by Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
Fatinga
Language: German (Deutsch)
Fatinga tanzt, ich lieg am Holzesrande, Gebannt von ihrer Glieder Bronzeguß. Entlassen hab ich die Zigeunerbande, Das Mädchen blieb zurück, als wär's zum Pfande, Und weil sie will und weil sie bleiben muß. Ein Pascha bin ich, bin ein reicher Grande, Im grünen Turban streif ich oft im Lande, Den biedern Heimatbrüdern zum Verdruß. Fatinga tanzt. Der Schellentrommel blitzt im Sonnenbrande, Der Pirol lockt im dichten Buchenstande, Und über Kiesel schwatzt der Wiesenfluß. Fatinga tanzt. Und jeder freut sich, lauscht dem süßen Tande, Selbst über mir die kleine Haselnuß. Fatinga tanzt. Der Sommer ging, ich steh an alter Stelle, Die kleine Haselnuß, ist längst gepflückt, Gestorben ist die muntre Wiesenquelle, Entlaufen ist mein brauner Weggeselle, Die meine Seele hier zuerst entzückt. Springfüßig floh nach Süden die Gazelle, Eh sie der Winter zwang in Bärenfelle, Und Eis die Nordlandwasser überbrückt. Der Sommer ging. Zu schmal war ihr die breite Marmortreppe, Der hohe Säulengang hat sie bedrückt, Und eines Abends mit der Hindin Schnelle, Als sie mit letzten Rosen sich geschmückt, Ist sie entsprungen in die Dämmerhelle. Der Sommer ging.
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Anna Cramer (1873 - 1968), "Fatinga" [ voice and piano ], from Zehn Gedichten, no. 10, confirmed with a CD booklet [sung text checked 1 time]
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