Die Leidenschaft bringt Leiden! -- Wer beschwichtigt Beklommnes Herz, das allzuviel verloren? Wo sind die Stunden, überschnell verflüchtigt? Vergebens war das Schönste dir erkoren! Trüb' ist der Geist, verworren das Beginnen; Die hehre Welt wie schwindet sie den Sinnen! Da schwebt hervor Musik mit Engelschwingen, Verflicht zu Millionen Tön' um Töne, Des Menschen Wesen durch und durch zu dringen, Zu überfüllen ihn mit ew'ger Schöne: Das Auge netzt sich, fühlt im höhern Sehnen Den Götter-Werth der Töne wie der Thränen. Und so das Herz erleichtert merkt behende, Daß es noch lebt und schlägt und möchte schlagen, Zum reinsten Dank der überreichen Spende Sich selbst erwidernd willig darzutragen. Da fühlte sich -- o daß es ewig bliebe! -- Das Doppel-Glück der Töne wie der Liebe.
Drei Gesänge für Tenor (oder Sopran) mit Pianofortebegleitung , opus 10
by Friedrich Hegar (1841 - 1927)
1. Aussöhnung  [sung text not yet checked]
Text Authorship:
- by Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832), "Aussöhnung", appears in Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe, letzter Hand, Band III, in 1. Lyrisches, in Trilogie der Leidenschaft, no. 3
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- FRE French (Français) (Pierre Mathé) , "Réconciliation", copyright © 2013, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Goethe's Werke. Vollständige Ausgabe, letzter Hand, Dritter Band, Stuttgart und Tübingen, in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1828, page 30.
2. Die Stille
Wie der Mond im Silberschimmer feiernd durch die Lüfte schwebt! Wie die Flut im Glanzgeflimmer leis und leise abwärts bebt! Stille herrscht in Waldesträumen, Stille durch das holde Thal, und die Seele fühlt einmal Labung in den wachen Träumen. Ist das Paradies versunken, wo das erste Menschenpaar, liebe-, wonn- und andachtstrunken in der Stille glücklich war, so gewährt des Höchsten Wille vom entfloh'nen Unschuldsglück einen Nachhall noch zurück in der feierlichen Stille. Da sind Gottes Athemzüge; sie beschwichtigen das Herz. Ahnung lenkt des Geistes Flüge, Wonnethräne löst den Schmerz. Leuchtendes vergangner Zeiten baut sich auf in Nebelduft; Stimmen flüstern durch die Luft von dem Künftigen, dem Weihten. Heil'ge Stille, kühle Quelle, wonach mühevollem Tag, lechzend in so linder Welle müde Seele baden mag. Nimm sie hin, sie will versinken, decke sie mit Abendroth. Süße Stille sei der Tod, und Ermattung will ihn trinken.
3. Herzens‑Frühling
Tu' dich auf in deinen Tiefen, Herz, mach' deine Thore weit! Hörst du nicht, wie laut dich riefen Schönheit, Liebe, Seligkeit? Hast du noch nicht ganz vernommen, Welche Gnade du gewannst? Herz, dein Frühling ist gekommen! Blühe denn, so reich du kannst! Endlich sank die dunkle Hülle, Die dir Licht und Luft geraubt; Liebeslust und Lebensfülle Fluthen auf dein selig Haupt. Sieh, die Nebel sind entschwommen, Und die Zweifel, die du spannst: Herz, dein Frühling ist gekommen, Blühe denn, so reich du kannst!
Text Authorship:
- by Felix Ludwig Julius Dahn (1834 - 1912), "Herzens-Frühling"
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