Mägdlein mit den goldnen Zöpfen Mägdlein mit dem goldnen Haar! Oder ist es wohl von Seide, Oder ist's von beiden gar? Nenn' ich's goldgediegne Seide? Nenn' ich's seidenfeines Gold? Und welch zartes Elfenhändchen Hat die Flechten dir gerollt? Mägdlein mit den goldnen Zöpfen Und an jedem hängt ein Herz: Hier ein junges, da ein altes, Hier mit Lust, und da mit Schmerz. Und das meine, ach das meine! -- Ist kein einzig Zöpfchen leer? Mägdlein mit den goldnen Zöpfen, Dichterherzen sind nicht schwer. Und die goldnen Zöpfe fliegen Um den Nacken, um den Leib, Und das Fliegen und das Schmiegen Ist der Herzen Zeitvertreib. Einer hat sich fast verirret Um die Schulter ganz allein: Mägdlein, streich' ihn nicht zurücke, Freiheit steht dem Haar so fein. Mägdlein mit den goldnen Zöpfen, Mägdlein mit dem goldnen Haar! Herz an Herz ein stilles Plätzchen, Eins ist eins, und zwei ein Paar. Löse deine goldnen Flechten, Alle Herzen fallen aus, Und nur eines, und nur meines, Mägdlein, trägst du mit nach Haus!
Sechs Gesänge von Wilhelm Müller für eine Baritonstimme mit Pianoforte , opus 68
by Heinrich August Marschner (1795 - 1861)
1. Fastnachtslied  [sung text not yet checked]
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Fastnachtslied von den goldenen Zöpfen"
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Confirmed with Gedichte von Wilhelm Müller, Vol. 1, ed. by Gustav Schwab, Leipzig: F. A. Brockhaus, 1837, pages 404-406.
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2. Des Finken Gruß  [sung text not yet checked]
Im Fliederstrauch ein Finke saß Und sang; Er sang wohl dies und sang wohl das, Was klang: Nun werft den Winter aus der Thür Weit, weit! Der liebe Mai ist wieder hier, Ihr Leut'! Er hat ein grünes Röckchen an Von Gras, Hat bunte, blanke Knöpfe dran Von Glas. Ein großes Auge hat der Fant, Ist blau; Paßt auf, ob nicht durch Thür und Wand Er schau'! Sein Odem tränkt so frisch und rein Die Luft, Sein Haar muß ganz gepudert sein Mit Duft. Er weiß mit Jungfern umzugehn Gar fein, Die Burschen auch ihn gerne sehn Im Hain. Den Kindern bringt er Spielwerk mit; Woher? Aus Nürnberg von dem Blumenschmid, Daher! Und was soll für die Philister sein? Ja was? Die fangen sich Mücken und Fliegen ein Zum Spaß.
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Des Finken Gruß"
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Confirmed with Gedichte von Wilhelm Müller, Vol. 1, ed. by Gustav Schwab, Leipzig: F. A. Brockhaus, 1837, pages 407-408.
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3. Wanderlied  [sung text not yet checked]
Ich [ziehe so lustig zum Thore]1 hinaus, als ob's ein Spaß nur wär: Das macht, es wallt Feinsliebchens Bild gar helle vor mir her. Da merk ich dann im Herzen bald, ich sei dort oben hier, Ich gehe fort, ich kehre heim, ich ziehe doch immer zu ihr. Und wer zu seinem Liebchen reist, dem wird kein Weg zu schwer, Der läuft bei Tag und läuft bei Nacht, und ruht sich nimmermehr. Und ob es regnet, ob es stürmt, mir thut kein Wetter weh: Es hat mein Liebchen mir gesagt ein freundliches Ade!
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Auszug", appears in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 1, in Reiselieder, in Wanderlieder eines rheinischen Handwerksburschen, no. 1
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View original text (without footnotes)1 Attenhofer: "zieh' so lustig zum Thor"
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4. Entschuldigung  [sung text not yet checked]
Wenn wir durch die Straßen ziehen, recht wie Bursch' in Saus und Braus, schauen ßuglein, blau' und graue, schwarz' und braun' aus manchem Haus; und ich lass' die Blicke schweifen durch die Fenster hin und her, fast als wollt' ich eine suchen, die die allerliebste wär'. Liebchen weißt, warum die Brust mir schmückt ein rot-weiß-grünes Band? Liebchen, rot der Liebe Zeichen, weiß der Unschuld Unterpfand, und daß du einst wirst mein eigen, zeiget dir der Hoffnung Grün, darum trag' ich sie so gerne, diese Farben: rot-weiß-grün!
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Entschuldigung", appears in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 1, in Reiselieder, in Wanderlieder eines rheinischen Handwerksburschen, no. 8
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]5. Brüderschaft  [sung text not yet checked]
Im Krug zum grünen Kranze, Da kehrt ich durstig ein; Da saß ein Wandrer drinnen, drinnen Am Tisch beim kühlen Wein. Ein Glas ward eingegossen, Das wurde nimmer lehr! Sein Haupt ruht auf dem Bündel, Bündel, Als wärs ihm viel zu schwer. Ich tät mich zu ihm setzen, Ich sah ihm ins Gesicht, Das schien mir gar befreundet, befreundet Und dennoch kannt' ich's nicht. Da sah auch mir ins Auge Der fremde Wandersmann Und füllte meinen Becher, Becher Und sah mich wieder an. Hei! wie die Becher klangen, Wie brannte Hand in Hand, "Es lebe die Liebste deine, deine, Herzbruder im Vaterland!"
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Brüderschaft", appears in Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten 1, in Reiselieder, in Wanderlieder eines rheinischen Handwerksburschen, no. 4
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Researcher for this text: Emily Ezust [Administrator]6. Doppelte Gefahr  [sung text checked 1 time]
Ich armer Fischerbube, Wo soll ich schiffen hin? Mein Nachen ist gar kleine, Gar schüchtern ist mein Sinn. Im hohen Meere draußen Da sind die Wogen groß, Da läßt aus Ost und Westen Der Himmel die Stürme los. Da jagen die Korsaren Nach [jungem]1 Christenblut, Da singen die Sirenen Und locken hinab in die Fluth. Am Ufer sitzt ein Mädchen, Die hat ein Augenpaar, Das droht mit Feuerflammen Mir tödtliche Gefahr. Sie strickt an einem Netze, Will drin mich fangen ein; Ihr Haar hat lange Flechten, Dran soll ich gebunden sein. Du liebliche Sirene, Sirene von dem Strand, Laß deine Stimme tönen Hell über Meer und Land! Tief unten in den Fluthen Da ist ein goldnes Haus, Da ruhen die Ertrunknen In weichen Armen aus. In diesem Liebesmeere Wo wird die Ruhstätt' sein? Entweder an deinem Herzen, Ach! oder im Grabe mein.
Authorship:
- by Wilhelm Müller (1794 - 1827), "Doppelte Gefahr "
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Available translations, adaptations or excerpts, and transliterations (if applicable):
- ENG English (Jeffrey Williams) , "Double Danger", copyright © 2021, (re)printed on this website with kind permission
Confirmed with Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten, herausgegeben von Wilhelm Müller, Dessau, Bei Christian Georg Ackermann, 1821, pages 132-133. Modernized spelling would require changing "Fluth" to "Flut", "tödtliche" to "tödliche", etc.
1 Marschner: "jungen"Research team for this page: Emily Ezust [Administrator] , Jeffrey Williams [Guest Editor]