Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd. Gastfreundlich tönt dem Wanderer im Friedlichen Dorfe die Abendglocke. Wohl kehren [jetzt]1 die Schiffer zum Hafen auch, In fernen Städten fröhlich verrauscht des Markts [Geschäftiger]2 Lärm; in stiller Laube Glänzt das gesellige Mahl den Freunden. Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh und Ruh Ist alles freudig; warum schläft denn Nimmer nur mir in der Brust der Stachel? Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf; Unzählig blühen die Rosen, und ruhig scheint Die goldene Welt; o dorthin nehmt mich, Purpurne Wolken! und möge droben In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid'! Doch, wie verscheucht von törichter Bitte, flieht Der Zauber; dunkel wird's und einsam [ Unter dem Himmel, wie immer, bin ich - ]3 Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt Das Herz; doch endlich Jugend! verglühst du ja, Du ruhelose, träumerische! Friedlich und heiter ist dann das Alter.
Vier Lieder , opus 23
by Josef Matthias Hauer (1883 - 1959)
Translations available for the entire opus: ENG
1. Abendphantasie  [sung text not yet checked]
Language: German (Deutsch)
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Abendphantasie", appears in Gedichte 1784-1800
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , no title, copyright ©
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Fantaisie du soir", copyright © 2009, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Stéphane Goldet) (Pierre de Rosamel) , "Fantaisie pour le soir", copyright © 2015, (re)printed on this website with kind permission
1 in some editions of Hölderlin: "izt"
2 Greif: "Geschäft'ger"
3 omitted by Ligeti.
2. Der gefesselte Strom
Language: German (Deutsch)
Was schläfst und träumst du, Jüngling, gehüllt in dich, Und säumst am kalten Ufer, Geduldiger, Und achtest nicht des Ursprungs, du, des Oceans Sohn, des Titanenfreundes! Die Liebesboten, welche der Vater schickt, Kennst du die lebenatmenden Lüfte nicht? Und trifft das Wort dich nicht, das hell von Oben der wachende Gott dir sendet? Schon tönt, schon tönt es ihm in der Brust, es quillt, Wie, da er noch im Schosse der Felsen schlief, Ihm auf, und nun gedenkt er seiner Kraft, der Gewaltige, nun, nun eilt er, Der Zauderer, er spottet der Fesseln nun, Und nimmt und bricht und wirft die Zerbrochenen Im Zorne, spielend, da und dort zum Schallenden Ufer und an der Stimme Des Göttersohns erwachen die Berge rings, Es regen sich die Wälder, es hört die Kluft Den Herold fern und schaudernd regt im Busen der Erde sich Freude wieder. Der Frühling kommt; es dämmert das neue Grün; Er aber wandelt hin zu Unsterblichen; Denn nirgend darf er bleiben, als wo Ihn in die Arme der Vater aufnimmt.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Der gefesselte Strom", appears in Gedichte 1800-1804, in Oden
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (John H. Campbell) , "The restrained stream", copyright ©, (re)printed on this website with kind permission
3. Des Morgens
Language: German (Deutsch)
Vom Taue glänzt der Rasen; beweglicher Eilt schon die wache Quelle; die Birke neigt Ihr schwankes Haupt und im Geblätter Rauscht es und schimmert; und um die grauen Gewölke streifen rötliche Flammen dort, Verkündende, sie wallen geräuschlos auf; Wie Fluten am Gestade, wogen Höher und höher die Wandelbaren. Komm nun, o komm, und eile mir nicht zu schnell, Du goldner Tag, zum Gipfel des Himmels fort! denn off'ner fliegt, vertrauter dir mein Auge, du Freudiger! zu, solang du In deiner Schöne jugendlich blickst und noch Zu herrlich nicht, zu stolz mir geworden bist; Du möchtest immer eilen, könnt ich, Göttlicher Wandrer! mit dir: doch lächelst Des frohen Übermütigen du, daß er Dir gleichen möchte; segne mir lieber dann Mein sterblich Tun und heitre wieder Gütiger! heute den stillen Pfad mir!
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "Des Morgens", appears in Gedichte 1784-1800
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4. An die Parzen
Language: German (Deutsch)
Nur einen Sommer gönnt, ihr Gewaltigen! Und einen Herbst zu reifem Gesange mir, Daß williger mein Herz, vom süßen Spiele gesättiget, dann mir sterbe! Die Seele, der im Leben ihr göttlich Recht Nicht ward, sie ruht auch drunten im Orkus nicht; Doch ist mir einst das Heilge, das am Herzen mir liegt, das Gedicht gelungen: Willkommen dann, o Stille der Schattenwelt! Zufrieden bin ich, wenn auch mein Saitenspiel Mich nicht hinabgeleitet; einmal Lebt ich, wie Götter, und mehr bedarfs nicht.
Text Authorship:
- by Friedrich Hölderlin (1770 - 1843), "An die Parzen", appears in Gedichte 1784-1800
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Emily Ezust) , "To the Fates", copyright ©
- ENG English [singable] (Walter A. Aue) , "To: the Fates", copyright © 2010, (re)printed on this website with kind permission
- FRE French (Français) (Guy Laffaille) , "Aux Parques", copyright © 2017, (re)printed on this website with kind permission