schweb' ich aus der hohen Ferne Dann herab zum blassen Erdensterne, Wiege dich in süßes Staunen ein - Ewig, Edle, denk' ich dein!
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View text with all available footnotesConfirmed with Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten, Poesieen, zweyter Band, Leipzig: Heinrich Gräff, 1798, pages 213 - 215.
Text Authorship:
- by Ludwig Gotthard Theobul Kosegarten (1758 - 1818), "An Ellwina", appears in Poesieen [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Johann Christian Baldewein (1784 - 1848), "Die Bitte" [ soprano and piano ], from Sechs Lieder mit Begleitung des Pianoforte. 2 Heft, no. 6, Leipzig, Breitkopf & Härtel [sung text not yet checked]
- by Johann Rudolf Zumsteeg (1760 - 1802), "An Ellwina", published 1802, from Kleine Balladen und Lieder, Heft IV, no. 18 [sung text checked 1 time]
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