Saß ich neulich im Café, gelangweilt, Las in Über Land und Meer, im Hausfreund, Im Daheim, und in der Gartenlaube, Las auch kreuz und quer die Zeitung. Stupor. An den kleinen Tischen lachten, schwatzten, Rauchten, was zu sitzen pflegt im Café: Ladenschwengel und Studenten, Bummler, Assessoren, Gecken, Dichter, Strizzi, Kurz, der Männerwelt gemischte Karte. Die nicht hinter Blätter sich verschanzten, Sprachen wichtig über Kant und Schiller, Oder über was sie reden mochten. Andre wieder spielten Skat höchst eifrig, Greulich dabei anzuschauen. Stupor. Viel Getränke trugen immerwährend, Im besondern Bier, die Kellnerinnen, Diese ärmsten Dinger. Stupor, Stupor, Auch ein Liebespärchen war im Saale, Unablässig sich die Augen musternd, Er mit schiefem Haupt, und sie mit schiefem. Er sprach: Süßes Annchen, zeig mir, bitte, Dein Profilchen. Stupor, Stupor, Stupor. Einmal trat herein im schwarzen Gehrock, Elegant vom Scheitel bis zur Sohle, Schiens ein Kandidat, ein Herr, gelassen, Setzte an ein Marmortischchen sich, und: Theres, einen Cognaç Trank ihn, ging dann An das nächste Billard, holte, wählend, Sich ein Queue, umfaßt das dünne Ende, Und, was soll das, schwingt es wie die Keule. Da, o Grausen, fällt ihm ab vom Leibe Alles, was er anhat, und der Tod ists. Und nun schlägt er auf uns ein, bedächtig, Aber kräftig, mit dem Kopfe wackelnd Wie ein Alter. Wir nun, durcheinander, Stürzen an die Thüren, schreiend, drängend. Und er teilt die Hiebe immer schneller, Immer wuchtiger aus. Und gräßlich brüllt er: Fort mit euch, Gesindel, in die Hölle, Ins Kasernenhaus der Langenweile, Wo ihr hingehört mit euerm Stupor. Nur das Pärchen sitzt noch unverdrossen, Hat wahrhastig nichts bemerkt von allem, Guckt sich unaufhörlich in die Augen, Er mit schiefem Haupt, und sie mit schiefem. Er sprach: Süßes Annchen, zeig mir, bitte, Dein Profilchen. Stupor, Stupor, Stupor, Schreit der Knochenmann und schwingt den Rundstab, Bis die beiden voll Entsetzen flüchten. Und es steht der große Allverschlucker Ganz allein. Noch einen Cognac trinkt er Aus der Flasche und dann geht er weiter, Wieder wie vorhin im schwarzen Gehrock, Elegant vom Scheitel bis zur Sohle. Und wie Echo klingt es von den Wänden Durch die Leere: Stupor, Stupor, Stupor.
Vier Lieder für mittlere Stimme und Klavier , opus 13
by Hermann Karl Josef Zilcher (1881 - 1948)
1. Echo  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Stupor"
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]2. Dorfkirche im Sommer  [sung text checked 1 time]
Schläfrig singt der Küster vor, Schläfrig singt auch die Gemeinde, Auf der Kanzel der Pastor Betet still für seine Feinde. Dann die Predigt, wunderbar, Eine Predigt ohne Gleichen. Die Baronin weint sogar Im Gestühl, dem wappenreichen. Amen, Segen, Thüren weit, Orgelton und letzter Psalter. Durch die Sommerherrlichkeit Schwirren Schwalben, flattern Falter.
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Dorfkirche im Sommer", appears in Adjudantenritte, in Liebeslied, no. 4
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Église de village en été", copyright © 2012, (re)printed on this website with kind permission
3. Verbotene Liebe  [sung text checked 1 time]
Die Nacht ist rauh und einsam, Die Bäume stehen entlaubt. Es ruht an meiner Schulter Dein kummerschweres Haupt. Der Fuchs [trollt]1 durch die Felder, Wie ferne ist der Feind. Gleichgültig glänzen die Sterne, Dein schönes Auge weint. Du brichst ein dürres Ästlein, Das ist so knospenleer, Und reichst mir dann die Hände -- Wir sahen uns nimmermehr.
Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909), "Verbotene Liebe", appears in Adjudantenritte
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View original text (without footnotes)Confirmed with Detlev von Liliencron, Adjutantenritte, Zweite Auflage, Berlin, Schuster & Loeffler, 1896, page 48.
1 Zilcher: "schnürt"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Malcolm Wren [Guest Editor]
4. Schlimme Geschichte  [sung text not yet checked]
Mußt 's auch grad so dunkel sein An der Weißdornhecke! War nicht Mond- nicht [Sternenschein]1, Stand der Liebste ganz allein Wartend an der Ecke. Rothe Rosen in der Hand, Kam ich still gegangen, Griff mich ein's am Schürzenband -- Eh' ich noch ein Wörtchen fand, War ich schon gefangen. Knurrend lag ein wildes Thier Auf den Treppenstufen, Schloß der Liebste schnell die Thür, Schob auch noch den Riegel für -- Sollt ich etwa rufen?
Authorship:
- by Anna (Nuhn) Ritter (1865 - 1921), "Schlimme Geschichte", appears in Gedichte, in 1. Das Ringlein sprang entzwei, no. 5
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- CAT Catalan (Català) (Salvador Pila) , "Història terrible", copyright © 2023, (re)printed on this website with kind permission
- ENG English (Sharon Krebs) , "Dire story", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Terrible histoire", copyright © 2018, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Gedichte von Anna Ritter, Leipzig: Verlag von A.G. Liebeskind, 1898, page 13
1 Reger: "Sonnenschein"Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]