by Emanuel von Geibel (1815 - 1884)
Am Runenstein in der Sommernacht Matches original text
Language: German (Deutsch)
Am Runenstein in der Sommernacht Da spielen die Wasserfrauen; Das Wasser klingt, es singt die Luft, Der Mond steht hoch im Blauen. Das plätschert und lacht, das wogt und taucht Wie Lilien auf und nieder, Es schwimmt auf der Flut das goldne Haar, Es schimmern die weißen Glieder. Mit schilfigem Bart der Meermann bläst Die gewundene Muschelposaune, Die Nixen schlingen den Reigen dazu, Sie sind in der besten Laune. Da schreit die Jüngste und kichert drauf: Ei seht, was fand ich in der Welle! Ein blinkendes winkendes Todtengebein, Wie Silber glänzt es so helle. Ich stieß mit dem Fuß an's Korallenriff Beim lustigen Untertauchen, Da lag's in den Ästen, ich zog es hervor; Nun sagt, wie können wir's brauchen?" Neugierig beschaut der Schwarm den Fund, Die Königin spricht mit Lachen: "Das beinerne Ding ist hübsch und fein, Eine Harfe woll'n wir draus machen. Komm Schilfbart, alter Musikant, Du weißt von solchen Dingen; Ich schenk' einen Schwertfisch dir zum Roß, Kannst du's zu Stande bringen." Der Meermann kommt, er nimmt das Gebein, Er fügt es mit langem Geklügel, Er macht aus den Fingern die Wirbel gut, Aus dem Brustbein macht er den Bügel. Er nimmt von der Königin goldenem Haar, Und spannt es drüber als Saiten; Ei wie so wundersam durch die Nacht Die Töne schwellen und gleiten! Nun schlägt er die Harfe wohl auf und ab, Da lassen die Wellen das Rauschen, Der Wind hält leise den Odem an, Und schlummert ein im Lauschen. Die Möven setzen sich nieder am Strand, Goldfischlein steigen vom Grunde, Es horcht die Luft, es horcht das Meer Bezaubert in der Runde; Der Meermann harft und singt darein, Er fühlt nicht Müh noch Sorgen; Die Nixen schlingen den Reigen dazu Bis an den rothen Morgen.
Composition:
- Set to music by Albert Hermann Dietrich (1829 - 1908), "Am Runenstein in der Sommernacht", op. 5 no. 3, published 1852 [ voice and piano ], from Vom Pagen und der Königstochter, Vier Balladen von E. Geibel, no. 3, Leipzig: Carl Merseburger
Text Authorship:
- by Emanuel von Geibel (1815 - 1884), no title, appears in Juniuslieder, in Balladen und Erzählungen, in Balladen vom Pagen und der Königstochter, no. 3
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Prop de les pedres rúniques en una nit d’estiu", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2011, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this page: Harry Joelson
This text was added to the website: 2008-10-20
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