by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826)
Trost am Grabe See original
Language: German (Deutsch)
Trockne deines Jammers Thränen,
Heitre deinen Blick;
Denn es bringt kein banges Sehnen
Ihn, der starb, zurück.
Ach, die holde Stimm' und Rede,
Und der Lieblichkeiten jede,
Und sein freundliches Gesicht
Ruht im Grab', und kehret nicht.
Gleich des Feldes Blumen schwindet
Alles Fleisch umher;
Traurend sucht der Freund, und findet
Seinen Freund nicht mehr.
Vor dem welken Greis' am Stabe
Sinkt der Jüngling und der Knabe,
Vor der Mutter sinkt in's Grab
Oft die junge Braut hinab.
Gleich des Feldes Blumen werde
Alles Fleisch verstäubt;
Nur der Erdenleib wird Erde;
Sein Bewohner bleibt!
Ja, du selbst, Geliebter, lebest
Über Sternen, oder schwebest
Mitleidsvoll um meinen Geist,
Der dir ewge Treu verheißt.
Diese Kräfte, dieses Trachten
Zur Vollkommenheit,
Dieses Vorgefühl, dies Schmachten
Nach Unsterblichkeit:
Dieser Geist, der Welten denket,
Würde mit in's Grab gesenket?
Und geschaffen hätte Gott
Dieses alles nur zum Spott?
Nein, nicht spottend, nicht vergebens
Schufst Du, Gott, Dein Bild;
Lieb' und Weisheit hat des Lebens
Geist in Staub gehüllt.
Diese Hülle wird zertrümmert,
Und die freie Seele schimmert
Zu der höhern Geister Chor
Immer herrlicher empor.
Auf von Moder und Verwesung
Blick' hinauf, mein Geist,
Wo im Friedensthal Genesung,
Alles Jammers fleußt,
Wo nicht Krieg, Erdbeben, Fluthen,
Hunger, Pest und wilde Gluthen,
Wo nicht Trennung mehr noch Tod
Liebenden Geliebten droht!
Ach! des Wonnetags, der wieder
Ewig Freund und Freund,
Eltern, Kinder, Schwestern, Brüder,
Mann und Weib vereint.
Wann, gelehrt von Himmeslweisen,
Wir des Vaters Liebe preisen,
Der aus Irrthum, Schmerz und Gram
Uns in seine Ruhe nahm!
...
Composition:
- Set to music by Johann Friedrich Reichardt (1752 - 1814), "Trost am Grabe", published 1797, stanzas 1-7 [ voice and piano ], from Gesänge der Klage und des Trostes, no. 2, Berlin, Johann Friedrich Unger
Text Authorship:
- by Johann Heinrich Voss (1751 - 1826), "Trost am Grabe", written 1783, appears in Oden und Lieder, in Erstes Buch, no. 12
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