Daß sich die Erde drehe, Wer hat's uns kund getan? Der alte Galilei, Der hat den Fund getan. Er hatte dreißig Jahre Gegrübelt Tag und Nacht, Zerwühlt sich Bart und Haare Und nichts herausgebracht. Da sprach er eines Tages: "Nun hab' ich's gründlich satt; Ich gehe in ein Wirtshaus, Wo's gute Weine hat! Die dummen Teleskope, Die widern längst mich an! Was helfen auch die Gläser, Draus man nicht trinken kann?" Und an den Kneiptisch setzte Der Galilei sich, Und an dem Weine letzte Der alte Bursche sich. Der Wein war klar und golden Und sänftlich ging er ein; Der Alte sprach: "Mich dünket, Das ist Kometenwein. Noch eine volle Flasche, Herr Wirt, so's euch genehm; Mit eins kann man nicht rechnen, Der Mensch klebt am System!" Und nach der zweiten Flasche, Da kam ihm so was bei, Als wenn es mit der Erde Nicht ganz geheuer sei. Und aber nach der dritten, Da ward ihm völlig klar, Wie wacklig, unbestritten, Sein ganzer Standpunkt war. Hinaus zur Türe schwankt' er Und auf dem Markt er stund,-- Da drehte sich die Erde Mit ihm im Kreise rund, Und Turm und Häuser flogen,-- Da rief er jubelnd aus: "Hurrah, die Erde dreht sich! Nun hab' ich's endlich raus!" Draus, Brüderlein, ergründet Den Wert der Empirie, Und wie im Wein sich kündet Das schlummernde Genie!
Zwei humoristische Lieder mit Pianoforte , opus 56
by Johannes Pache (1857 - 1897)
Translations available for the entire opus: ENG
1. Der alte Galilëi  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Richard Volkmann (1830 - 1889), as Richard Leander, "Vom Weingenie", appears in Aus der Burschenzeit
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , copyright © 2024, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Richard v. Volkmann-Leander, Kleine Geschichten und Gedichte, Leipzig: Druck und Verlag von Philipp Reclam jun., 1920, pages 51-52.
Note: This poem was also published in the Deutsches Commersbuch (Dritte Auflage, Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlagshandlung, 1880), albeit with quite a number of differences in the text.
2. Das Stelldichein  [sung text not yet checked]
Das ist die richtige Stelle: Die Linde am Straßenrain Und drüben die alte Kapelle; Hier ist das Stelldichein. Die Sterne am Himmel stehen, Die Glocke im Dorf schlägt acht. Von Elsbeth nichts zu sehen -- Ich hab' mir's ja gleich gedacht. Sie kann sich nicht trennen, ich wette, Vom Spiegel daheim an der Wand Und nestelt an Spange und Kette Und zupft an Tüchlein und Band. Am Ende läßt sie mich harren Die liebe, lange Nacht. Gewiss, sie hat mich zum Narren. -- Ich hab' mir's ja gleich gedacht. Vielleicht -- o du falsche Schlange! Jetzt wird mir's auf einmal klar, Warum der Frieder, der lange, Heut morgen so lustig war. Der Schrecken lähmt mir die Glieder, Ich bin betrogen, verlacht, Die Elsbeth hält's mit dem Frieder. -- Ich hab' mir's ja gleich gedacht. Ich hebe zum Schwure die Hände Zum Sternenhimmel -- doch halt, Was kommt durch das Wiesengelände Vom Dorf herüber gewallt? Ich sehe zwei niedliche Füße, Sie nahen sich zaghaft und sacht. Sie kommt, die Treue, die Süsse. -- Ich hab' mir's ja gleich gedacht.
Text Authorship:
- by Rudolph Baumbach (1840 - 1905), "Das Stelldichein", appears in Von der Landstrasse. Lieder., first published 1882
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Sharon Krebs) , "The rendezvous", copyright © 2020, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Von der Landstrasse. Lieder von Rudolf Baumbach , Sechzehntes Tausend, Leipzig: Verlag von A.G. Liebeskind, 1896, pages 41-42.