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by Detlev von Liliencron (1844 - 1909)

Saß ich neulich im Café, gelangweilt
Language: German (Deutsch) 
Saß ich neulich im Café, gelangweilt,
Las in Über Land und Meer, im Hausfreund,
Im Daheim, und in der Gartenlaube,
Las auch kreuz und quer die Zeitung.
                    Stupor.

An den kleinen Tischen lachten, schwatzten,
Rauchten, was zu sitzen pflegt im Café:
Ladenschwengel und Studenten, Bummler,
Assessoren, Gecken, Dichter, Strizzi,
Kurz, der Männerwelt gemischte Karte.
Die nicht hinter Blätter sich verschanzten,
Sprachen wichtig über Kant und Schiller,
Oder über was sie reden mochten.
Andre wieder spielten Skat höchst eifrig,
Greulich dabei anzuschauen.
                    Stupor.

Viel Getränke trugen immerwährend,
Im besondern Bier, die Kellnerinnen,
Diese ärmsten Dinger.
                    Stupor, Stupor,

Auch ein Liebespärchen war im Saale,
Unablässig sich die Augen musternd,
Er mit schiefem Haupt, und sie mit schiefem.
Er sprach: Süßes Annchen, zeig mir, bitte,
Dein Profilchen.
                    Stupor, Stupor, Stupor.

Einmal trat herein im schwarzen Gehrock,
Elegant vom Scheitel bis zur Sohle,
Schiens ein Kandidat, ein Herr, gelassen,
Setzte an ein Marmortischchen sich, und:
Theres, einen Cognaç Trank ihn, ging dann
An das nächste Billard, holte, wählend,
Sich ein Queue, umfaßt das dünne Ende,
Und, was soll das, schwingt es wie die Keule.
Da, o Grausen, fällt ihm ab vom Leibe
Alles, was er anhat, und der Tod ists.
Und nun schlägt er auf uns ein, bedächtig,
Aber kräftig, mit dem Kopfe wackelnd
Wie ein Alter. Wir nun, durcheinander,
Stürzen an die Thüren, schreiend, drängend.
Und er teilt die Hiebe immer schneller,
Immer wuchtiger aus. Und gräßlich brüllt er:
Fort mit euch, Gesindel, in die Hölle,
Ins Kasernenhaus der Langenweile,
Wo ihr hingehört mit euerm Stupor.

Nur das Pärchen sitzt noch unverdrossen,
Hat wahrhastig nichts bemerkt von allem,
Guckt sich unaufhörlich in die Augen,
Er mit schiefem Haupt, und sie mit schiefem.
Er sprach: Süßes Annchen, zeig mir, bitte,
Dein Profilchen.
                    Stupor, Stupor, Stupor,
Schreit der Knochenmann und schwingt den Rundstab,
Bis die beiden voll Entsetzen flüchten.
Und es steht der große Allverschlucker
Ganz allein. Noch einen Cognac trinkt er
Aus der Flasche und dann geht er weiter,
Wieder wie vorhin im schwarzen Gehrock,
Elegant vom Scheitel bis zur Sohle.
Und wie Echo klingt es von den Wänden
Durch die Leere:
                    Stupor, Stupor, Stupor.

About the headline (FAQ)

Text Authorship:

  • by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Stupor" [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

  • by Hermann Karl Josef Zilcher (1881 - 1948), "Echo", op. 13 (Vier Lieder für mittlere Stimme und Klavier) no. 1 [ medium voice and piano ], note: this may be the wrong text for this title (no incipit was availble) [sung text not yet checked]

Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]

This text was added to the website: 2013-04-21
Line count: 62
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