by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803)
Das Flüchtigste See original
Language: German (Deutsch)
Tadle nicht der Nachtigallen bald verhallend süßes Lied; Sieh, wie unter allen, allen Lebensfreuden, die entfallen, stets zuerst die schönste flieht. Siehe, wie im Tanz der Horen Lenz und Morgen schnell entweicht; wie die Rose, mit Auroren Zart im Silbertau geboren, Auch Auroren gleich erbleicht. Siehe, wie im Chor der Triebe bald der zärteste Ton verklingt. Holdes Mitleid, Wahn der Liebe, Ach das er uns ewig bliebe! Aber ach! Sein Zauber sinkt. Und die Frische dieser Wangen, Und der Jugend rege Glut, und die ahnenden Verlangen, die am Wink der Hoffnung hangen - Ach, ein fliehend, fliehnd Gut! Selbst die Blüte deines Strebens, aller Musen schönste Gunst, jede höchste Gunst des Lebens, Freund, du fesselst sie vergebens; sie entschlüpft, die Zauberkunst. Aus dem Meer der Götterfreuden ward ein Tropfe uns geschenkt, ward gemischt mit manchen Leiden, leerer Ahnung, falschen Freuden, ward im Nebelmeer ertränkt. Aber auch im Nebelmeere ist der Topfe Seligkeit; einen Augenblick ihn trinken rein ihn trinken und versinken, ist Genuss der Ewigkeit.
Composition:
- Set to music by Hans Georg Nägeli (1773 - 1836), "Das Flüchtigste", 1800-10 [ voice and piano or harpsichord ], confirmed with Liederkranz auf das Jahr 1816 von Hans Georg Nägeli, Zürich: bei H. G. Nägeli, song no. XIX, page 41
Text Authorship:
- by Johann Gottfried Herder (1744 - 1803), "Das Flüchtigste"
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