by Richard Volkmann (1830 - 1889), as Richard Leander
Hochzeitsromanze
Language: German (Deutsch)
Im Juli war's, in heißer Zeit, Die Felder wogten weit und breit, Die Sommervögel flogen; Da hielt am Graben, hoch zu Roß, Ein Reiter vor dem Königsschloß, Mit Geig' und Fiedelbogen. Und wie er hell die Saiten strich, Da füllten rasch die Fenster sich Mit frohen Mädchenköpfen; Er aber rief: "Wo bleibt sie doch? Die Jüngst' und Schönste fehlt ja noch Mit ihren blonden Zöpfen!" Da fiel am Turm die Brück' herab: "Nun tanz' mal fein, mein Edelrapp' Im Hof steht sie schon selber!" Die Sonne glitzert wunderbar; Ihr um die Schultern weht das Haar Noch goldiger und gelber. Und grün der Kranz und grün der Strauß, Sie breitet beide Arme aus, Ihr Auge strahlt glückinnig. "Marie-Margret! Marie-Margret! Das Herz mir fast in Stücke geht, Da bin ich ja! da bin ich! "So schürz' dich nun und schwinge dich, Spring' auf mein Rößlein hinter mich, Ans Scheiden muß es gehen!" "Herzliebster Schatz, so halt mich fest! Ade, ihr werten Hochzeitsgäst', Und laßt die Tüchlein wehen!" Da schlang der Chor der Jungfräulein Ums holde Paar den Kettenreihn, Das Hochzeitslied zu singen; Das klang, wie sich ein jeder denkt, Ob auch die Braut das Köpflein senkt', Von allerliebsten Dingen: "Marie-Margret, Marie-Margret! So wie man's treibt es allzeit geht, Nun bist du eingefangen! Hast's Hälslein gar zu oft gereckt, Den Kopf zum Fenster 'nausgesteckt, Wenn er vorbeigegangen." " 'Frau Mutter! einen einz'gen Guck! Er sitzt auf seinem Pferd so schmuck, Ich kenn' ihn ja von Alter!" Ach ja, ein Gücklein und ein Guck, Und heimlich dann ein Händedruck: "Herzgret" und " 'Herzens-Walther'! " So lang' das Leben grünt und mai't, Wird es so gehen allezeit, Gott woll's jedwedem schenken! Die Welt ist gar zu wunderschön, Wo zwei verliebte Herzen geh'n Einander zu gedenken: Da blüh'n die Blumen wunderhold, Da glänzt im Strom wie pures Gold, Aufrauschend das Gewässer; Die Vögel singen tief im Grün, Frühwolken hoch am Himmel zieh'n Und bau'n viel luft'ge Schlösser. Ihr Mädchen drum und junge Leut', Nur frisch gewagt und jung gefreit, Eh' Lieb' und Lust vergehen! Kein Spruch so süß sich hören läßt Als: Herzenschatz, ach, halt mich fest! Ade! Die Tüchlein wehen!
M. Stange sets stanzas 9-11
Authorship:
- by Richard Volkmann (1830 - 1889), as Richard Leander, "Hochzeitsromanze", appears in Alte und Neue Troubadour-Lieder [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Max Stange (1856 - 1932), "Hochzeitsromanze", op. 38 (Sechs Lieder und Gesänge für 1 Singstimme mit Pianofortebegleitung) no. 4, published 1894, stanzas 9-11 [ voice and piano ], Berlin, Raabe & Plothow [sung text checked 1 time]
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This text was added to the website: 2020-04-11
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