by Georg Trakl (1887 - 1914)
Menschliches Elend
Language: German (Deutsch)
Die Uhr, die vor der Sonne fünfe schlägt - Einsame Menschen packt ein dunkles Grausen, Im Abendgarten kahle Bäume sausen. Des Toten Antlitz sich am Fenster regt. Vielleicht, daß diese Stunde stille steht. Vor trüben Augen blaue Bilder gaukeln Im Takt der Schiffe, die am Flusse schaukeln. Am Kai ein Schwesternzug vorüberweht. Im Hasel spielen Mädchen blaß und blind, Wie Liebende, die sich im Schlaf umschlingen. Vielleicht, daß um ein Aas dort Fliegen singen, Vielleicht auch weint im Mutterschoß ein Kind. Aus Händen sinken Astern blau und rot, Des Jünglings Mund entgleitet fremd und weise; Und Lider flattern angstverwirrt und leise; Durch Fieberschwärze weht ein Duft von Brot. Es scheint, man hört auch gräßliches Geschrei; Gebeine durch verfallne Mauern schimmern. Ein böses Herz lacht laut in schönen Zimmern; An einem Träumer lauft ein Hund vorbei. Ein leerer Sarg im Dunkel sich verliert. Dem Mörder will ein Raum sich bleich erhellen, Indes Laternen nachts im Sturm zerschellen. Des Edlen weiße Schläfe Lorbeer ziert.
Authorship:
- by Georg Trakl (1887 - 1914) [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Cesar Bresgen (1913 - 1988), "Menschliches Elend", 1962 [ baritone and piano ], from Vier Lieder für Bariton und Klavier, nach Gedichten von Georg Trakl, no. 3 [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2022-05-27
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