by (Friedrich) Emil Rittershaus (1834 - 1897)
Im Walde steht ein Eichenbaum
Language: German (Deutsch)
Im Walde steht ein Eichenbaum. Traun, eine mächt'ge, ries'ge Eiche! Und unter ihr im Felsenraum Ruht eines Heldenkönigs Leiche. Von mancher Jahre Leid und Lust Weiß jene Eiche wohl zu sagen, Und durch des Königs breite Brust Hat eine Wurzel sie geschlagen. Wenn nun das Maienglöckchen blüht Und blühend stehn des Gartens Bäume, Die milde Frühlingssonne glüht: Dann träumt der König süße Träume. Dann träumt der Tote sich zurück Den Segen all', den er empfunden; Dann träumt der von der Liebe Glück, Von Kränzen, die das Glück gewunden. Doch, wenn im Herbst der wilde Sturm Am Stamm der alten Eiche rüttelt Und heulend fährt durch Burg und Turm: Das greise Haupt des Königs schüttelt. Er denkt, wie durch den Waldesraum Er einst gejagt zum Schlachtenreigen; Ihm dünkt, sein Streitross scharr' am Baum, Dass er's auf's neue sollt' besteigen. -- Er fährt empor. "O, dass ich dürft' Jetzt fahren drein wie Gottes Wetter!" -- Er schlummert ein; die Eiche wirft Auf's Heldengrab die welken Blätter.
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Text Authorship:
- by (Friedrich) Emil Rittershaus (1834 - 1897), "Waldfantasie", appears in Gedichte, in Vermischte Gedichte, in Die Träume der Toten, no. 2 [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Ludwig Liebe (1819 - 1900), "Das Heldengrab", op. 101 (Sechs Männerchöre) no. 2, published 1887 [ men's chorus a cappella ], Berlin, Fr. Luckhardt [sung text not yet checked]
Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]
This text was added to the website: 2011-07-28
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