LiederNet logo

CONTENTS

×
  • Home | Introduction
  • Composers (20,133)
  • Text Authors (19,544)
  • Go to a Random Text
  • What’s New
  • A Small Tour
  • FAQ & Links
  • Donors
  • DONATE

UTILITIES

  • Search Everything
  • Search by Surname
  • Search by Title or First Line
  • Search by Year
  • Search by Collection

CREDITS

  • Emily Ezust
  • Contributors (1,114)
  • Contact Information
  • Bibliography

  • Copyright Statement
  • Privacy Policy

Follow us on Facebook

by Christoph August Tiedge (1752 - 1841)

Mit dem Hochgefühl des Sehnens
Language: German (Deutsch) 
Mit dem Hochgefühl des Sehnens,
Das zu Götterthaten weiht,
Flieht der hehre Sohn Alkmenens
In den Schoß der Einsamkeit.
Tief im Herzen warme Schläge,
Fühlt er, was er soll und will;
Und an einem Scheidewege
Steht er, sinnend, plötzlich still.
 
Dunkler jetzt, und wieder heller
Schwebt ihm fern die Zukunft vor.
Ahnungsvoll, und schnell und schneller
Wallt ihm hoch das Herz empor.
Wird ein Wunder sich entfalten?
Ist ihm eine Gottheit nah?
Zwei erscheinende Gestalten
Stehn vor seinem Blicke da.
 
Eine der Gestalten leuchtet,
Wie der frische Blumenring,
Der, vom ersten Tau befeuchtet,
Um die junge Tellus hing.
"Siehe!" sprach sie, "was die Erde
Süßes hat, ich weih' es dir,
Sohn des Himmels; aber werde
Mein Getreuer, folge mir!" -
 
Zauber sprühn aus ihren Blicken;
Und ein weicher Schlummerduft
Trägt ein taumelndes Entzücken
Um sie her im Hauch der Lust.
Halb dem Zauber hingegeben,
Hat der Jüngling kaum Gewalt
Seine Blicke zu erheben
Zu der stillern Huldgestalt.
 
Ruhig naht sie, wie der Friede:
[Aber wie mit Schmach bedeckt]1,
Fühlt sich zitternd der Alcide
Von der Tugend angeschreckt. -
"Keine Freuden goldner Tage,"
Spricht sie, "kann ich dir verleihn.
Rette, kämpfe, dulde, trage!
Deiner würdig, bist du mein.
 
Siegen ziemt dem Göttersohne;
Sich besiegen aber weiht
Ihm die höchste Strahlenkrone
Himmlischer Unsterblichkeit." -
Und der Jüngling - schöner blühend
Stand er da vor der Natur,
Als er heilig sich und glühend
In die Hand der Tugend schwur.
 
Seine eigne Flamme dämpfend,
Willig Schwächern unterthan,
Geht der starke Sieger kämpfend
Seine große Heldenbahn.
Ungeheuer kämpft er nieder;
Aber seinem Frieden droht
Eine fürchterlichre Hyder,
Als in Lernas Sumpf, [den]2 Tod.
 
Ach, daß ihn die Tugend warne!
Weh! der freie Sieger fällt
Überwunden in die Garne,
Die der Reiz der Lust ihm stellt.
Friede noch; allein Jole
Tritt ihm in den Heldenlauf,
Und er opfert dem Idole
Seine ganze Hoheit auf.
 
Wie ein Blitz aus heitrer Bläue,
Stürzt herein das Mißgeschick
Grause That und Schmach und Reue
Hängen an Jolens Blick.
Sieh! er reißt sie, ohn' Erbarmen,
Mit Verrat und Meuchelmord,
Aus des grauen Vaters Armen,
Aus des Bruders Armen fort!
 
Plötzlich fällt die Eumenide
Des Gewissens ihm ans Herz;
Und der süße Lebensfriede
Wandelt sich in wilden Schmerz.
Schrecklich rafft er ihn zusammen,
Seines Geistes letzten Schwung;
Auf dem Öta in den Flammen
Büßt er die Entgötterung.
 
Und der Gott erringet wieder,
Was der Erdensohn verlor;
Die Verschattung sinkt darnieder,
Die Verklärung strahlt empor.
Schon der letzte Seufzer dringet
Aus der Sterblichkeit herauf,
Und die freie Seele schwinget
Sich ins Reich der Tugend auf.

Available sung texts:   ← What is this?

•   F. Himmel 

About the headline (FAQ)

View original text (without footnotes)
1 Himmel: "Steht sie da. - Von Schaam bedeckt,"
2 Himmel: "der"

Text Authorship:

  • by Christoph August Tiedge (1752 - 1841), appears in Urania, in Sechster Gesang (Freiheit. Wiedersehn) [author's text checked 1 time against a primary source]

Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):

    [ None yet in the database ]


This text (or a part of it) is used in a work
  • by Friedrich Heinrich Himmel (1765 - 1814), "Den Kampf der Freiheit ehrt, müßt ihr die That auch tadeln!", 1814, published 1880, from Gesänge aus Tiedge's Urania, no. 15.
      • Go to the full setting text.

Researcher for this page: Sharon Krebs [Guest Editor]

This text was added to the website: 2009-08-21
Line count: 88
Word count: 421

Gentle Reminder

This website began in 1995 as a personal project by Emily Ezust, who has been working on it full-time without a salary since 2008. Our research has never had any government or institutional funding, so if you found the information here useful, please consider making a donation. Your help is greatly appreciated!
–Emily Ezust, Founder

Donate

We use cookies for internal analytics and to earn much-needed advertising revenue. (Did you know you can help support us by turning off ad-blockers?) To learn more, see our Privacy Policy. To learn how to opt out of cookies, please visit this site.

I acknowledge the use of cookies

Contact
Copyright
Privacy

Copyright © 2025 The LiederNet Archive

Site redesign by Shawn Thuris