by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803)
Weiter hinab wallet mein Fuß, und der...
Language: German (Deutsch)
Weiter hinab wallet mein Fuß, und der Stab wird Mir nicht allein von dem Staube, den der Weg stäubt, Wird dem Wanderer auch von Asche Näherer Toter bewölkt. Schön wird mein Blick dort es gewahr. O der Aussicht Drüben! da strahlts von dem Frühling, der uns ewig Blüht, und duftet, und weht. O Pfad, wo Staub nicht, und Asche bewölkt. Aber sondern muß ich mich, trennen mich, muß von den Freuden Scheiden! Du bist ein tiefer bitterer Kelch! Ach, tränk ich dich nicht bei Tropfen! Leert ich mit einem Zuge dich aus, Ungestüm aus! wie, wer Durst lechzt Schnell sich erkühlt, sich erlabet an dem Labsal! Weg vom Kelche! Gesang! [Tiefsinnig Hatt' ich geforscht, Zweifelnd versenkt, ernster durchdacht: (O es galt da Täuschung nicht mit, und kein Wahn mit) Was ihn mache, Der, zu leben! entstand, zu sterben! Glücklich den? Ich war es, und bins! Viel Blumen blühn in diesem heiligen Kranz. Unsterblichkeit Ist der Blumen Eine. Der Weise durchschaut Ihrer Wirkung Kreis. Sie scheint der Könige Loos; Allein die werden in der Geschichte zu Mumien! Geburtsrecht zu der Unsterblichkeit Ist Unrecht bey der Nachwelt. So bald einst die Geschichte, Was ihr obliegt, thut: so begräbt sie durch Schweigen, und stellt Die Könige dann selbst nicht mehr als Mumien auf. Sie sind nach dem Tode, was wir sind. Bleibt ihr Name; so rettet ihn nur Verdienst, Nicht die Krone: denn sie Sank mit dem Haupte der sterbenden. Voll Durstes war die heisse Seele des Jünglings Nach der Unsterblichkeit! Ich wacht', und ich träumte Von der kühnen Fahrt auf der Zukunft Ozean! Dank dir noch Einmal, mein früher Geleiter, daß du mir, Wie furchtbar es dort sey, mein Genius, zeigtest. Wie wies dein goldener Stab! Hochmastige, vollbesegelte Dichterwerke, Und dennoch gesunkene schreckten mich! Weit hinab an dem brausenden Gestade Lag's von der Scheiter umher. Sie hatten sich hinaus auf die Woge gewagt, in den Sturm gewagt; Und waren untergegangen! Bis zu der Schwermuth wurd' ich ernst, vertiefte mich In den Zweck, in des Helden Würd', in den Grundton, Den Verhalt, den Gang, strebte, geführt von der Seelenkunde, Zu ergründen: Was des Gedichts Schönheit sey? Flog, und schwebt' umher unter des Vaterlands Denkmaalen, Suchte den Helden, fand ihn nicht; bis ich zuletzt Müd' hinsank; dann wie aus Schlummer geweckt, auf Einmal Rings um mich her wie mit Donnerflammen es strahlen sah! Welch Anschaun war es! Denn Ihn, den als Christ, ich liebte, Sah ich mit Einem schnellen begeisterten Blick, Als Dichter, und empfand: Es liebe mit Innigkeit Auch der Dichter den Göttlichen! Erstaunt über Seine so späte Wahl, dacht' ich nur Ihn! Vergaß selbst der gedürsteten Unsterblichkeit, Oder sahe mit Ruh das betrümmerte Gestade, Die Wog', und den Sturm! Strenges Gesetz grub ich mir ein in Erzt: Erst müsse das Herz Herscher der Bilder seyn; beginnen dürf' ich erst, Wäre das dritte Zehend des Lebens entflohn: Aber ich hielt es nicht aus, übertrat, und begann! Die Erhebung der Sprache, Ihr gewählterer Schall, Bewegterer, edlerer Gang, Darstellung, die innerste Kraft der Dichtkunst; Und sie, und sie, die Religion, Heilig sie, und erhaben, Furchtbar, und lieblich, und groß, und hehr, Von Gott gesandt, Haben mein Maal errichtet. Nun stehet es da, Und spottet der Zeit, und spottet Ewig gewöhnter Maale, Welche schon jetzt dem Auge, das sieht, Trümmern sind.]1
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Authorship:
- by Friedrich Gottlieb Klopstock (1724 - 1803), "An Freund und Feind", appears in Oden [author's text checked 1 time against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Wilhelm Petersen (1890 - 1957), "Abschied", op. 13 no. 1, from Drei Oden von Klopstock, no. 1. [text verified 1 time]
Researcher for this page: Matthias Gräff-Schestag
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