by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
seit fünf Tagen bin ich in Paris, und...
Language: German (Deutsch)
An Prinzessin Cathia von Schönaich Carolath Verehrteste Frau Prinzessin, seit fünf Tagen bin ich in Paris, und seit vorgestern weiss ich die schwere und bange Nachricht; ich weiss sie nicht allein, sie liegt ganz auf mir in diesen zwei Tagen; ich trug sie mit mir herum, als hätt ich keinen Ort, sie hinzustellen. Ich versuche die wehe Erfahrung, die auch mir zugemutet worden ist, so gross als möglich zu fassen und zu erleben. Indem ich wehmütig und weh bei den Erinnerungen verweile, in denen die Gestalt des Verewigten mir teuer und lebendig ist, ahne ich schon die Versetzung und Verwandlung jener Beziehung ins Unbedrohte: denn wenn etwas una fortgenommen wird, womit wir tief und wunderbar zusammenhängen, so ist viel von uns selber mit fortgenommen. Gott aber will, dass wir uns wiederfinden, reicher um alles Verlorene und vermehrt um jeden unendlichen Schmerz.
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Text Authorship:
- by Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), no title [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Caroline Ansink (b. 1959), "An Prinzessin Cathia von Schönaich Carolath", 1992, copyright © 1992 [ soprano and instrumental ensemble ], from Liebe Freundinnen, chères amies, no. 2, Amsterdam : Donemus [sung text not yet checked]
Researcher for this page: Joost van der Linden [Guest Editor]
This text was added to the website: 2024-03-02
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