by Otto Inkermann (1823 - 1862)

Der Abend sinkt, in dunkeln...
Language: German (Deutsch) 
Der Abend sinkt, in dunkeln Nebelschleiern 
Ruht still die Welt, vom Mondenschein bestrahlt, 
Das glüh'nde Abendroth beginnt zu feiern 
Den Dank an Gott, wenn es die Berge malt. 
Die Wolken schweben nieder 
Und freudig tönen Lieder 
Dem Schöpfer, der im Himmel wacht: 
Gute Nacht! 

Noch Ein Mal taucht aus seinen Meereswellen 
Der Fisch im Abendsonnenglanz empor; 
Froh läßt der Schiffer seine Segel schwellen; 
Hell tritt Ein Sternchen nach dem andern vor;
Da werden heil'ge Chöre 
Zum Dank, zu Preis und Ehre 
Dem ew'gen Weltengott gebracht: 
Gute Nacht!  

Von Müh und Sorgen kehrt nach seiner Hütte 
Der Vater in den frohen Kreis zurück; 
Der Schmerz verstummt in seiner Kinder Mitte, 
Und keine Freude fehlt an seinem Glück. 
Da blickt er zu den Sternen 
In unermessnen Fernen 
Und ruft empor zur heil'gen Pracht: 
Gute Nacht! 

In bunten Farben lieblich strahlend blühen, 
Vom Thau beperlt, die Blumen an dem Bach; 
Die Sonne blickt mit ihrem letzten Glühen 
Beim Scheiden dem Vergissmeinnicht noch nach. 
Die Blümlein alle schauen 
Von ihren grünen Auen 
Still flüsternd auf zur dunkeln Nacht: 
Gute Nacht! 

Wenn nun dereinst sich meine Lebensstunden 
Dem Ziele nähern, das ich lang' erstrebt, 
Wenn ich dann feurig den Beruf empfunden, 
Der mächtig in dem Herzen mir gelebt: 
Dann ruf ich noch beim Scheiden, 
Wenn dumpf die Glocken läuten, 
Herauf aus meinem dunkeln Schacht: 
Gute Nacht! 

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Confirmed with Knospen: Gedichte von C. O. Sternau, zweite stark vermehrte Auflage, Magdeburg: Emil Baensch, 1844, pages 29 - 30.


Authorship:

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):


Researcher for this text: Melanie Trumbull

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