by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Rast auf der Flucht in Ägypten Matches base text
Language: German (Deutsch)
Diese, die noch eben atemlos flohen mitten aus dem Kindermorden: o wie waren sie unmerklich groß über ihrer Wanderschaft geworden. Kaum noch daß im scheuen Rückwärtsschauen ihres Schreckens Not zergangen war, und schon brachten sie auf ihrem grauen Maultier ganze Städte in Gefahr: denn so wie sie, klein im großen Land, - fast ein Nichts - den starken Tempeln nahten, platzten alle Götzen wie verraten und verloren völlig den Verstand. Ist es denkbar, daß von ihrem Gange alles so verzweifelt sich erbost? und sie wurden vor sich selber bange, nur das Kind war namenlos getrost. Immerhin, sie mußten sich darüber eine Weile setzen. Doch da ging - sieh: der Baum, der still sie überhing, wie ein Dienender zu ihnen über: er verneigte sich. Derselbe Baum, dessen Kränze toten Pharaonen für das Ewige die Stirnen schonen, neigte sich. Er fühlte neue Kronen blühen. Und sie saßen wie im Traum.
Composition:
- Set to music by Paul Hindemith (1895 - 1963), "Rast auf der Flucht in Ägypten", op. 27 no. 8 (1922-3), rev. 1948, from Das Marienleben, no. 8
Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), "Rast auf der Flucht nach Ägypten", appears in Das Marien-Leben, no. 8, first published 1912
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Repos pendant la fuite en Egypte", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
- ITA Italian (Italiano) (Ferdinando Albeggiani) , "Sosta durante la fuga in Egitto", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 25
Word count: 145