LiederNet logo

CONTENTS

×
  • Home | Introduction
  • Composers (20,102)
  • Text Authors (19,440)
  • Go to a Random Text
  • What’s New
  • A Small Tour
  • FAQ & Links
  • Donors
  • DONATE

UTILITIES

  • Search Everything
  • Search by Surname
  • Search by Title or First Line
  • Search by Year
  • Search by Collection

CREDITS

  • Emily Ezust
  • Contributors (1,113)
  • Contact Information
  • Bibliography

  • Copyright Statement
  • Privacy Policy

Follow us on Facebook

by Friedrich von Hardenberg (1772 - 1801), as Novalis

Der Sänger geht auf rauhen Pfaden
Language: German (Deutsch) 
Der Sänger geht auf rauhen Pfaden,
Zerreißt in Dornen fein Gewand;
Er muß durch Fluß und Sümpfe baden,
Und keins reicht hülfreich ihm die Hand.
Einsam und pfadlos fließt in Klagen
Jetzt über sein ermattet Herz; 
Er kann die Laute kaum noch tragen,
Ihn übermannt ein tiefer Schmerz.

Ein traurig Loos ward mir beschieden,
Ich irre ganz verlassen hier,
Ich brachte Allen Luft und Frieden,
Doch Keiner theilte sie mit mir.
Es wird ein jeder seiner Habe
Und seines Lebens froh durch mich;
Doch weisen sie mit karger Gabe,
Des Herzens Forderung von sich.

Man läßt mich ruhig Abschied nehmen,
Wie man den Frühling wandern sieht,
Es wird sich keiner um ihn grämen,
Wenn er betrübt von dannen zieht.
Verlangend sehn sie nach den Früchten,
Und wissen nicht, daß er sie sät;
Ich kann den Himmel für sie dichten,
Doch meiner denkt nicht ein Gebet.

Ich fühle dankbar Zaubermächte
An diese Lippen festgebannt.
O! knüpfte nur an meine Rechte
Sich auch der Liebe Zauberband.
Es kümmert keine sich des Armen,
Der dürftig aus der [Ferne]1 kam;
Welch Herz wird sein sich noch erbarmen
Und lösen seinen tiefen Gram?

Er sinkt im hohen Grase nieder, 
Und schläft mit nassen Wangen ein: 
Da schwebt der hohe Geist der Lieder 
In die beklemmte Brust hinein: 
Vergiß anjetzt was du gelitten, 
In Kurzen schwindet deine Last,
Was Du umsonst gesucht in Hütten,
Das wirst du finden im Pallast. 

Du nahst dem höchsten Erdenlohne,
Bald endigt der verschlungne Lauf:
Der Myrtekranz wird eine Krone,
Dir setzt die treuste Hand sie auf.
Ein Herz voll Einklang ist berufen
Zur Glorie um einen Thron;
Der Dichter steigt auf rauhen Stufen
Hinan, und wird des Königs Sohn. 

[... (prose) ...]

Der Sänger fährt aus schönen Träumen 
Mit froher Ungeduld empor;
Er wandelt unter hohen Bäumen 
Zu des Palastes ehrnem Thor. 
Die Mauern sind wie Stahl geschliffen, 
Doch sie erklimmt sein Lied geschwind; 
Es steigt, von Lieb und Weh ergriffen,
Zu ihm hinab des Königs Kind. 

Die liebe drückt sie fest zusammen,
Der Klang der Panzer treibt sie fort;
Sie lodern auf in süßen Flammen 
Im nächtlich stillen Zufluchtsort.
Sie halten furchtsam sich verborgen,
Weil sie der Zorn des Königs schreckt, 
Und werden nun von jedem Morgen 
Zu Schmerz und Lust zugleich erweckt. 

Der Sänger spricht mit sanften Klängen 
Der neuen Mutter Hoffnung ein. 
Da tritt, gelockt von den Gesängen, 
Der König in die Kluft hinein;
Die Tochter reicht in goldnen Locken
Den Enkel von der Brust ihm hin;
Sie sinken reuig und erschrocken,
Und mild zergeht sein strenger Sinn.

Der Liebe weicht und dem Gesange
Auch auf dem Thron ein Vaterherz 
Und wandelt bald in süßem Drange
Zu ew'ger Lust den tiefen Schmerz; 
Die liebe gibt was sie entrissen, 
Mit reichem Wucher bald zurück,
Und unter den Versöhnungsküssen 
Entfaltet sich ein himmlisch Glück. 

Geist des Gesangs, komm du hernieder
Und steh auch jetzt der Liebe bei; 
Bring die verlorne Tochter wieder,
Daß ihr der König Vater sei, 
Daß er mit Freuden sie umschließet, 
Und seines Enkels sich erbarmt, 
Und, wenn das Herz ihm überfließet,
Den Sänger auch als Sohn umarmt!

Available sung texts:   ← What is this?

•   F. Hensel •   L. Reichardt 

L. Reichardt sets stanzas 1-4
F. Hensel sets stanzas 1-4

About the headline (FAQ)

View original text (without footnotes)

Confirmed with Novalis Schriften, herausgegeben von Ludwig Tieck und Fr. Schlegel, Fünfte Auflage, Erster Theil, Berlin, Verlag von G. Reimer, 1837, pages 58-60.

Note: modernized spelling would change "theilte" to "teilte"
1 Reichardt: "Fremde"

Text Authorship:

  • by Friedrich von Hardenberg (1772 - 1801), as Novalis, no title, appears in Heinrich von Ofterdingen [fragment] [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by August Leopold Crelle (1780 - 1855), "Sängers Klage", op. 3 (Zehn Gesänge am Fortepiano) no. 9 (1813/4), published 1867 [sung text not yet checked]
  • by Fanny Hensel (1805 - 1847), "Der Sänger", H-U 76, stanzas 1-4 [ voice and piano ] [sung text checked 1 time]
  • by Luise Reichardt (1779 - 1826), "Der Sänger geht", stanzas 1-4 [sung text checked 1 time]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website between May 1995 and September 2003.
Line count: 89
Word count: 511

Gentle Reminder

This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

Donate

We use cookies for internal analytics and to earn much-needed advertising revenue. (Did you know you can help support us by turning off ad-blockers?) To learn more, see our Privacy Policy. To learn how to opt out of cookies, please visit this site.

I acknowledge the use of cookies

Contact
Copyright
Privacy

Copyright © 2025 The LiederNet Archive

Site redesign by Shawn Thuris