by Heinrich Heine (1797 - 1856)
Language: German (Deutsch)
Die Söhne des Glückes beneid ich nicht Ob ihrem Leben, beneiden Will ich sie nur ob ihrem Tod, Dem schmerzlos raschen Verscheiden. Im Prachtgewand, das Haupt bekränzt, Und Lachen auf der Lippe, Sitzen sie froh beim Lebensbankett - Da trifft sie jählings die Hippe. Im Festkleid und mit Rosen geschmückt, Die noch wie lebend blühten, Gelangen in das Schattenreich Fortunas Favoriten. Nie hatte Siechtum sie entstellt, Sind Tote von guter Miene, Und huldreich empfängt sie an ihrem Hof Zarewna Proserpine. Wie sehr muß ich beneiden ihr Los! Schon sieben Jahre mit herben, Qualvollen Gebresten wälz ich mich Am Boden, und kann nicht sterben! O Gott, verkürze meine Qual, Damit man mich bald begrabe; Du weißt ja, daß ich kein Talent Zum Martyrtume habe. Ob deiner Inkonsequenz, o Herr, Erlaube, daß ich staune: Du schufest den fröhlichsten Dichter, und raubst Ihm jetzt seine gute Laune. Der Schmerz verdampft den heitern Sinn Und macht mich melancholisch; Nimmt nicht der traurige Spaß ein End', So werd ich am Ende katholisch. Ich heule dir dann die Ohren voll, Wie andre gute Christen - O Miserere! Verloren geht Der beste der Humoristen!
Composition:
- Set to music by Günter Bialas (1907 - 1992), "Miserere", published 1983 [ baritone and piano ], from O Miserere, no. 3
Text Authorship:
- by Heinrich Heine (1797 - 1856), "Die Söhne des Glückes beneid ich nicht", appears in Nachgelesene Gedichte 1845-1856, no. 17
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 36
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